Frauchen Marga S. setzt in die geplante Tiertafel Pinneberg große Hoffnungen. Denn sie spart eher an sich als an ihrer Hundedame.

Pinneberg. Ihren Hund Jule hungern zu lassen, das kommt für Marga S. unter keinen Umständen infrage. Mag die finanzielle Situation der Pinnebergerin noch so schwierig sein. Die Liebe zu ihrem Tier ist für die Hartz-IV-Empfängerin unbezahlbar: "Da gebe ich lieber noch weniger Geld für mich aus, kaufe mir keine Anziehsachen mehr. Die kriegt man manchmal auch geschenkt."

Sie hofft deshalb stark darauf, dass der Tierschutzverein Pinneberg und Umgebung schnell seinen Plan in die Tat umsetzt, die erste Tiertafel im Kreis Pinneberg einzurichten und gespendetes Tierfutter regelmäßig an Bedürftige zu verteilen.

"Ich kenne viele Menschen, die Tiere haben, sich das Futter aber nicht mehr leisten können", sagt die aus Polen stammende Pinnebergerin. Sie ist arbeitslos, lebt in Scheidung und muss mit 370 Euro pro Monat auskommen. Während sie auf der Suche nach einer eigenen kleinen Wohnung ist, haben Freunde sie übergangsweise aufgenommen. Wer an sie eine günstige Unterkunft zu vergeben hat, in der auch ein Hund leben darf, kann sich bei der Sozialen Wohnraumhilfe und Beratungsstelle für Wohnungslose an der Bahnhofstraße in Pinneberg unter Telefon 04101/852 80 10 melden.

Marga S., die als Altenpflegerin und später auch als Näherin gearbeitet hatte, macht keinen Hehl daraus, dass sie unter den Einschränkungen wegen des Geldmangels leidet: "Ich kann mir keinen Friseur mehr leisten, kann nicht mehr ins Kino gehen." Aber besser sie müsse verzichten, als dass es Jule an etwas mangele, meint sie.

"Wir beide sind eine enge Gemeinschaft, ein Team. Ich nehme sie überall hin mit", sagt Marga S. über die innige Beziehung zu dem etwa acht Jahre alten Mischlingshund. "Jule hat sich mich ausgesucht", glaubt die Pinnebergerin. Sie hatte den Hund zu sich genommen, weil der Vorbesitzer sich wegen einer Krankheit nicht mehr hatte kümmern können. "So ein Hund darf doch nicht ins Tierheim kommen." Findet sie wieder Arbeit, könne der Hund zuhause bleiben: "Sie ist ganz lieb, bellt nicht viel. Das wäre kein Problem."

Jule ist sichtlich gesund und munter. Wehe aber, das wäre einmal anders. "Ich muss hoffen, dass sie nie krank wird", sagt Marga S. über ihre Hündin, die sie einen "ganz großen Schoßhund" nennt. Geld für eine Behandlung beim Tierarzt habe sie definitiv nicht. "Aber vielleicht könnte ich in Raten zahlen oder das irgendwie abarbeiten."

Peter Dorendorf, Sprecher des Pinneberger Tierschutzvereins und einer der Hauptorganisatoren der Tiertafel, glaubt, dass es in der Kreisstadt und der näheren Umgebung bis zu 70 Tierbesitzern gibt, die regelmäßig Futterspenden im Anspruch nehmen würden. Dorendorf versucht weiter, Spender zu finden. Bislang hätten sich ausschließlich Privatleute gemeldet, die kleinere Spenden in Aussicht gestellt hätten. Weil etwa ihr Tier gestorben und das restliche Futter noch vorhanden sei. Zuletzt aber habe es ein positives Gespräch mit den Verantwortlichen des in Elmshorn ansässigen Unternehmens Futterhaus gegeben, so Dorendorf.

Das Futterhaus unterstütze bislang mit Spenden das Franziskus-Tierheim in Hamburg-Stellingen, sei aber bereit, der Pinneberger Tiertafel zu helfen. Das Pinneberger Unternehmen Seat Reimers hatte einen Container zur Verfügung gestellt, in dem sie Futterspenden gesammelt werden können. Wo und wann genau etwas verteilt wird, steht bis dato noch nicht fest.

Die Nachricht von der Einrichtung der Tiertafel in Pinneberg sei "generell sehr positiv" aufgenommen worden. Zu kritischen Stimmen, die angemahnt hatten, die Idee der Tiertafel konterkariere die Arbeit der Tafeln, die vielerorts Lebensmittel an Bedürftige verteilen, sagt der Sprecher der Pinneberger Tierschützer: "Wir sind in erster Linie, keine Menschenschützer, sondern Tierschützer. Da ist es doch legitim, wenn wir zuerst an das Wohl der Tiere denken."