Das Einradfahren ist nicht so schwierig, wie es aussieht. Besonders Geschickte starten sogar bei Wettbewerben im Hoch- und Weitsprung.

Norderstedt. Sonnabend, 8 Uhr, Moorbekhalle. Während die ersten Frühaufsteher mit dem Brötchenholen das Wochenende beginnen, hat Kirsten Häusler zum Landeskadertraining der Einradfahrer gebeten. 60 Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein sind ihrer Einladung gefolgt. Vier Stunden lang herrscht hier Hochbetrieb. Quietschende Reifen, haufenweise Einräder und wild durcheinander wuselnde Kinder und Jugendliche prägen das Bild.

In zwei Gruppen wird geradelt, gehüpft und diskutiert. "Wir proben gerade eine Kür, die wir bei den nächsten Deutschen Meisterschaften präsentieren", sagt die Norderstedter Trainerin. Zu sehen ist ein farbenfrohes Meer aus Nationalflaggen, die die Sportler über dem Kopf halten. Gleichzeitig radeln sie - mal kreuz und quer, mal Seite an Seite - durch die Halle.

Viele Einradfahrer benutzen ihr Sportgerät auch in der Freizeit als Fortbewegungsmittel. Oft fällt der Spruch: "Reicht das Geld nicht für ein zweites Rad?". Den schon abgegriffenen Witz können Anna Häusler, Hanna Nachtigall und Nicola Zywietz allmählich nicht mehr hören. "Es wäre ja nett, wenn sich die Leute wenigstens mal was Neues einfallen lassen würden", sagt Anna schmunzelnd.

Die 16 Jahre alte Norderstedterin hat allerdings kein Problem damit, hier und da von erstaunten Passanten angesprochen und manchmal auch belächelt zu werden. Seit zehn Jahren gehört das Einrad fest zum Haushalt der Familie Häusler. "Wir trainieren einmal pro Woche beim Norderstedter SV, hinzu kommen freiwillige Übungseinheiten. Einmal pro Monat trifft sich außerdem der Landeskader."

Den betreut ihre Mutter Kirsten - und das mit großem Erfolg. Bei den kürzlich in Brixen (Italien) ausgetragenen Einrad-Weltmeisterschaften, der Unicon 16, landete die Landeskader-Auswahl der Altersklasse U 15 auf dem zweiten Platz. Die älteren Schleswig-Holsteiner holten mit ihrer Kür in der Altersklasse 15 Jahre und älter die Bronzemedaille. Zur Auswahl gehören neben den drei Norderstedterinnen auch Jule Segebrecht, 14, aus Boostedt und Hannah Parbst, 13, aus Nützen.

Letztere hatte sich als einzige Teilnehmerin aus dem Kreis Segeberg im Einzel für die Weltmeisterschaften qualifiziert und belegte dort im Freestyle den siebten Platz.

Beim Landeskadertraining in Norderstedt sind die WM-Teilnehmer regelmäßig dabei, genau wie Finn Harwege. Der 17-Jährige aus Scharnebeck startete in Brixen in der Disziplin Flatland, einer Abwandlung der Street-Technik. Auf ebener Fläche werden Tricks, Freestyle-Elemente und Sprünge bewertet. "Ich habe vor einigen Jahren eine Einradshow gesehen, fand das toll und habe angefangen, bei uns im Sportverein zu üben. Das Training dort hat mich aber nicht mehr weitergebracht, deshalb mache ich hier mit."

Bei den Weltmeisterschaften in Brixen landete der Elftklässler im Hochsprung mit 75 Zentimetern auf Rang elf.

Mit seiner Leistung und dem zwölften Platz im Weitsprung war Finn Harwege überhaupt nicht zufrieden. "1,60 Meter sind echt miserabel. Ich schaffe normalerweise 2,30 Meter." Weltmeister Andreas Richter aus Deutschland hüpfte sagenhafte 3,25 Meter mit seinem Einrad.

Wer die Faszination des Einradfahrens erleben möchte, kann das an diesem Sonnabend tun: Der Schmalfelder SV richtet in der Kaltenkirchener Lakweghalle von 14 Uhr an eine Gala aus. Neben den beiden Erfolgsküren der Weltmeisterschaften finden unter der Leitung des Flatland-Bundesbeauftragten Niels Falk dann auch Trick-Battles statt. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Landeskader sind willkommen.