Eine 76 Jahre alte Pinnebergerin schlägt vor, die Toilette mit dem “Euro-Schlüssel“ auszustatten.

Pinneberg

Lotte Kellermann, 76 Jahre alte Rollstuhlfahrerin aus Pinneberg, lässt nicht locker, wenn es um Verbesserungen für Behinderte im Pinneberger Stadtgebiet geht. Jetzt kämpft sie für den freien Zugang zu einer städtischen Toilette neben dem Stadtmuseum an der Dingstätte. Dort gibt es zwar ein prima Behinderten-WC. Das Problem: Die Öffnungszeiten sind stark eingeschränkt. Und für einen speziellen Schlüssel, der Behinderten europaweit die Eingänge zu Toiletten öffnet, ist das stille Örtchen nicht ausgestattet.

Immer wieder sind es Türen von öffentlichen Gebäuden, die für Kellermann unpassierbar sind. Vor eineinhalb Jahren hatte die trotz ihrer Behinderung rege am gesellschaftlichen Leben teilnehmende Rentnerin darauf aufmerksam gemacht, dass der Eingang zum Sitzungstrakt des Rathauses für Leute wie sie unbezwingbar war. Grund: Die schwere Tür konnte sie manuell nicht aufhalten. Ein automatischer Türöffner - auch der Seniorenbeirat hatte diese Hilfestellung gefordert - wurde und wurde nicht montiert.

Die Pinneberger Zeitung berichtete und siehe da: Wenig später war der Schalter am Rathaus zum automatischen Öffnen der Türen da. Kellermann belohnt diese Verbesserung mit regelmäßigen Besuchen von Sitzungen der Ratsversammlung und ihrer Ausschüsse. Nun hofft sie, dass auch ihr Engagement für die Nachrüstung der öffentlichen Toilette an der Dingstätte endlich Früchte tragen wird.

"Die Toilette an sich ist gut. Deshalb ist es schade, dass man sie nur so selten benutzen kann", sagt Kellermann. Den sogenannten Euro-Schlüssel, einen Generalzugang zu allen entsprechend ausgerüsteten Schlössern, besitzt sie wie viele Leidgenossen. "Den habe ich immer dabei, und neulich habe ich ihn zum Beispiel in Hamburg beim Hafengeburtstag gut gebrauchen können", erzählt Kellermann. Alle Autobahnraststätten, viele Hotels und etliche Rathäuser haben Sanitärräume, die mit dem Euro-Schlüssel zugängig sind. "Das ist für die Betreiber kein großes Risiko. Schwerbehinderte sind keine Gruppe, die Krawall macht oder alles verschmutzt", sagt sie.

Geöffnet ist das stille Örtchen in Pinneberg lediglich an Markttagen, Dienstag und Donnerstag vormittags, und bei Veranstaltungen in der Innenstadt auch an Wochenenden. Sonderrechte haben lediglich die Markthändler. Sie verfügen über eine eigene, mit einem Spezialschlüssel zugängliche Toilette - ganz so, wie es sich Kellermann auch für Rollstuhlfahrer wünscht.

Passanten - Behinderte wie Nicht-Gehandicapte - stehen dagegen oft vor geschlossener Tür. "Lohnt sich nicht häufiger", sagt Andreas Schill, der auf die Toiletten aufpasst und pro Benutzung 50 Cent kassiert. "Pro Markttag kommen höchstens sechs Leute. Anders ist das bei Veranstaltungen wie dem Weinfest: Dann wollen Hunderte aufs Klo."