Der Wedeler Hypnose-Coach Wolfgang Bicker hilft dabei, von Zigaretten loszukommen. Ein Selbsttest

Wedel. Eigentlich hatte ich ja schon aufgehört. Vier Jahre rauchfrei, dann der Rückfall - mit 32 Jahren, einem Alter, in dem der Verfall durch jeden Zug beschleunigt wird. Das schlechte Gewissen plagt. Also, Schluss jetzt mit dem Laster. Dabei erfährt man im Raucherraum den schönsten Tratsch. Ganz ehrlich, Qualmen verbindet und Raucher sind bestens informiert. Da fällt es schwer, mit der schlechten Gewohnheit zu brechen. Ganz klar, die Sucht ist keine körperliche, sondern eine mentale. Professionelle Hilfe muss her. Jemand muss mir den Spaß am Rauchen ausreden. Hypnose soll meinen inneren Schweinehund niederringen.

Augen schließen, entspannen, aufhören - das verspricht Hypnosecoach Wolfgang Bicker, 68. "Wir lösen das Problem, wo es seinen Ursprung hat: im Kopf", sagt der Wedeler. Bevor er mich in Trance versetzt, erklärt er jeden seiner Schritte. Seine monotone Stimme beruhigt schon jetzt. Bevor Bicker aber beginnt, mein neues Leben als Nichtraucherin in meinem Gehirn abzuspeichern, ist eine existenzielle Frage zu klären: Werde ich fett?

Der Mann mit dem silbergrauen Haar blickt über den Rand seiner Brille, lächelt wissend: "Hätte mich gewundert, wenn die Frage nicht gekommen wäre." Fast alle weiblichen Patientinnen, die dem Glimmstängel entsagen wollen, stellen sie. Und ja, er kann diesen Punkt in die Suggestion einbauen und Futterattacken verhindern. Ich bin endgültig beruhigt, lege mich hin, nehme eine Haltung wie in der Endentspannung beim Yoga ein, lege eine Rolle unter die Knie, schließe die Augen.

Das Rollo senkt sich elektrisch und der Hypnotiseur seine Stimme. "Die Müdigkeit kommt, Sie treiben, gleiten hinein. Leichtigkeit in Kopf und Hirn, Schwere im Körper. Sie treiben im Meer, es wiegt Sie die Dünung. Das Salzwasser trägt Sie. Weiter. Weiter. Immer weiter hinaus." Kaum glaublich, wie dieser Mann einen derart gleichförmigen Redefluss hinbekommt. "Das Meer verschwindet langsam, der Horizont, da ist diese Weite."

Satz um Satz redet er die Süchtige tiefer in den Dämmerzustand. Müdigkeit macht sich breit. Doch der Verstand ist wach. Trance bedeutet nicht, sich in ein willenloses Wesen zu verwandeln. Ich lausche Bickers Stimme: "Es ist vielleicht die Unendlichkeit in Ihnen."

Bei aller Entrückung hat aber Bicker den Gesundheits-Check zwischendurch nicht vergessen. "Ich fasse Sie gleich an der Schulter. Sie wachen auf. Sie beschreiben mir Ihr Gefühl, ich tippe Sie auf die Stirn und Sie versinken wieder." Gesagt - getan. Ich berappel mich kurz, bekunde meine Entspannung. Allerdings muss ich einschränken, dass ich die heraufbeschworenen Bilder zwar nicht gesehen, aber immerhin intensiv vorgestellt habe. Das sei schon sehr gut, meint Bicker. Tipp auf die Stirn - und weiterschweben.

Als Konsequenz intensiviert der Hypnotiseur die Details: Palmen, leichten Sommerwind und das Rauschen des Meeres lässt im Kopf entstehen, bevor dieses "besondere Licht" auftaucht. "Das Licht bringt die Dinge in Ordnung. Es taucht in den Körper ein und breitet tiefe Ruhe aus". Es helfe, die Vergangenheit zu beleuchten und was da nicht gestimmt hat, was fragwürdig war. Das Rauchen beispielsweise. "Es war früher in Ordnung. Man hat sich entspannt. Pause gemacht. War in netter Runde mit Freunden. Hatte ein gutes Gefühl. Doch das ist vorbei. Es war einmal. Es liegt zurück. Es ist abgeschlossen", sagt Bicker. Denn "das Bewusstsein macht sich frei, die Gegenwart ist frei. Sie sind jetzt Nichtraucherin."

Diese Formulierungen werden abgewandelt einige Male wiederholt, bevor der Hypnotiseur noch einige Randaspekte klärt und ein paar Minen legt. Zum einen: "Ihnen geht es gut, Sie sind sich jetzt Ihrer Gesundheit bewusst. Sie rauchen nicht mehr. Der Organismus arbeitet effektiver. Deshalb müssen Sie weniger essen. Sie werden weniger essen. Langsamer essen. Kleinere Portionen. Sie lassen auch Reste zurückgehen." Zum anderen: "Falls Sie jetzt eine Zigarette anzünden, ist es unangenehm. Es schmeckt ekelhaft. Der Rauch beißt auf Ihrer Zunge. Es ist widerlich."

Nach diesen letzten drastischen Worten erfolgt die Rückkehr in die wahre Welt - ebenso behutsam, wie sie verlassen wurde. "Sie kommen zurück, Sie sind zurück, Sie öffnen die Augen." Gesagt, getan. Ich fühle mich gut.

Am Abend der Härtetest: Ein Treffen mit Freunden bei Grauburgunder und Schrimps-Spaghetti. Meine Begleiterinnen verlassen das Restaurant, um eine durchzuziehen. Ich sitze zehn Minuten (gefühlt noch länger) allein am Tisch, weil sie sich draußen festquatschen. Diese kommunikativen Raucher gehen mir auf die Nerven. Bei der zweiten Runde gehe ich mit und siehe da - die Zigarette schmeckt nicht. Es soll die letzte gewesen sein.

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