Transpower will für 30 Millionen Euro sein Netz von 200 auf 380 Kilovolt aufrüsten. Einspruchsfrist läuft.

Kreis Pinneberg. Hans Ochs, heute 75, hat es miterlebt, als in den 60er-Jahren die Hochspannungsleitung von der Elbe über sein Dorf Moorrege bis Quickborn gebaut wurde. "Wir haben uns damals nicht gewehrt", erinnert er sich. Über Elektrosmog sprach noch niemand. Außerdem gab es für diejenigen, auf deren Grundstücken die Masten errichtet wurden, 1000 Mark als Entschädigung.

Heute ist das alles ganz anders. Der Moorreger wehrt sich mit gut einem Dutzend Nachbarn dagegen, dass die alte Trasse mal eben aufgerüstet wird mit einer 380-Kilovolt- anstelle der 220-kV-Leitung. So wie in Moorrege haben sich in Kummerfeld, Borstel-Hohenraden und Quickborn Initiativen gebildet. "Schon heute leiden wir erheblich unter dem Lärm, wenn die Witterung feucht wird, dann zischt es über unseren Häusern", erzählt Jürgen Beyer (50).

Neben der Lärmbelästigung wächst die Sorge über die Wirkung von elektromagnetischer Strahlung. Tatsache ist, dass die mit der Umrüstung kaum geringer wird. Klaus Ludewigs (67), Maschinenbaumeister im Ruhestand, hat ausgerechnet, dass die Betroffenen die 3,5-fache Stromstärke über ihren Grundstücken und einen 4,3-fach verstärkten Magnetismus ertragen müssen.

Das wollen alle nicht. Viele haben Angst vor Krankheiten. Theodor Eggert (69) ist sich sicher, dass die Nervenkrankheit seiner Frau und sein Schlaganfall von der Strahlung über dem Wohnhaus mit ausgelöst worden sind.

Anfangs wollten die Protestler aus Moorrege durchsetzen, dass die Kabel unter die Erde gelegt werden. Doch das scheint politisch nicht durchsetzbar. Stattdessen setzten sich Andreas Wulff (55), Theodor Eggert (69) und Klaus Ludewigs (67) hin und machten eine Zeichnung, wie die Stromtrasse verschwenkt werden kann, um sie fern von bewohnten Grundstücken zu halten.

Diese Vorschläge bringen sie in das laufende Verfahren ein. Das wird auch Zeit, denn in diesen Tagen endet die Auslegungsfrist für die Pläne in den Behörden zwischen Haseldorf und Quickborn. Noch bis zum 23. Juli haben die kritischen Bürger Zeit, ihre Widersprüche und Anregungen schriftlich in ihrem Amt abzugeben oder direkt an die Planfeststellungsbehörde, dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in Kiel, weiterzugeben.

Erfreut haben die protestierenden Bürger aus Moorrege beobachtet, dass ihre Politiker sie bei diesen Einsprüchen doch bis zuletzt unterstützen. Auch der Gemeinderat formulierte einen Einspruch. Denn die Allgemeinheit ist ebenfalls von der aufzurüstenden Stromtrasse betroffen: Darunter liegt das Naturbad Oberglinde, das als ein Leuchtturmprojekt für Einheimische und Touristen weiterentwickelt werden soll.