Autorin und Malerin will mit ihrer Arbeit andere Kulturschaffende mitreißen und gemeinsam mit ihnen mehr Menschen für Kultur begeistern.

Halstenbek

Lyrik ist etwas für Menschen, die etwas in Ruhe genießen können. Mit Lyrik wird niemand ein Fußballstadion füllen, aber den Geist von besonders feinfühligen Menschen. Das war auch das Ziel der Lyrik-Nacht im Halstenbeker Kunstraum. Und diejenigen, die gekommen waren, erlebten und genossen einen sehr schönen Abend mit viel interessanter und hörenswerter Poesie und Unterhaltung. Dafür sorgte Jacques Oerter zum Beispiel mit Couplets von Otto Reuter. Außerdem wurden an diesem beeindruckenden Abend die Preise für den Lyrikwettbewerb "FrauenFriedensgedanken" des Kunstraums verliehen.

Organisatorin und Kunstraumbetreiberin Christin van Talis, die mit bürgerlichem Namen Christine Geweke heißt, hätte sich trotz alledem gern etwas mehr Interesse an der Veranstaltung gewünscht. Doch sie zeigte sich realistisch: "Mit Lyrik lockt man nicht so viele Menschen an." Die Erfahrung hatte sie auch schon in Soltau gemacht, wo der Kunstraum angesiedelt war, bevor er im Oktober vergangenen Jahres nach Halstenbek umzog.

Doch Christin van Talis ist zuversichtlich. "Dieses Angebot braucht eine Anlaufphase", sagt sie. Deshalb ist sie zuversichtlich, dass sie wie in Soltau lyrische Veranstaltungen auch in Halstenbek mit der Zeit etablieren kann. Eine weitere Aktion - Termin ist noch offen - ist für dieses Jahr geplant.

Die Künstlerin Christin van Talis, die sich mit Malerei, Bildhauerei und Lyrik befasst, hat ein sehr großes Interesse an der Friedensarbeit von Frauen. Deshalb hatte sie zu dem Lyrikwettbewerb "FrauenFriedensgedanken" in Deutschland und in Polen aufgerufen. Die Ergebnisse sind in der gleichnamigen Anthologie, die sie herausgeben hat und die über den Buchhandel bezogen werden kann, nachzulesen.

Eine Jury entschied sich für das Gedicht von Marianne Horváth aus Kempten. Die Gewinnerin war extra mit ihren beiden Töchtern angereist, um den Preis, ein Gemälde von Christin van Talis, entgegen zu nehmen. Auch die übrigen Autoren, die im Rahmen der Lyrik-Nacht aus ihren Gedichten lasen, waren aus allen Teilen Deutschlands nach Halstenbek gekommen.

Marianne Horváth freute sich sehr über den Preis. Zum Schreiben sei sie gekommen, weil sie für ihre mittlerweile erwachsenen Töchter eigene Märchen und Gedichte verfasst habe, sagte die Preisträgerin. Unter anderem las sie ihr Siegergedicht vor, das sich mit der Friedlichkeit des siebten Schöpfungstages befasst.

Außer ihr standen elf weitere Freizeitlyriker auf der Liste der Lesenden an diesem Abend. Darunter waren auch Männer, deren Gedichte in der zuvor von van Talis herausgegebenen Anthologie "Jeder Friedensgedanke ein Gedicht" veröffentlicht worden waren. Auch die ist über den normalen Buchhandel erhältlich.

Die Entscheidung, ihren Kunstraum in Halstenbek an der Poststraße 14 anzusiedeln, war für die Künstlerin ganz naheliegend. "Ich bin hier aufgewachsen", erzählt sie. Und das ehemalige Ladengeschäft dient nicht nur für Lyrikveranstaltungen. Aber die werden dort einen besonderen Platz erhalten.

"In Buchhandlungen ist Lyrik kaum zu finden", beklagt van Talis. Der Kunstraum ist auch Galerie und Werkstatt für die Künstlerin. "Wenn ich da bin, dürfen Kunstfreunde gerne unverbindlich vorbeikommen, um sich umzusehen oder mir bei der Arbeit über die Schulter zu schauen", sagt sie.