Friseurmeister im Ruhestand ist vom Sozialamt bitter enttäuscht. Bürgermeisterin: Jetzt entscheidet das Gericht.

Uetersen

Uwe Müller (66) glaubt nicht mehr an das Gute in der Welt. Wenn er durch die Räume seines Mietshauses am Großen Wulfhagen 29 schreitet, kommen ihm die Tränen. Mit den Mieteinnahmen hier wollte der Friseurmeister im Ruhestand seinen Lebensabend sichern. Doch die Hauptwohnung im ersten Stock ist verwüstet und das Ladenlokal im Erdgeschoss steht seit Monaten leer. Der Schuldige aus Müllers Sicht: das Sozialamt der Stadt.

Dabei hatte alles so gut angefangen. 1975 hatte Müller das um die Jahrhundertwende erbaute Haus gekauft. Besonders die alten Uetersener erinnern sich noch gut daran, dass hier die Polizeiwache untergebracht war. Vor zwölf Jahre vermietete Müller die beiden Wohnungen im ersten und zweiten Stock an die Stadt, damit sie dort Menschen in Not, vornehmlich Asylbewerber, unterbringen konnte.

Das funktionierte - bis 2008. Dann zog dort eine Familie mit vielen Kindern ein. Und aus Müllers Sicht begann damit erheblicher Ärger. Das größte Problem: Mehrfach lief Wasser aus dem ersten Stock in den Laden im Erdgeschoss, sodass der Betreiber einer Spielhalle erst die Miete kürzte und im November schließlich fristlos kündigte. Müller ist sicher, dass die Mieter im ersten Stock den Schaden verursachten. Er ließ sich das vom Gutachterbüro SC Consulting bestätigen.

Von August 2008 an bemühte sich Uwe Müller darum, dass die Stadt für die offensichtlich überforderte Familie besser geeignete Wohnräume findet. Die Stadt akzeptierte anfangs die Erschwernisse für den Vermieter und zahlte auch die Mietrückstände für das Ladenlokal.

Weil aus seiner Sicht zu wenig geschah, um die Familie andernorts unterzubringen, schaltete Müller einen Anwalt ein. Die Stadt reagierte ebenfalls und fordert jetzt sogar die Ausgleichszahlungen zurück. Die Wasserschäden seien möglicherweise durch marode Leitungen entstanden und nicht von den Mietern verursacht worden schreibt der Jurist der Verwaltung.

Uwe Müller fühlt sich jetzt des Betrugs bezichtigt. Völlig enttäuscht ist er vom Sachbearbeiter im Rathaus, mit dem er jahrelang am Stammtisch über "alle Dinge dieser Welt" gesprochen hat.

Bürgermeisterin Andrea Hansen stellt sich schützend vor ihre Mitarbeiter aus dem Sozialamt. Der Vermieter habe gewusst, dass dort Menschen mit schwierigen Familienverhältnissen einziehen. Lange Zeit sei der Vermieter damit gut gefahren. Die Stadt sei auch in der problematischen Zeit auf Forderungen eingegangen. Jetzt müssten Gerichte über Schuld entscheiden.

Uwe Müller kann diese Eskalation nicht begreifen, schiebt mit dem Fuß die Scherben in der verwüsteten Mietwohnung zur Seite - "besenrein", so schrieb der städtische Anwalt seien die Räume hinterlassen worden. Tatsächlich wuchern noch Lebensmittelreste in der Spüle.