Die beiden Oberliga-Vereine liefern sich vor knapp 300 Fans ein packendes Duell. Das HGN-Team hat am Ende die größeren Kraftreserven.

Norderstedt. Es ist eben doch kein "normales" Handballspiel. Gut 300 Fans drängen sich auf der Tribüne im Schulzentrum Süd, um das erste Oberliga-Derby der Saison 2009/2010 zwischen den Männern des Norderstedter SV und der HG Norderstedt zu sehen. Und als sich nach 60 Minuten und dem 24:22 (11:13)-Sieg der HGN beide Teams den verdienten Applaus von ihren Anhängern abholen, zeigt eine kleine Szene am Rande, welche Bedeutung dieses Match immer wieder hat: HGN-Sportwart Ernst Riebe fährt mit seinem Rollstuhl zu Coach Markus Ginckel und drückt ihm einen Obolus für die Mannschaftskasse in die Hand.

"Ernst ist die gute Seele im Verein und hängt sehr an diesem Team", sagte Coach Ginckel dankbar, stellte aber klar: "Das war keine spezielle Prämie für den Erfolg gegen den NSV, für unseren Sieg über den HSV hat er uns auch schon belohnt."

Eigentlich verstehen sich die Spieler beider Teams ja recht gut; nicht ohne Grund hatten die Mannschaftsführer bereits vor dem Match ein anschließendes, gemeinsames Essen beim NSV-Sponsor "Wallis Eckcasino" vereinbart. Doch die Freundschaft war mit dem Anpfiff für 60 Minuten beendet. Die Teams lieferten sich zwar keine spielerisch glänzende, aber eine kämpferische und bis zuletzt spannende Partie. "Letztlich hat wohl unsere breitere Auswechselbank und dadurch auch die bessere Ausdauer den Ausschlag gegeben", sagte Markus Ginckel.

Markanteste Beispiele hierfür waren Heiko Peters (HGN) und Thiago Santos (NSV). Peters, der seit zwei Wochen an einem entzündeten Nerv im Arm laboriert, signalisierte seinem Coach in der Pause, dass er spielbereit sei. Ginckel brachte prompt seinen Routinier. "Und er hat dann auf seiner Abwehrseite gut Attacke gemacht und geholfen, dass wir uns auf Thiago Santos konzentrieren konnten."

Dieser hatte in der zweiten Halbzeit einen schweren Stand: Einerseits musste er in der Offensive ohne seinen Teamkollegen Henning Scholz auskommen. Der Haupttorschütze des NSV, der bis zur 24. Minute viermal erfolgreich war, musste mit einer Daumenverletzung an seiner Wurfhand aussetzen. So ruhte die Verantwortung auf Santos und dem gut aufspielenden Routinier Ingo Ahrens - aber ohne den dritten Aktivposten war das doch zu wenig. Auch, weil sich Santos in der Abwehrarbeit gegen den HGN-Rückraumriesen Johannes Laskawy aufrieb und nach 45 Minuten mit der Kraft am Ende war.

"Aber der Grund für die Niederlage liegt nicht im Ausfall nur eines Spieler. Unser Team kann so etwas gewöhnlich ausgleichen", sagte ein enttäuschter NSV-Trainer Marcus Schwarzer, "keine Aktion der HGN war wirklich überraschend, aber wir haben die Absprachen, die wir vorher getroffen hatten, nicht umgesetzt."

Da die HGN die Tempogegenstöße des NSV ausschalten konnte, war der Sieg verdient. "Auch, weil unser Gegner mit Sven Meyer in der entscheidenden Phase den besseren Keeper hatten", so Marcus Schwarzer.

Die Tore des Norderstedter SV: Ingo Ahrens (6), Thiago Santos (6/1 Siebenmeter), Henning Scholz (4), Benjamin Etzdorf (3), Simon Drosdatis und Oliver Kloster (je 1).

Die Tore der HG Norderstedt: Johannes Laskawy (8), Timm Conring (5), David Caballero (3), Ole Werner (2), Dennis von Seelen (2/2), Thiemo Fraatz, Heiko Peters, Jan Beermann und Ewgenij Ryzh (je 1).

Tabelle: 1. HSV Hamburg II (10 Spiele/18:2 Punkte), 2. TuS Esingen (10/16:4), 3. HGN (9/13:5), 4. NSV (10/13:7).