“Es war eine friedliche Revolution!“ Darauf ist Rainer Eppelmann (66), Pfarrer und Gründer des Demokratischen Aufbruchs in der damaligen DDR, stolz.

Uetersen

Er war vor 40 Jahren dabei und mit ihm zuletzt Hunderttausende, die sich trotz aller Repressalien der damaligen SED-Regierung trauten, auf die Straße zu gehen. Über diese Zeit des Aufbruchs berichtete Eppelmann gemeinsam mit dem damaligen Ost-Berliner Spiegelredakteur Ulrich Schwarz und Jost Mediger, heute Staatssekretär im Schweriner Finanzministerium, etwa 300 Schülern des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen.

Die Jugendlichen, die keinerlei persönliche Erfahrung mit dem 1990 aufgelösten Staat DDR gesammelt haben, lauschten den Zeitzeugen. Eppelmann, der trotz aller Drangsal der sogenannten Staatssicherheit (Stasi) als evangelischer Pfarrer in Berlin wirkte, schilderte, wie die Kirche ein Raum für freiheitssuchende junge Menschen wurde. Ein junger Mann hatte ihn dazu ermuntert, in der Kirche ein Blueskonzert zu gestatten. Zuletzt feierten Tausende die Blues-Messen mit.

Spiegelreporter Ulrich Schwarz, der mit Eppelmann befreundet ist, berichtete, wie er die friedliche Revolution erlebte. Er gestand, dass ihn die Menschen überraschten, die plötzlich wagten, zu demonstrieren. Vorher hatte er die Mehrheit der Bürger als "angepasst" erlebt. Der Unterschied zu all denen, die aus dem System heraus gegen die Machthaber aufbegehrten: "Ich durfte weg - in den Westen."

Aus dem Westen kamen nach dem schnellen Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten viele Beamte, um das demokratische System neu aufzubauen. Jost Mediger, dessen Frau mit Uetersens Geschichtslehrer Michael Kuckhoff befreundet ist, gehörte dazu. Der Beamte äußerte sich begeistert darüber, dass drei Viertel aller Beschäftigten aus DDR-Zeiten in der neuen Bundesrepublik eine ganz neue Tätigkeit aufnahmen.

Drei Zeitzeugen einer friedlichen Revolution - eindrucksvoll für Schüler. Doch ins Gespräch kamen sie in Uetersen leider nicht. Als Lehrer Kuckhoff das Mikrofon fürs Publikum im Saal der Gaststätte "Zur Erholung" freigab, war die doppelte Geschichtsstunde fast zu Ende und die innere Uhr signalisierte den Oberstufenschülern: "Pause".