Wer erinnert sich nicht noch aus seiner Schulzeit an den “Erlkönig“, “Die Glocke“ oder “Die Bürgschaft“? Und viele dürften es gehasst haben, diese und andere Gedichte im Deutschunterricht auswendig lernen zu müssen.

Barmstedt - Dass es an Schulen auch einen ganz anderen Zugang zur Poesie geben kann, das zeigte jetzt das Barmstedter Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium. Für eine Schulstunde trug Bas Böttcher Schülern der Oberstufe seine Gedichte vor. Und die Gymnasiasten lauschten gespannt und amüsiert den Worten eines der "Poetry-Slam"-Gründers, der auch als junger Wilder der Poesie gilt.

In der deutschsprachigen Gegenwartslyrik steht der Name Bas Böttcher seit Jahren exemplarisch für die lebendige Szene der Lesebühnen und "Poetry Slams". Die Texte des 35-jährigen Dichters erscheinen bereits in wichtigen Anthologien. "Meine Texte betrachte ich als sinnliche Ereignisse", sagt Böttcher. "Sie finden auf Lesebühnen, im Fernsehen, in Literaturhäusern, in Diskotheken, in Bibliotheken, in Büchern, auf Festivals und auf CD statt." Was ihn besonders reizt, ist die Tatsache, dass er beim Vortrag seiner Werke Autor, Regisseur und Darsteller seiner Poesie in einem ist.

Referendar Dennis Höppner, der sich im Rahmen seiner Examensarbeit mit seinen Schülern mit der Gegenwartslyrik und ihren Darstellungsformen befasst, freute sich, dass es gelungen war, Böttcher nach Barmstedt zu holen. Ermöglicht hat das der Kontakt von Gerd Christian Thielmann zu dem Dichter. Aber auch Böttcher freute sich über die Einladung. "Dass sich Schulen damit beschäftigen", sagte er, "zeigt, dass diese Kunstform ernst genommen wird." Es sei jedes Mal wieder ein wunderbarer Moment, wenn er merke, wie seine Zuhörer still würden und zuhörten.

Im Anschluss an seinen Vortrag sah er sich mit Schülern noch "Poetry-Clips" an, die die Jugendlichen gedreht hatten. (kuk)