Die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg verspielen den Sieg gegen HC DHfK Leipzig. Der Abstiegskampf spitzt sich zu.

Henstedt-Ulzburg. Bekommen die Handballer des SV Henstedt-Ulzburg im Abstiegskampf das große Nervenflattern? Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen verspielten die "Frogs" in einem Zweitliga-Match nach zuvor starker Leistung in den letzten 15 Minuten einen beruhigenden Vorsprung - und gaben so die dringend benötigten Punkte aus der Hand.

Das 22:25 (10:9) gegen den HC DHfK Leipzig vor eigenem Publikum war indes noch einen Tick ernüchternder als die 25:27-Auswärtsniederlage beim TV Bittenfeld. Die Pleite traf den SVHU ins Mark, da die Sachsen ebenfalls gefährdet sind und der Tabellen-18. SG Leutershausen sein Match gegen den EHV Aue mit 24:21 gewann. Der Vorsprung der Henstedt-Ulzburger auf den ersten Abstiegsplatz beträgt somit nur noch einen Zähler.

Zunächst hatten die Zeichen im Schulzentrum Maurepasstraße allerdings auf Sieg gestanden. Über 600 Fans erzeugten in der Halle einen Höllenlärm und eine Gänsehaut-Atmosphäre, die vor allem die Abwehr der Hausherren anspornte. Die 6:0-Formation gestattete den Gästen im geordneten Positionsangriff in den ersten 20 Minuten nur drei Treffer.

Das bis dahin einzige Problem auf Seiten des SVHU: Auch der eigene Angriff ließ die erhoffte Durchschlagskraft vermissen. Mit sechs Ballverlusten und elf Fehlwürfen machten sich die Henstedt-Ulzburger bis zur Pause das Leben selber schwer.

Dass die Gastgeber nach der ersten Halbzeit knapp die Nase vorn hatten, verdankten sie vor allem Keeper Stephan Hampel. Dieser parierte bis dahin 13 Würfe, darunter einen Siebenmeter. "Wir haben die Anweisung unseres neuen Trainers Michael Biegler nicht beachtet", sagte Leipzigs Rückraumakteur Steve Baumgärtel selbstkritisch, "er wollte, dass wir gegen Hampel hoch werfen. Wir haben jedoch zunächst das Gegenteil getan und es erst nach der Pause besser gemacht."

Dennoch schien der SV Henstedt-Ulzburg weiter auf Erfolgskurs zu steuern. Der für den glücklosen Lasse Kohnagel eingewechselte Maik Makowka im rechten Rückraum und der erneut sehr starke Rechtsaußen Julian Lauenroth mit je zwei Toren sowie Kreisläufer Lars-Uwe Lang sorgte für die umjubelte 15:11-Führung.

Zwei Fehlwürfe und einen Ballverlust später war die Partie beim Stand von 16:15 (43.) wieder offen - doch nun startete der SVHU einen zweiten, vermeintlich entscheidenden Zwischenspurt. Spielmacher Nico Kibat, der in der vergangenen Woche wegen eines Pferdekusses nicht trainieren konnte und in der 24. Minute die Position in der Rückraummitte von Stefan Pries übernommen hatte, sowie Lauenroth brachten den SVHU mit 19:15 (47.) in Front.

Weil die Gäste ein zweites Mal mit einem Siebenmeter an Hampel scheiterten (49.), machte sich Zuversicht breit. Aber nur bei den Fans. In den Köpfen der Henstedt-Ulzburger Spieler, die nun mit Rasmus Gersch, Stefan Pries und Lasse Kohnagel für Tim Völzke, Nico Kibat und Maik Makowka im Rückraum agierten, spielte sich Unerklärliches ab. Im Angriff gelang keine Aktion. Diesmal waren es vier Fehlwürfe und vier Ballverluste, die die Arbeit des Abends zunichte machten. Die Leipziger nutzten ihrerseits jede Chance und zogen auf 19:22 (57.) davon - eine Hypothek, von der sich die Hausherren nicht mehr erholten.

"Leipzig hatte seine Abwehr auf eine 5:1-Variante umgestellt. Ein normaler Zug, auf den wir eigentlich vorbereitet waren", so SVHU-Trainer Tobias Skerka, "aber wir haben keine Antwort gefunden. Dabei hätten die Jungs in der Schlussphase ihren Vier-Tore-Vorsprung nur verwalten müssen."

Nach dem Spiel wurde der Coach mit der Frage konfrontiert, warum er zum Zeitpunkt des Umschwungs den gesamten Rückraum austauschte. "Nico hatte um seine Auswechslung gebeten, er war platt. Tim Völzke wollte ich für die letzten fünf Minuten schonen, und Lasse Kohnagel ist gegen eine 5:1-Abwehr wendiger als Maik Makowka. Wir werden und müssen das alles in der kommenden Woche genau analysieren." Um dann am 18. Mai in der Auswärtspartie beim HC Erlangen die richtigen Antworten auf taktische Maßnahmen des Gegners parat zu haben...

Spielverlauf: 0:1, 2:1 (6.), 3:2, 4:3 (14.), 4:5 (18.), 5:6, 7:6 (20.), 7:8 (24.), 9:8 (26.), 9:9, 10:9 - 11:10, 13:10 (36.), 13:11, 15:11 (38.), 16:12 (40.), 16:15 (43.), 19:15 (47.), 19:19 (54.), 19:22 (57.), 21:23 (58.), 21:25 (59.), 22:25.

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Julian Lauenroth (6), Nico Kibat (4/davon 3 Siebenmeter), Maik Makowka, Lasse Kohnagel, Lars-Uwe Lang, Tim Völzke, Jan Wrage und Tim-Philip Jurgeleit (je 2).

Tabelle: 1. Bergischer HC (51:13 Punkte/975:837 Tore), 2. TV Emsdetten (48:16/868:789), 3. ThSV Eisenach (42:22/862:810), ..., 9. TV 05/07 Hüttenberg (34:30/860:866), 10. HC Erlangen (32:30/748:756), ..., 14. ASV Hamm-Westfalen (25:39/888:908), 15. SC DHfK Leipzig (25:39/839:904), 16. EHV Aue (22:40/851:879), 17. SV Henstedt-Ulzburg (21:43/851:916), 18. SG Leutershausen (20:44/866:907), 19. TuS Ferndorf (16:48/880:985).