Eintracht Norderstedts Philipp Koch sorgt mit einem Gewaltschuss für das 1:1 bei Weiche Flensburg

Flensburg. Mit Urgewalt und einer gehörigen Portion Frust hatte Philipp Koch soeben den Ball aus 25 Metern halbhoch in die Maschen gedroschen, die Uhr stand zu diesem Zeitpunkt bei exakt 90 Minuten und zwei Sekunden. Als der Kapitän von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt nach dem Abpfiff seinen späten Ausgleichstreffer zum 1:1 (0:1) in der Partie beim ETSV Weiche Flensburg beschrieb, war er allerdings wieder die Ruhe in Person. „An einem schlechten Tag fliegt der Schuss hinten in den Wald, an einem guten Tag geht er rein“, sagte der 24-Jährige stoisch, während er seine Schienbeinschoner abschnürte.

Demnach war es ein guter Tag, auch wenn es zuvor nicht danach ausgesehen hatte. Beide Teams beharkten sich mit Gift und Härte, die unausgewogene Zweikampfbewertung von Schiedsrichter Patrick Mewes (SpVg Laatzen) trug nicht zur Entspannung bei, sondern sorgte vielmehr für permanente Diskussionen mit den Kickern und Verantwortlichen der Eintracht.

Spielerisch lief beiderseits wenig. Und so lässt sich die erste Halbzeit fast auf eine Szene in der 22. Minute reduzieren: Flensburgs Florian Meyer flankt von der linken Seite, in der Mitte lässt Tim Wulff abprallen und der aufgerückte Rechtsverteidiger Timo Carstensen vollendet ungedeckt aus halbrechter Position zum 1:0.

Trotz aller Nebengeräusche verfiel Eintracht Norderstedt jedoch nicht in Hektik. „Wir hatten nach der schlechten Leistung gegen den VfB Oldenburg mehr Stabilität im Spiel“, sagte Trainer Thomas Seeliger, der an seinem 48. Geburtstag eine auf fünf Positionen veränderte Startelf auf den Platz schickte.

Die Norderstedter hatten Glück, als der Brasilianer Ilidio aus spitzem Winkel nur die Latte traf (52.), und Pech beim Pfostenschuss von Björn Nadler (71.). Der Zorn auf den Referee erreichte seinen Höhepunkt, als Innenverteidiger Marin Mandic nach einer weiteren strittigen Freistoßentscheidung lautstark schimpfte, erst verwarnt wurde und dann Sekunden später die Gelb-Rote Karte sah (80.). Weil die Flensburger offenbar den Platzverweis gefordert hatten, bejubelten mehrere Eintracht-Spieler das späte Remis demonstrativ vor der Ersatzbank der Hausherren.

Dennoch gab Thomas Seeliger seinem Trainerkollegen Daniel Jurgeleit später, als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, auf der Pressekonferenz versöhnlich die Hand. Es war ein dreckiger, hart erarbeiteter Punkt in Flensburg – mit diesem Ergebnis konnten der Norderstedter Coach und seine Mannschaft sehr gut leben.

Tore: 1:0 Timo Carstensen (22.), 1:1 Philipp Koch (90.+1).Gelb-Rote Karte: Marin Mandic (Eintracht/80./wiederholtes Meckern).Zuschauer: 371.Eintracht Norderstedt: Höcker – Aniteye, Büchler, Mandic, Rose – Koch – Kunath (72. Schultz), Toksöz, Meyer (77. Lindener), Nadler – Veselinovic (57. Lüneburg).Tabelle der Regionalliga Nord: 1. Hamburger SVII (27 Punkte/31:6 Tore), 2. SV Werder Bremen II (17/21:11), 3. VfL Wolfsburg II (16/20:12),4. TSV Havelse (16/11:8), 5. Eintracht Norderstedt (16/13:14), ..., 18. FT Braunschweig (3/6:15).