400 Mitarbeiter der kreiseigenen Regio-Kliniken kamen am Montagabend zur Betriebsversammlung. Gute Nachrichten gab es für sie keine.

Kreis Pinneberg

Nach dem Defizit von neun Millionen Euro im vergangenen Jahr wird auch für 2009 ein herber Verlust erwartet - die Rede ist von sieben Millionen Euro.

"Angst um den Arbeitsplatz, Verunsicherung und Wut, all das war in den Gesichtern abzulesen", so Steffen Kühhirt, Landesfachbereichseiter für Gesundheit der Gewerkschaft Ver.di. Er kämpft für die Beschäftigten - und lehnt einen möglichen Verkauf des Kreis-Unternehmens an die führenden Manager kategorisch ab. "Wir fordern, dass die Kliniken in öffentlicher Hand bleiben!"

Wie berichtet, liegt den Kreis-Politikern das Angebot über ein sogenanntes Management-Buy-Out-Modell (MBO) durch fünf führende Regio-Manager vor, das zehn Millionen Euro in die klamme Kasse der Kliniken spülen würde. Dass eine Finanzspritze benötigt wird, streitet auch Ver.di-Mann Kühhirt nicht ab. Er sieht jedoch den Kreis in der Verantwortung. "Wenn der nicht genügend Geld hat, sollte man über eine Beteiligung der Kommunen sprechen. Die haben doch ein Interesse an einer wohnortnahen Versorgung." Sobald das Unternehmen wieder auf sicheren Beinen steht, plädiert der Gewerkschafter für eine Kooperation etwa mit dem "5K-Klinikverbund", zu dem die Häuser in Itzehoe, Neumünster, Bad Bramstedt, Brunsbüttel, Heide, Rendsburg und Eckernförde gehören. Kühhirt: "Auf diese Weise ließen sich Synergieeffekte nutzen."

Ein hektischer Verkauf von 74,9 Prozent der Anteile an die Manager hält er für die falsche Lösung. "Die, die das Defizit verursacht haben, können nicht die Löser sein." Jetzt gelte es zunächst einmal zu analysieren, auf welche Weise die Verluste entstanden sind und wer dafür die Verantwortung trägt. "Die Geschäftsleitung hat das während der Betriebsversammlung versucht, aber nicht geschafft", so der Ver.di-Mann. Nur die zu hohen Personalkosten seien als Grund genannt worden. "Den Mitarbeitern wurde gesagt, dass sie schuld sind, das geht nicht."

Bereits von 2005 bis 2007 hätten die Beschäftigten über einen Sanierungstarifvertrag einen Beitrag zur Gesundung des Unternehmens geleistet. Kühhirt befürchtet, dass nach einer Privatisierung Abteilungen ausgelagert werden könnten, dass massiv Personal abgebaut wird sowie Standorte geschlossen werden. "Wir hören immer wieder, dass eine Schließung von Wedel die Probleme lösen könnte. Das sehen wir nicht so. Alle Standorte müssen erhalten bleiben!"

Nach der Ursachenforschung ist für Kühhirt die Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes zwingend erforderlich. "Das muss mit der Politik abgestimmt sein und von den Beschäftigten mitgetragen werden." Wenn die Geschäftsleitung so ein Konzept nicht vorlegen könne, "dann benötigen wir eine neue Führung."