“Schneezeit“ stieß auf Interesse. Der Streifen wird nun in Moskau, Paris, London, New York und Tokio gezeigt.

Barmstedt/Cannes

Es gilt als das größte und wichtigste Filmfestival der Welt. Jedes Jahr Ende Mai versammeln sich 20 000 Filmschaffende, Regisseure, Schauspieler und Produzenten in der südfranzösischen Stadt Cannes. Mitten in diesen Trubel der Kreativen wagte sich der Barmstedter Filmemacher und Kreiskulturpreisträger 2009, Hannes Burchert. Er stellte seinen Kurzfilm "Schneezeit", der sich mit dem Thema "eingefrorene" Zeit beschäftigt, dem internationalen Publikum vor.

"Ein aufregendes Erlebnis", sagt der 29 Jahre alte Jungfilmer. "Ich habe in diesen zehn Tagen tiefe Einblicke in die Filmszene und ihre Struktur bekommen. Zunächst wirkt alles wie ein unübersichtliches Gewusel. Aber man kriegt schnell einen Überblick - wie bei einem Wald, den man anhand markanter Bäume erkundet." So viele Macher aus der Welt des Kinos trifft man sonst nirgends. "Hunderte, die das Gleiche machen wie du. Das ist absolut komprimiert", sagt Burchert. Er hat festgestellt: Neben der Kunst dreht sich alles um das Geschäft, um die Vermarktung des aktuellen Films und die Suche nach Geld für den nächsten. "Wer da keinen Film im Festival-Programm vorweisen kann, ha es schwer, Gehör zu finden."

Das war bei Buchert anders. Als einzigen deutschen Regisseur hatte ihn die German-Films-Agentur nach Cannes eingeladen, um dort die Kurzfilmrolle mit zehn Filmen zu präsentieren. So hatte der Barmstedter gleich ein Forum, konnte in einem großen Kino vor internationalen Kritikern und dem Festivalpublikum seinen Film zeigen, die Abschlussarbeit von der Hamburger Filmhochschule. "'Schneezeit' hatte gute Kritiken", freut sich Burchert, der dafür in Kiel gerade den Preis für den besten Kurzfilm erhielt. Heute Abend ist der Film auf dem Hamburger Kurzfilmfestival (19.30 Uhr im Zeise-Kino) zu sehen. Anschließend geht er mit der Kurzfilmrolle auf Welt-Tournee. Der Film wird in Moskau, Paris, London, New York und Tokio gezeigt.

Cannes ist wie eine große Kontaktbörse, hat Burchert erfahren. Da nur eine begrenzte Anzahl von Filmen gedreht werden kann, scharen sich die vielen Filmemacher um die wenigen Produzenten, Filmförderer und Geldgeber. Diese Gespräche laufen meist auf den unzähligen Partys nach der Filmvorführung ab. "Das ist nicht glamourös, wie man es sich vielleicht vorstellt. Da geht es ums Geschäft." Mit einem kleinen Reclamheftchen, in dem das Grundkonzept stand, warb Burchert bei den Experten für seinen ersten Langfilm, für den er eine Million Euro braucht. Es soll ein Krimi werden, der sich mit der Wahrnehmung alter Leute beschäftigt. Er habe ein gutes Gefühl, dass er einige Produzenten von der Idee überzeugen konnte. Viel Zeit blieb ihm nicht. "Mehr als fünf Minuten gibt dir keiner in Cannes." Zurück in Deutschland will er die Kontakte jetzt vertiefen.