Man soll sich das Beste für den Schluss aufheben, heißt es in einer Redensart.

Norderstedt. Vielleicht hat Alexander Knaub, geistig behinderter Leichtathlet der Norderstedter Werkstätten, diesen Satz auch schon einmal gehört, bevor er bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Sindelfingen zum letzten von sechs Speerwürfen und seinem letzten Antritt überhaupt bei diesen Titelkämpfen anläuft.

Vier gültige Versuche zwischen 28,35 und 29,35 Meter hat der 31-Jährige, der für das Landesleistungszentrum Norderstedt (LLZ) startet, zuvor schon hingelegt und führt das neun Starter große Feld an. Doch nun will der von LLZ-Leiterin und Werkstätten-Sportlehrerin Maike Rotermund betreute Athlet, den am LLZ zudem Paralympics-Siegerin Britta Jaenicke trainiert, alles aus sich heraus holen. "Schließlich hatte ich mit ihm gescherzt, dass wir erst zum Essen gehen, wenn er eine Weite mit einer Drei am Anfang hinlegt", sagte Rotermund schmunzelnd.

Das ist Ansporn genug. Knaub läuft an, der Stemmschritt passt und dann schleudert er das 800 Gramm schwere Wurfgerät weit von sich. Bei exakt 30 Metern bleibt der Speer im Rasen des Floschenstadions stecken. Gold für Alexander Knaub. Der kräftige Athlet hatte sich zuvor bei den Titelkämpfen in Sindelfingen schon zwei Silbermedaillen gesichert. Im Kugelstoßwettbewerb wuchtete er das Sportgerät auf 9,63 Meter und sicherte sich damit die Vizemeisterschaft. Die Diskusscheibe landete bei 25,23 Metern. Diese Weite bescherte ebenfalls Platz zwei.

"Eine toller Speerwurf von Alex und er freut sich riesig", sagt Maike Rotermund an Stelle ihres stillen und bescheiden auftretenden Athleten, "aber noch mehr hat mich gleich zu Beginn der Meisterschaften sein Kugelstoßen beeindruckt." Mit 9,63 Metern hatte Alexander Knaub am ersten Wettkampftag seine Bestleistung um einen halben Meter übertroffen. "Und das nach eher mäßigen Trainingsleistungen", sagt seine Trainerin, "Alex ist halt ein Wettkampftyp."

Aber dafür muss der engagierte Sportler auch rechtzeitig in Fahrt kommen. Und so durfte Maike Rotermund auch dieses Mal wieder gegen 6 Uhr morgens aufzustehen, um mit Alexander Knaub vor dem Frühstück einige Jogging-Runden zu drehen. "Und dann heißt es, den Tag über die Spannung hoch zu halten", so Rotermund. Mit Erfolg, wie drei Medaillen beweisen...