Das neue Wedeler Baugebiet “Schlödelskamp“ zwischen Moorweggebiet und Pinneberger Straße bleibt umstritten.

Wedel

Der Planungsausschuss beschloss zwar mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP die "frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit", doch schon dabei gab es reichlich Gegenwind von SPD und Linken gegen das neue Quartier, in dem zwischen 110 und 120 Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen sollen. In den nächsten Wochen haben die Bürger die Chance, im Rathaus ihre Sicht der Dinge vorzutragen.

SPD-Ratsherr Manfred Eichhorn ist einer der heftigsten Kritiker des Vorhabens. Er hält es für "nicht die richtige Antwort" auf den demografischen Wandel. Durch Verdichtung und das Angebot an bestehenden Immobilien sieht er das Neubaugebiet als überflüssig an. Sowohl nach Sicht der Metropolregion als auch nach Einschätzung von Architektenverbänden sollten Vorhaben dieser Art vermieden werden.

"Aber die CDU ignoriert die Einwände und liefert keine Gegenargumente", so Eichhorn. Nach Eichhorns Informationen weigerten sich viele der jetzigen Grundstücksbesitzer, Flächen abzugeben. "Mehrere Eigner haben gesagt, sie verkaufen nicht einen Quadratmeter. Die im Bebauungsplan eingezeichnete Stichstraße wird nicht gebaut werden können", so Eichhorn.

"Massiver zusätzlicher Verkehr" von 150 bis 200 Autos befürchtet Eichhorn, ein Kinderspielplatz werde im Wald gebaut - der Plan sei insgesamt "fantasie- und konzeptlos". Linke-Ratsherr Stephan Krüger ergänzte, dass dieses Bauprojekt ausschließlich für "Mittel- und Oberschicht gedacht" sei und "ein Drittel der Wedeler Bevölkerung schlichtweg vergessen" wurden - eine "Ghetto-Bildung" sei zu befürchten.

"Völlig unangebracht", findet CDU-Ratsherr Peter Meier diese Wertung. In den vergangenen Jahren habe es viele Anstrengungen im Geschosswohnungsbau gegeben, es sei kräftig verdichtet worden, was bereits zu Nachbarschaftsproblemen geführt habe, und das letzte größere Neubaugebiet "Lülanden" sei vor nunmehr 20 Jahren ausgewiesen worden.

CDU und Grüne wollen am "Schlödelskamp" besonders energie-sparsames Bauen fördern. Vorgeschrieben wird der Kfw-40-Standard. Alle Hausbauer müssen sich an eine zentrale Wärmeversorgung anschließen. Erste Ansätze, das Thema "Wärme" könnte allein über Solar-Thermie abgearbeitet werden, sind allerdings ins Stocken geraten. "Die Wärmespeicherung ist noch ein Problem", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel. Zunächst war überlegt worden, im Sommer in Solar-Kollektoren Energie aufzufangen, sie zu speichern und im Winter an die Haushalte abzugeben. Aber Technologien, die beispielsweise eine besondere Art Beton erhitzen, der die Energie dann hält, sind noch nicht serienreif. Eine Hintertür wird für die Stadtwerke aber offen gehalten: Es werden Flächen freigehalten, in denen später Solarkollektoren plus Speichermedium nachträglich installiert werden können. Als Alternative ist jetzt ein Holzschnitzel-Kraftwerk geplant, das lediglich Wärme liefert. "Wir haben insgesamt zwölf Varianten geprüft, zu denen auch eine Kraft-Wärme-Kopplung mit Stromerzeugung gehörte, aber das war nicht wirtschaftlich", so Krüppel. Die Kosten für das Kraftwerk liegen im sechsstelligen Bereich.

Sobald die Bürger ihre ersten Bedenken abgegeben haben, werden die Politiker in den kommenden Wochen darüber diskutieren und voraussichtlich im Herbst eine zweite Bürgerbeteiligungsrunde einläuten.