Vor allem die vielen jugendlichen Zuschauer kamen bei dem Spektakel in der Großgemeinde auf ihre Kosten.

Henstedt-Ulzburg. Bad Bones John Kay - 110 Kilogramm auf 180 Zentimeter verteilt, kahl rasierter Schädel und der Spitzname "German Psycho" machen klar: Dieser Mann versteht im Ring keinen Spaß. Der 25-Jährige aus Bitburg gehört zur 16 Mann starken Wrestlergruppe, die am Freitag im Bürgerhaus von Henstedt-Ulzburg in den Ring ging. Eingeladen hatte der Catch Wrestling Verein Norddeutschland (CWN) zum Norddeutschland Cup. Rund 170 Zuschauer amüsierten sich bei der Show im Bürgersaal.

Doch bevor die Hauptakteure loslegen dürfen, zeigen zwei Nachwuchstalente, was sie gelernt haben. "Kenny, the Kid" (16) tritt an gegen René Kardinal (17) aus Lingen im Emsland. Ein-, zweimal im Monat fährt Gymnasiast Kardinal in eine Hamburger Trainingsschule, stärkt sich zwischendurch mit Krafttraining. 99 Kilo prallen an diesem Abend auf 97 Kilo, es geht hart zur Sache. Gewaltige Hebefiguren, schnelles Abdrehen und viele Catcher-Elemente bringen das Publikum in Schwung. "Wrestling, das ist Akrobatik, Springen und Fallen - dazu etwas Schauspiel und viel Publikumsanimation", sagt Ringsprecher Christoph Bondzio. Nach wenigen Runden ist der Kampf entschieden, der Emsländer gewinnt und stellt klar: "Mir tut nichts weh, ich könnte gleich wieder loslegen!"

Während er sich umzieht, geht die eigentliche Wrestlerparade los, Schwergewichtige, tätowierte Kerle in knappen Sporthosen, effektvoll "aufgemotzt" mit Boxerschaftstiefeln in Lackoptik, Narben an Beinen und Schultern - so ziehen sie in den Saal ein, laute Musik dröhnt aus den Boxen, das Publikum steht auf, klatscht begeistert. Allen voran die jugendlichen Zuschauer, die mehr als die Hälfte der Zuschauer stellen. "Ich feiere heute meinen Geburtstag, bin totaler Wrestling-Fan", freut sich Luca Wendel (11) aus Kaltenkirchen. Die Profi-Sportler wissen, was ihr Publikum will. Vor allem Körperkontakt: Einmal einem Wrestler die Hand lässig abklatschen, das ist das Größte. Strahlende Kinder und Jugendliche feiern frenetisch an diesem Abend, und als Jon Ryan, der 104-Kilo-Mann mit klassisch britischer Ringerausbildung, in den Seilen hängt, kocht die Stimmung fast über.

Obwohl an diesem Abend der Norddeutschland Cup ausgetragen wird, hat Veranstalter Marcus Sellhorn es geschafft, internationale Sportler anzulocken. Zwei Männer aus den USA, ein Ire, fünf Briten - und auch der Deutsch Franzose Piere Le Prestee mit Barrett und Drake Younger aus Amerika steigen in den Ring. Prestee, 26 Jahre alt und 185 Zentimeter groß, wirkt gegen den zehn Zentimeter kleineren Amerikaner eher schlank, kaum einer räumt Prestee Chancen auf einen Sieg ein, zumal Drake Younger als der "erbarmungsloseste" Wrestler der Welt gilt! "Psycho Shooter Drake" unterliegt aber an diesem Abend Prestee. Nach gut 90 Minuten räumt man Sportlern und Zuschauern eine kleine Verschnaufpause ein. Marlow Arps (12), Sandy Collien (10) und Jonas Herms (12) nutzten die Pause der Hauptkämpfe, um sich bei ihren Favoriten Autogramme zu holen.