SK Norderstedt macht mit dem 5:3-Heimerfolg gegen den SSC Rostock 07 den Aufstieg in die Bundesliga perfekt

Norderstedt. Rüdiger Schäfer ließ sich nicht lumpen. Der Vorsitzende des Schachklubs Norderstedt servierte Fisch, Garnelen, Hühnchenbrust sowie Rinder- und Schweinefilet vom heimischen Grill. "Selbstverständlich von allem nur das Beste", wie er augenzwinkernd versicherte.

Seine Gäste hatten sich die Leckerbissen redlich verdient. Wenige Stunden zuvor war die erste Mannschaft des SKN in der Besetzung Michael Kopylov, Aljoscha Feuerstack, Suren Petrosian, Marta Michna, Falko Meyer, Viktor Polischuk, Christian Michna und Arne Jochens mit einem 5:3-Heimerfolg gegen den SSC Rostock 07 sowie 14 Team- und 44 Brettpunkten in die Bundesliga aufgestiegen. Die Plätze zwei und drei in der Abschlusstabelle belegten Werder Bremen II (14/41,5) und der SC Neukloster (13/43).

Für das eine oder andere kühle Getränk während der Grillparty sorgte der mit Schäfer befreundete Hans-Werner Stark vom Schachverein Bad Oldesloe. Er hatte den Norderstedtern den Sprung in die aus 16 Teams bestehende nationale Elitestaffel nicht zugetraut, ließ dann aber in fröhlicher Runde nur zu gern jeweils eine Kiste Hefe-Weizenbier und Jever-Pilsener springen, um seine Wettschuld einzulösen.

Der SK Norderstedt ist nach dem Lübecker SV (1999 bis 2004) und dem Preetzer TSV (2004/2005) erst der dritte Verein aus Schleswig-Holstein, der in der 1980 eingeführten eingleisigen Bundesliga spielen darf. "Für uns wird ein Märchen wahr, wir können es immer noch nicht richtig fassen. Denn als Aufsteiger in die 2. Bundesliga hatten wir uns vor der Serie eigentlich den Klassenerhalt als Saisonziel gesteckt", sagte Rüdiger Schäfer.

Nun kommt alles ganz anders. Und auch wenn sich beim 60 Mitglieder starken Klub niemand Illusionen über die Perspektive im Oberhaus macht, freuen sich alle Beteiligten riesig auf die große sportliche Herausforderung. "Mit unserem jetzigen Kader dürften wir absolut chancenlos sein; wir sehen die kommende Saison deshalb als einmaliges Event, das wir uns nicht entgehen lassen wollen", so Schäfer.

Er beziffert den Etat für das Jahr in der Bundesliga auf etwa 20 000 Euro - den Löwenanteil verschlingen dabei die Reise- und Übernachtungskosten. In den kommenden Wochen und Monaten werden die Vereinsverantwortlichen bei Norderstedter Firmen und im Freundeskreis fleißig Klinken putzen, um diese Summe zusammenzukratzen. "Jeder noch so kleine Sponsor ist willkommen, wir sind für jede Unterstützung dankbar", sagte der SKN-Boss. Hochkarätige Neuzugänge sind angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen nicht drin. "Das können wir uns schlicht und einfach nicht leisten."

Allerdings: Die Plätze an den Spitzenbrettern der Bundesliga sind heiß begehrt. Demzufolge könnte der SK Norderstedt durchaus eine interessante Adresse für Spieler sein, die anderswo nicht zum Zug kommen, aber auf sich aufmerksam machen und ihren eigenen Marktwert steigern möchten. "Für solche Akteure steht unsere Tür jederzeit offen", so Rüdiger Schäfer.

Die eine oder andere Verstärkung würde dem Sensationsteam aber noch aus einem weiteren Grund gut zu Gesicht stehen. Im Gegensatz zur Runde 2011/2012, in der der SKN neun Begegnungen bestreiten musste, finden in der kommenden Serie insgesamt 15 Mannschaftswettkämpfe statt - eine immense zeitliche, psychische und auch physische Mehrbelastung, die mit der doch recht dünnen Personaldecke wohl kaum zu bewältigen ist.

Immerhin: Eines der mit dem Aufstieg verbundenen Probleme könnte schon bald vom Tisch sein. Bei der Anschaffung der vom Deutschen Schachbund vorgeschriebenen internettauglichen Bretter, Uhren und Figuren zeichnet sich ein Deal mit dem künftigen Bundesliga-Konkurrenten Hamburger SK ab. "Möglicherweise vermietet uns der HSK sein High-Tech-Equipment", sagte Rüdiger Schäfer, "die ersten Gespräche über dieses Thema habe ich schon während unseres Osterturniers geführt. Ich bin optimistisch, dass wir eine gute Lösung finden."

SK Norderstedt - SSC Rostock 07 5:3. Michael Kopylov - Henrik Rudolf 0,5:0,5; Aljoscha Feuerstack - Hans-Ulrich Grünberg 0,5:0,5; Suren Petrosian - Robert Jaster 0,5:0,5; Marta Michna - Eckhard Jeske 0,5:0,5; Falko Meyer - Jörg Holzmann 0,5:0,5; Viktor Polischuk - Peter Brack 0,5:0,5; Christian Michna - Jörg Sonnenberger 1:0; Arne Jochens - Kirsten Jeske 1:0.

Saisonbilanzen des SKN: Michael Kopylov (5,5 Punkte aus 9 Partien); Aljoscha Feuerstack (5,5/9); Suren Petrosian (2,5/4); Marta Michna (5,5/6); Falko Meyer (3,5/8); Viktor Polischuk (3,5/8); Oliver Zierke (2/6); Christian Michna (6/8); Arne Jochens (6/8); Thomas Kahlert (3/5).