Statt Büroräume, Seniorenheim und Möbelmarkt will der Hamburger Investor 220 Wohnhäuser bauen. Grüne und SPD sind dagegen

Halstenbek. Das Millionen-Projekt des Investors Helmut Greve in Halstenbek ist offensichtlich gescheitert. "Er wird aus wirtschaftlichen Gründen auf seinen Flächen weder ein Seniorenzentrum noch Bürobauten noch einen Möbelmarkt errichten", sagt der Fraktionsvorsitzende der Halstenbeker SPD, Christoph Bittner. Dies ist das Ergebnis eines Prüfantrags der Sozialdemokraten, mit dem die Partei Bewegung in die seit Jahren festgefahrene Situation bringen wollte. "Damit haben wir eine völlig veränderte Sachlage, und wir müssen in der Fraktion hierüber beraten. Heute steht aber bereits fest, dass für uns an dieser Stelle weder großflächige Wohnbebauung noch ein isoliertes Fachmarktzentrum mit hohem Verkehrsaufkommen infrage kommen", sagt Bittner.

Zum Hintergrund: Das Greve-Projekt, das eine Erweiterung der Wohnmeile Halstenbek mit Fachmarktzentrum, Seniorenresidenz, Bürobauten und einem Möbelhaus zum Ziel hatte, war zunächst von CDU, SPD und FDP unterstützt worden. Die Grünen sind seit längerem Gegner des Vorhabens. Seit Jahren herrscht bei den Planungen allerdings Stillstand. Offenbar hat sich der Hamburger Investor verkalkuliert. Das zeigt nicht zuletzt ein Blick in die Hansestadt: Dort stehen 1,4 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer. Auch der Markt für Möbel hat schon bessere Zeiten erlebt. Zudem scheint ein Seniorenzentrum ohne Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel gewagt.

Viele vor allem mittelständische Betriebe suchen seit längerem nach Gewerbeflächen in Halstenbek. Die Struktur des Ortes lässt allerdings nur an wenigen Stellen zusätzliches Gewerbe zu. Umso bedauerlicher ist es, dass die Greve-Flächen brachliegen. Dabei ist die verschuldete Gemeinde auf die Gewerbesteuereinnahmen angewiesen. Darum hatte die Gemeindevertretung zuletzt auch Druck auf den Investor ausgeübt: Im November 2011 wurde mehrheitlich einem Prüfauftrag zugestimmt, der den Rückkauf der Flächen durch die Gemeinde und eine Weiterveräußerung an Gewerbetreibende vorsah. Greve darf aber einen Teil der Flächen aus steuerlichen Gründen nicht verkaufen. Und die Gemeinde verfügt nicht über das Geld, das Areal kaufen zu können.

Zudem steht Greves Vorschlag im Raum, 220 Wohnhäuser auf der Fläche zu bauen. "Ein so massiver Wohnungsbau kommt für uns nicht in Frage", sagt Grünen-Fraktionschefin Gudrun Gabriel-Schröder. Ein Wohnprojekt in der Größenordnung würde hohe Infrastrukturkosten nach sich ziehen. "Wir müssten wieder in neue Kitas und Schulen investieren", sagt sie. Dass sich die Investition für die Gemeinde rechnet, bezweifelt sie. Zudem bringt ein Bauprojekt in dieser Größenordnung sowie die Ansiedlung des Fachzentrums massiven Verkehr mit sich. Die Grünen halten es für unsinnig, die Gewerbeeinnahmen allein durch das Ausweisen neuer Flächen ausgleichen zu wollen. Sie fordern für die Wohnmeile eine strukturelle Veränderung, indem sich dort künftig Gewerbebetriebe aller Art ansiedeln dürfen. Wenn es nach ihnen geht, soll die Greve-Fläche wieder Baumschulfläche werden. Das sieht die SPD anders: "Gewerbeansiedlungen auf den Greve-Flächen sind dringend erforderlich", sagt Bittner. "Voraussetzung dafür ist aber, dass die gewerbliche Nutzung mit der umliegenden Wohnbebauung verträglich ist und Verkehrsprobleme gelöst werden."