An dem Kiosk gibt es auch morgens um 6 Uhr schon mal ein Bier - als Drink zum Feierabend in der Papierfabrik.

Uetersen

Hier ist die Fußballwelt klar geregelt. "Nur der HSV" ist Trumpf. Das sieht jeder schon von weitem: Hier ist alles schwarz und weiß und vor allem blau, eben die Farben vom HSV. Hier, das ist der kleinste Fan-Shop des Hamburger Sportvereins, die "Blaue Kiste" in Uetersen, direkt an der großen Kreuzung an der Pinnau im Dreieck von Papierfabrik und Pharmafirma Nordmark.

"Ich hab' sofort gewusst, das wird gut", sagt Thorsten Kopatz. Er ist im vorigen Jahr von Hamburg nach Moorrege gezogen und hatte nicht eine Sekunde gezögert, gemeinsam mit seiner Frau Jessica (25) den brach liegenden Kiosk zu übernehmen. "Die Lage ist top. Das passt und funktioniert gigantisch", erzählt der 42-Jährige.

Und "weil der HSV mein Leben ist", war es ihm auch klar, wie er den Kiosk gestalten wird. Schnell wurde die "Blaue Kiste" zum Treffpunkt für Jung und Alt. Hier kommen Kinder, um sich einen Lolli oder HSV-Schnickschnack zu kaufen. Hier kommen die Arbeiter, die in den nah gelegenen Firmen beschäftigt sind.

"Oin Pülz", wie der junge Mann bestellt, ist natürlich ein herbes Holsten Edel. Das gibt es auch schon mal morgens um 6 Uhr. "Wenn die Arbeiter von der Schicht kommen, ist das ihr Feierabendbier", erklärt der Kiosk-Chef.

"Hier hast du immer was zum Lachen. Ich gehe von hier aus immer mit einem Grinsen nach Haus", erzählt Dennis Koch. Der 29-Jährige ist einer der Papiermacher, die mal tags und in der anderen Woche nachts arbeiten müssen, eingefleischter HSV-Fan und einer von denen, die gern hier herkommen. Er weiß: "Hier gibt es immer was zum Schnacken."

Selbstverständlich besorgt der Kiosk-Käpten, der auch noch einen kleinen Imbiss in Altona betreibt, Eintrittskarten für den Besuch im Stadion. Neulich machten sich von der "Blauen Kiste" 25 HSV-Fans mit ihm zusammen auf den Weg nach Dortmund. "Die Stimmung war gigantisch", sagt Hans-Peter Köpke (51), in Fußballkreisen des FC Union Tornesch nur als "Kogge" bekannt, einst ein guter Torhüter und ständiger Gast in der Westkurve des alten Volkspark-Stadions.

Gemeinsam mit seinem Freund Rolf "Rolli" Ziegenhagen ist er noch heute beim FC Union aktiv. Gern besuchen die beiden auch Fußballfreunde in Berlin. Da wird hinterher in einer Hertha-HSV-Kneipe gefeiert - egal wer gewinnt.

Nur mit "Werder" haben die Jungs so ihre Schwierigkeiten und schmerzvolle Erinnerungen. Deshalb sind alle an der "Blauen Kiste" auch vorsichtig, wenn es um Einschätzungen für die Ergebnisse der "Bremer Wochen" geht. Heute Abend steht Teil drei des vierteiligen Krimis gegen den Nordnachbarn an.

Insgesamt sind alle zufrieden, über die "tolle Saison für den HSV" (Dennis Koch). Nur die "hohen Preise" gerade bei den Top- und Pokalspielen ärgern die eingefleischten Fans sehr. "Das ist zu hoch. Das tut dem HSV nicht gut", sagt "Kogge" Köpke. Und doch, wenn es irgendwie geht, sind sie dabei, um ihren HSV bei Regen und Sturm im Stadion nach vorn zu peitschen - und dann, und nur dann, wenn sie in Hamburg, Dortmund oder Rom sind, wird es ganz ruhig an der "Blauen Kiste".