Der 46 Jahre alte Triathlet Bernd Schlüter läuft bei strömendem Regen nach 3:06 Stunden und 42,195 Kilometern als Erster ins Ziel. Frank Gehse gewinnt den Halbmarathon in 1:15 Stunden.

Kaltenkirchen. Wer den Kino-Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" nicht mag, wird auch beim Blick in die Ausschreibung des 2. Helmut-Jung-Gedächtnismarathons skeptisch geschaut haben. Die zu laufende Runde durch den Kaltenkirchener Freizeitpark misst gerade einmal 4,21 Kilometer. Die Folge: Alle Teilnehmer mussten dieselbe Strecke zehnmal absolvieren, die Halbmarathonis kamen mit fünf Schleifen davon.

Immer wieder ging es unmittelbar nach dem Startbereich bergauf, gleich zwei giftige Steigungen standen auf dem Programm. Dann führte der Weg in den Wald hinein, direkt vorbei an der Autobahn, zurück in den Erholungspark und schließlich wieder zurück zum Freibad Kaltenkirchen. Der Untergrund wurde bei dem erbarmungslos niederprasselnden Nass von oben immer rutschiger, die Baumwurzeln verlangten höchste Aufmerksamkeit.

Bei strömendem Regen und nicht einmal zehn Grad Außentemperatur streifte der eine oder andere Läufer erst einmal eine zusätzliche Schicht wetterfester Kleidung über. Beim zweiten oder dritten Durchlauf wurde dann - frei nach dem Zwiebelprinzip - das Ganze wieder "abgeschält".

Auch der Sieger über die 42,195-Kilometer-Distanz, Bernd Schlüter aus Kaltenkirchen, fröstelte anfangs ein bisschen. Trotzdem - oder vielleicht auch gerade deswegen - lief der 46-Jährige besonders schnell und triumphierte nach 3:06,31 Stunden in neuer persönlicher Bestzeit beim Kaki-Marathon.

"Ich mag diese Strecke. Der Lauf ist außerdem sehr gut organisiert. Ein Kompliment an Arne Franck", so Schlüter, der im August bereits den Ironman-Triathlon in Glücksburg absolviert hatte und für die 3800 Meter Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathonlauf insgesamt 10:19 Stunden benötigte. Bis zu sechsmal pro Woche trainierte der Polizeioberkommissar.

Die erarbeitete Fitness war ihm auch beim Helmut-Jung-Gedächtnismarathon anzumerken. Erst knapp eine Minute nach ihm kam der Vorjahressieger Jesper Hahn Jensen aus Dänemark ins Ziel. Allerdings schwanden Schlüter am Ende die Kräfte. "Vor allem die letzte Runde war für mich die Hölle, da bin ich am Anschlag gelaufen. Aber als ich hörte, dass ich vorne bin, wollte ich unbedingt gewinnen."

Nach seiner Energieleistung legt der frühere Motocrossfahrer nun erst einmal eine Wettkampfpause ein. Aber nicht allzu lange. "Ich starte dieses Jahr noch beim Adventslauf in Ratzeburg im November", sagte der Marathonsieger, der für seinen Erfolg eine Flasche Sekt und eine Gedächtnismedaille mit dem Porträt von Helmut Jung, der 2007 bei einer Familientragödie ums Leben gekommen war, erhielt.

Als die ersten Marathonis ins Ziel kamen, hatte Frank Gehse, Sieger über die Halbmarathondistanz, schon lange geduscht und befand sich auf dem Weg nach Hause. Nur 1:15,58 Stunden benötigte der Kaltenkirchener für die 21,1 Kilometer - eine Zeit, von der die meisten der 167 Finisher wohl nur träumen können.

Zehn Staffeln wagten sich auf die Marathonstrecke. Das siegreiche Jung Memorial Quintett, das in der Besetzung Regina Löbel, Werner Pollak, Frank Bendix, Thomas Uphagen und Frank Günter auf die Strecke ging, hatte seine eigene Philosophie. "Wir wollen Arne Franck dazu bewegen, dass er nächstes Jahr eine schnellere Staffel als unsere aufstellt", sagte Frank Günter.