Nach einigen Umarmungen mit seinen ehemaligen Teamkollegen des TSV Altenholz schaut Matthias Karbowski, der wohl prominenteste Neuzugang der Oberliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg, sofort Richtung Tribüne.

Henstedt-Ulzburg. Dort sitzt Freundin Kirsten mit Jonas im Arm. Der Sohn des 26 Jahre alten ehemaligen Bundesliga-Spielers des Hamburger SV erblickte am 30. Juni das Licht der Welt und ist der ganze Stolz des sportlichen Papa.

"Um Jonas dreht sich zurzeit unser ganzes Leben", sagt Karbowski, der im Mai 2003 unter HSV-Trainer Bob Hanning beim Bundesliga-Auftritt in Magdeburg 16 Treffer erzielte und so auf einen Schlag bundesweit bekannt wurde. "Am Ende haben wir mit 33:37 verloren, außerdem waren acht Siebenmeter dabei", wiegelt Karbowski in seiner bescheidenen Art ab. Sympathisch und zurückhaltend kommt Karbowski auch im Kreis seiner neuen Teamkollegen beim SV Henstedt-Ulzburg rüber. Mit der Erfahrung aus 60 Bundesligaspielen für den HSV und einer Zweitligaspielzeit für den TSV Altenholz ist der Linkshänder eine der Führungspersönlichkeiten im neu formierten Team.

Den Wechsel in die Viertklassigkeit begründet der Hamburger mit der Priorität für die junge Familie und neuen Herausforderung im Beruf. Zum 1. Oktober macht sich der Physiotherapeut mit zwei Kollegen selbstständig. Die Praxis an der Elbgaustraße ist spezialisiert auf Sportler, deren physiotherapeutische Versorgung und Reha-Maßnahmen. Aber auch Normalbürger erhalten bei Karbowski und seinen Kollegen volle Aufmerksamkeit.

"Viermal Training pro Woche in Altenholz ist da nicht mehr drin. Und meine neue Truppe ist ja auch nicht von Pappe", sagt Karbowski. Von "Söldner-Mentalität", die die Konkurrenz der SVHU-Truppe nachsagt, will der Rückraumspieler nichts wissen. "Im Team stimmt die Chemie. Mit Florian Bitterlich und Philipp Ruge habe ich schon zusammen gespielt. Und auch die anderen sind prima Kerle. Wir werden viel Spaß zusammen haben", sagt Karbowski. Als Meister und Aufstiegsfavorit will sich der Linkshänder nicht sehen. "Wenn die anderen das sagen, ist das okay. Aber ich konzentriere mich auf die Gegenwart", so Karbowski.

Und die sieht nicht schlecht aus. In den Vorbereitungsspielen betreiben die Henstedt-Ulzburger beste Eigenwerbung für die bevorstehende Oberliga-Saison. Mit einem 38:37 (23:17)-Sieg über Zweitligist TSV Altenholz deutete der SVHU schon an, dass er den Fans attraktiven Handball bieten will. An der Seitenlinie hatte erneut Assistenz-Coach Frank Moreau das Sagen, weil Trainer-Chef Michael Hübner noch in Südfrankreich weilt.

Überbewerten wollten weder Moreau noch sein Pendant auf Altenholzer Seite, Jens Häusler, den Erfolg der Gastgeber, die auf Keeper Steffen Reider und Jens Thöneböhn verzichten mussten. "Unsere Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse", haderte Häusler mit der Trägheit einiger Akteure, wohl wissend, dass der SVHU mit seinem neuen Kader mehr zu bieten hat, als ein normaler Oberligist: "Wenn die Jungs ihre Leistung abrufen und nicht abheben, ist der Aufstieg realistisch. Aber wir sind erst am Anfang der Vorbereitung, und die Saison ist noch so lang."

Auf Seiten der Gastgeber boten nicht nur Karbowski, sondern alle eingesetzten Akteure eine gute Vorstellung. Als der SVHU den Respekt abgelegt hatte, dominierten die Hausherren bis zur 50. Minute das Geschehen und führten teilweise mit sieben Treffern. In den letzten zehn Minuten ließen Moreaus Männer dann ein wenig Disziplin und Entschlossenheit vermissen. Altenholz glich aus, ehe Henning Hipler Sekunden vor dem Abpfiff das Siegtor gelang.

Am Donnerstag gastieren die Henstedt-Ulzburger beim Regionalliga-Aufsteiger TSV Ellerbek, am Freitag geht es dann weiter mit dem Test gegen noch einen Regionalligisten, die SG Kropp/Tetenhusen/Dithmarschen.