Der 22 Jahre alte Student besprüht die tristen Flächen und erntet mit seinen Werken viel Lob und Anerkennung.

Wedel

Der rote Felsen ist eindeutig schicker als der graue Beton, auf den er aufgesprüht wurde. Die Insel Helgoland unter hellblauem Himmel ist eines der Motive, die jetzt die Flutschutzmauer vor dem Schulauer Fährhaus zieren. Sie stammen aus den Dosen von Johann Lucht (22), einem Wedeler Graffiti-Künstler. Derzeit verzaubert er die Mauer, die jahrelang durch ihr Westwall-Ambiente nervte, in eine Kunstgalerie maritimer Motive.

"Wind ist nicht so schlimm. Nur regnen sollte es nicht", so Lucht zu den Rahmenbedingungen. Er hat den Auftrag zur Verschönerung der Anti-Wasser-Wand von der Stadt erhalten. Insgesamt 20 Bilder sind in die Sitzerker der Mauer zu sprühen, teils 3,50 Meter breit und 70 Zentimeter, teils 1,10 Meter, hoch.

Dabei ließ man Lucht die künstlerische Freiheit - nur hübsch maritim sollten die Motive sein und passend zum Willkomm Höft auch ein wenig international. So gesellten sich zu Deutschlands einziger Hochsee-Insel in den benachbarten Nischen unter anderem eine chinesische Dschunke, das Flusstal von Guilin, ein Fischerboot vor Kanadas Küste oder eine Segler-Szene vor Dover.

Lucht, hauptberuflich Student der Stadtplanung, nimmt sich Fotos als Vorlage. Zunächst trägt der Alternativ-Künstler eine Spezial-Grundierung auf, "damit es ewig hält". Pro Bild wählt sich Lucht Farbdosen mit rund 40 unterschiedlichen Tönen aus - und dann wird gesprüht. Erst kommt der Horizont, und dann arbeitet er sich langsam vom Hintergrund aus nach vorn.

Dabei nutzt er Sprühdosen ausschließlich eines bestimmten Herstellers, weil die sich leicht händeln lassen. Bei lange dauernden Kunst-Einsätzen wird das ansonsten anstrengend für die Schultern. Seit seinem 14. Lebensjahr beschäftigt sich Johann Lucht mit dem Sprayen, richtig aktiv ist er jedoch erst seit rund drei Jahren. Allerdings gehört das Verfertigen gegenständlicher Motive eher zu den Ausnahmen. Meist ist sind es Tags, die typischen Schriftzüge, die den Sprüher gleichzeitig identifizieren, die Lucht anfertigt, selbstverständlich nur da, wo es auch offiziell erlaubt ist.

Aber Auftragsarbeiten helfen, den Farbdosen-Nachschub zu sichern. Über das Honorar, was er von der Stadt erhält, schweigt er sich aus: "Es ist aber ein fairer Preis." Wer selbst noch eine hässliche Mauer oder Garagenwand etwas aufgepeppt haben möchte: Unter der Rufnummer 0176/86 21 37 07 ist Lucht telefonisch zu erreichen.

Auf jeden Fall lohnt es sich für die Stadt. Die Kunstwerke werden positiv aufgenommen. Peter Mundt beispielsweise, mit Bus aus Rostock angereist, äußerte sich fachmännisch zu den Gesteins-Proportionen des gesprühten Helgolands: "Die Farben sind ein bisschen anders, aber die Klamotten stimmen."