Trockenes Wetter erschwert die Bestäubung. Ernteerwartung trotzdem gut.

Als die Obstbauern Georg und Raimond Kleinwort Ende März durch die Plantagen in Haselau gingen, rechneten sie fest damit, dass die Obstblüte deutlich später einsetzt. Doch die Natur brachte die Pläne wieder mal durcheinander. Jetzt liegen die Bäume dank Dauersonne im April zehn Tage vor der durchschnittlichen Entwicklung. Birne und Pflaume sind ausgeblüht - jetzt stehen die Apfelbäume in voller Pracht.

"Mit der Blütenmenge sind wir sehr zufrieden", sagt Georg Kleinwort. Wenn keine ernsten Schäden durch Frost, Hagel oder Stürme entstehen, rechnet der Senior auf dem Obstgut Deekenhörn mit einer guten Ernte. Allerdings ist das Wetter nicht optimal für Bestäubung: Der Ostwind bringt trockene Luft mit, sodass die Pollen nicht gut haften. Regen würde die Lage noch verbessern.

Insgesamt ist die Situation für die Obstbauern im Kreis Pinneberg zufriedenstellend. Die etwa 50 Betriebe vermarkten zwei Drittel direkt: im Hofladen, an Selbstpflücker und auf Wochenmärkten. Bundesweit werden nur vier Prozent des Obstes und Gemüses über Hofläden und Wochenmärkte vertrieben. Zwei Drittel des Markts beherrschen zwei große Discounter.

Den Obstbauern mit ihren Hofläden hilft besonders die Lagertechnik, um ihre Absätze zu stabilisieren. In den luftdichten Kühlkammern wird der Sauerstoffgehalt auf knapp ein Prozent minimiert, um die Reife der Äpfel fast zu stoppen. Gleichzeitig steigt der Anteil des Kohlendioxids. Über Computer werden die Werte geregelt. So gibt es das ganze Jahr knackfrisches Obst.

Die größte Werbeveranstaltung für die Obstbauern lenken jetzt der Bauernverband und der Verein Tourismus in der Marsch. Die "Holsteiner Apfeltage" werden zu Beginn der neuen Erntegefeiert. Besonders die Förderer des Tourismus würden die regionalen Obstbauern gern noch stärker ins Blickfeld stellen. Doch Kleinwort und Mitstreiter sind davon bislang nicht überzeugt.

Neuendeichs Bürgermeisterin Bärbel Thiemann, die auch Vorsitzende des Vereins Tourismus in der Marsch ist, plädiert dafür, das Obst unter einem eigenen Namen zu vermarkten. "Wir haben dafür zu wenig", meint Obstbauernsprecher Kleinwort. Eine Kampagne mit Edeka sei daran gescheitert, dass die Marschbauern nicht genügend Äpfel bereitstellen konnten. So bleibt es dabei, dass die Äpfel aus der Region unter dem Namen der Erzeugergemeinschaften aus dem Alten Land gehandelt werden: "Elbe-Obst" passt für alle Seiten.