Die zuständigen Landesbehörden und die Kommunen wollen zunächst kurzfristige Lösungen erarbeiten.

Kreis Pinneberg

Wenn nichts passiert, wird der Verkehrskollaps auf der Autobahn 23 im Kreis Pinneberg wohl nicht zu verhindern sein. Darin sind sich Experten aus dem Straßenverkehrsamt des Kreises Pinneberg sicher. Eine neue Untersuchung des Kieler Verkehrsministeriums bestätigt, dass die Blechlawine langfristig ohne Ausbau der Fahrspuren nicht mehr zu bewältigen sein wird. Kurzfristig werden verkehrslenkende Maßnahmen, der Ausbau von Zufahrten und der verstärkte Einsatz von Lichtsignalanlagen empfohlen.

Auf dem Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Pinneberg-Süd und Halstenbek-Rellingen sind schon jetzt täglich 82 600 Fahrzeuge in beiden Richtungen unterwegs. Die Prognose der Fachleute ist erschreckend: Für den Zeitraum 2025/2030 haben sie eine tägliche Verkehrsbelastung von 111 000 Fahrzeugen errechnet.

Die Kieler Analyse - vom Kreis in Auftrag gegeben - ergänzt Erhebungen, die vom Fachdienst Straßenbau und Verkehrssicherheit angestellt wurden. Schon jetzt gibt es auf der A 23 in Fahrtrichtung Hamburg zwischen Pinneberg-Nord und der Hamburger Landesgrenze vor allem im morgendlichen Berufsverkehr häufig Staus. "Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung sind unerlässlich", sagt Fachdienstleiter Michael Zisack.

Bereits im Laufe dieses Monats sollen mit den zuständigen Landesbehörden und Kommunen Gespräche aufgenommen werden, um kurzfristige Lösungen zu erarbeiten. Im Detail geht es darum, im Bereich der stark frequentierten Anschlussstellen, wie Pinneberg-Nord und Pinneberg-Süd weitere Ampelanlagen zu schaffen. Auch durchgehende Markierungen als Fahrstreifentrennung, verlängerte Beschleunigungsspuren sowie Überholverbote sollen die Situation in den Auffahrten verbessern. Ferner werde an eine Sensibilisierung der seit Jahren vorhandenen Verkehrsbeeinflussungsanlagen gedacht, ergänzt Zisack. Allerdings setzt diese Temposteuerung per Schilderbrücken eine verstärkte Überwachung voraus. Denn schon jetzt halten sich viele Autofahrer nicht an die signalisierten Tempolimits in Richtung Hamburg. Auch eine per Lichtzeichenanlagen dosierte Zufahrtsbeschränkung auf die A 23 bei zu hoher Auslastung sei vorstellbar.

Der Fachdienstleiter betont allerdings, dass diese kurzfristigen Maßnahmen, deren Finanzierung je nach Zuständigkeit von den Kommunen sowie von Kreis, Land und Bund übernommen werden müsse, kein Patentrezept zur Lösung des Stau-Dilemmas sei. Wirksamer, aber auch erheblich teurer wäre ergänzend ein dritter Fahrstreifen in Richtung Hamburg, um der A 23 eine Art Bypass zu schaffen. Ob dies nun unter Einbeziehung der vorhandenen Standstreifen oder per Neubau einer weiteren Spur geschieht, ist noch Zukunftsmusik. Gegenwärtig sind allerdings die Brückenprofile stellenweise zu eng, um eine dritte Spur aufnehmen zu können. Umbauten der Überführungen würden weitere Kosten verursachen.

Angesichts der prognostizierten Entwicklung hält es Zisack auch für wichtig die Alternativen zum Autofahren attraktiver zu machen, um mehr Bürger auf die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs umzulenken.