Die Wohnverhältnisse seien teilweise erbärmlich, “unzumutbar und menschenunwürdig“, hat das Verwaltungsgericht Schleswig festgestellt und das zuständige Amt Rantzau aufgefordert, die Missstände sofort zu beheben.

Langeln. Hier hält kein Bus. Der nächste Bahnhof ist drei Kilometer entfernt, der nächste Supermarkt noch einen Kilometer weiter weg. Ohne Fahrrad wären die sechs Asylbewerber und fünf Obdachlosen abgeschnitten von der Welt, die hier am Ortsrand von Langeln an der B 4 in einer öffentlichen Unterkunft leben.

Die Wohnverhältnisse dort sind teilweise erbärmlich, "unzumutbar und menschenunwürdig", hat das Verwaltungsgericht Schleswig festgestellt und das zuständige Amt Rantzau aufgefordert, die Missstände sofort zu beheben.

Zuvor hatte das Kreis-Gesundheitsamt die "nicht zu akzeptierenden hygienischen Zustände" im neueren Bau der Unterkunft angeprangert: verdreckte Küchen, Toiletten und Flure, die noch mit Filzboden ausgelegt sind. Es gibt keine Putzmittel oder Staubsauger, den Schmutz zu beseitigen.

15.000 Euro will das Ordnungsamt nun in die Renovierung des neueren Traktes der Unterkunft investieren, kündigt Peter Schattauer an, der das Ordnungsamt Rantzau leitet. Die Küchenzeile ist erneuert, wenn auch ohne Besteck und Geschirr im Schrank.

Doch um den Neubau wieder bewohnbar zu machen, hat das Amt die dort lebenden Menschen ausquartiert. Sie sollen jetzt für vier Wochen in den Altbau umziehen, der nach einem Brand vor einem Jahr saniert worden ist. "Das ist reine Schikane", ärgert sich Ali Akbar Mazaheri. Der Mann vom Amt wolle "nur seine Macht demonstrieren", ist der Iraner überzeugt, der das Gesundheitsamt auf diese Missstände aufmerksam gemacht hat.

Schattauer sieht darin kein Problem, wenn die Bewohner vorübergehend in Etagenbetten zu zweit in den etwa zehn Quadratmeter großen Räumen leben müssen.

Das sieht die Bremer Anwältin von Mazaheri ganz anders und verweist auf den Beschluss des Verwaltungsgerichts. Darin heißt es, "dass eine Unterbringung von mehr als sechs Personen auch im Altbau problematisch" sei. Die vier Quadratmeter große Küche reiche für so viele Leute nicht aus, urteilte der Richter nach einem Ortstermin in Langeln. So müssten den Bewohnern zusätzlich Kühlschränke und Herdplatten zur Verfügung gestellt werden. Davon will Schattauer nichts wissen. "Nicht machbar", sagt er.

Die Situation ist jetzt eskaliert. Gestern ließ Schattauer den Neubautrakt, in dem noch fünf Bewohner lebten, räumen und ein neues Schloss einbauen. "Wir müssen jetzt sauber machen. Vorher können die Renovierungsarbeiten nicht beginnen." Die betroffenen Bewohner waren nicht da. Einen Eilantrag, den Mazaheris Rechtsbeistand beim Verwaltungsgericht stellte, wartete der Mann vom Amt nicht ab und schaffte Fakten.

Zudem kommt es offenbar zu Konflikten zwischen den Ausländern und Obdachlosen. Letztere seien oft nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen, sagt die Anwältin. "Sie sind nachtaktiv, einer ist amtsbekannt." Diese Leute bräuchten eigentlich einen Sozialarbeiter, der sich um sie kümmert und ihnen sagt, dass sie mal aufräumen und zum Arzt gehen sollten, rät die Juristin. "Aber wie soll jemand sauber machen, der sich nicht einmal selber wäscht?", sagt Arez Mohammed Ali, der 2003 nach dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak aus seinem Heimatland geflüchtet ist.

Das Gesundheitsamt kündigt an, zu überprüfen, ob sich die hygienischen Verhältnisse dort gebessert haben. Denn für einen sauberen Zustand der Anlage zu sorgen gehöre zur "Fürsorgepflicht" des Amtes, hat auch das Gericht festgestellt. "Langeln ist zum Glück ein Einzelfall", sagt eine Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. Anderswo würden Obdachlose und Asylbewerber getrennt voneinander untergebracht.