“Wir helfen uns selbst“ lautet das Motto, und die Mieter ziehen mit. Geplant: ein Mehrgenerationenhaus.

Pinneberg. Der kleine Knirps, Alexander Keller, zeigt im Flur der elterlichen Wohnung stolz seine Tänzer-Künste: Er umfasst einen Fuß mit der Hand und streckt das Bein mühelos bis über den Kopf hinweg. Alexander hat reichlich Platz für diese Übungen, denn seine Familie wohnt in einer Wohnung der Stiftung "Wir helfen uns selbst" am Ziegeleiweg in Pinneberg. Und die ist riesengroß und speziell für kinderreiche Familien gemacht.

Seit 50 Jahren baut und unterhält diese Stiftung in Pinneberg mittlerweile 229 Wohnungen, die verhältnismäßig groß, gut ausgestattet und trotzdem bei Quadratmeter-Mietpreisen von weniger als fünf Euro erschwinglich sind. Die Familie Keller, Mutter Janna mit ihrem Mann, dem Schweißer Alexander, und den Kindern Nelli (13). Dimitri (6), Alexander (4), Andreas (2), besitzt eine Vier-Zimmer-Wohnung mit etwas mehr als 100 Quadratmetern Fläche, die geschickt aufgeteilt sind.

Im Flur ist nicht nur Platz für die Turnübungen der Kinder, dort konnte auch ein geräumiger Esstisch untergebracht werden. Der Balkon ist so großzügig bemessen wie die Zimmer. In der Siedlung gibt es Sonderräume für Freizeitaktivitäten. Gerade sind alle Wohnungen mit Dreifachverglasung und neuer Energieversorgung nachgerüstet worden. Das spart bei den Nebenkosten einen Hunderter. Bleiben 505 Euro Miete und Nebenkosten von 200 Euro.

"Wir wohnen gerne hier, vor allem die Kinder fühlen sich wohl. Wir sitzen oft draußen auf dem Balkon. Es bleibt kaum etwas zu wünschen übrig, außer vielleicht einem schöneren Kinderspielplatz", sagt Janna Keller. 2008 ist die Familie in den Ziegeleiweg gezogen. Davor waren Kellers in einem Hochhaus in der Rabenstraße beheimatet. Da gab es nur zwei und zwei halbe Zimmer mit 80 Quadratmetern Fläche, und das bei gleich hoher Miete.

Das Stiftungs-Jubiläum ist mit einem Straßenfest in der Mühlenstraße gefeiert worden, wo sich weitere Wohnungen für kinderreiche Familien befinden. Die Stiftung wurde vor 50 Jahren von den Firmen Binné und Oelting gegründet. Die ersten Wohnblöcke entstanden in der Breslauer Straße. Das Stiftungskapital belief sich damals auf 15 000 Mark.

"Aus unseren Wohnungen zieht keiner freiwillig aus", sagt Stiftungs-Geschäftsführer Ingo Worm stolz. Der Schuhhändler managt die Geschäfte der Stiftung seit September 2004 im Nebenjob. Eine vergleichsweise einfache Tätigkeit, denn: Vandalismus ist selten, Mithilfe der Mieter an der Tagesordnung. "Unsere Bewohner merken, dass sie uns wichtig sind", sagt Worm.

Neues Wunsch-Projekt der Stiftung ist ein Mehrgenerationenhaus gegenüber der Lutherkirche. Dort sollen neun Wohnungen für Rentner und drei mit jeweils fünf Zimmern für Familien entstehen. Pinnebergs Politiker haben noch nicht ja gesagt, aber Worm ist zuversichtlich. "Familien mit drei und mehr Kindern finden so gut wie keine Bleibe mehr in Pinneberg. Umso wichtiger wäre unser Neubau, um wenigsten für einige von ihnen schönen Wohnraum zu schaffen", sagt er.