Die beiden 15 Jahre alten Tänzerinnen vom TSC Astoria Norderstedt haben sich für die Titelkämpfe in Slowenien qualifiziert.

Norderstedt

Wenn Magdalena Horyn und Alina Mißfeldt in die Kellerräume des TanzCentrums "Die 3" am Alten Kirchenweg hinabsteigen, tauchen sie in eine andere Welt ab. Vorbei an einem Anfängertanzkursus für Erwachsene marschieren die beiden 15-Jährigen schnurstracks in den hinteren Bereich des geteilten Tanzsaals. Hier trainiert das Duo für die Europameisterschaften im HipHop, die vom 2. bis 5. Juli in Koper (Slowenien) stattfinden.

Auf der Fläche tummeln sich zehn Jugendliche, die zusammen oder auch alleine üben. Wer denkt, dass die Musik nur mit Ohrenschützern auszuhalten ist, hat sich getäuscht. Ein paar knackige Beats wechseln sich mit sanften Walzer-Rhythmen ab. Auch eine schwungvolle Samba gehört zum Programm, die Lautstärke ist moderat.

Lässige Posen, Popping und Locking - wie die Folgen beim HipHop schon mal heißen - werden vor dem großen Spiegel geübt. Aber auch Ballettdrehungen und Figuren lateinamerikanischen Ursprungs. "Wir haben in unsere Kür viele klassische Elemente eingebaut", sagt Alina, die mit ihrem Tanzpartner Mike Meinert auch in der höchsten deutschen Jugendklasse im Standard- und im Lateinbereich erfolgreich ist.

Die gemeinsamen Wettbewerbe, das Ausprobieren von Figuren und Schrittfolgen haben die etwa 50 HipHop-Tänzer beim TSC Astoria fest zusammengeschweißt. "Ich glaube, ich bin öfter hier im Saal als zu Hause. Es macht einfach unheimlich viel Spaß, sich hier zu treffen und in der Gruppe tanzen. Wir sind ein tolles Team", sagt Magdalena, deren Eltern ihr Hobby unterstützen.

Solange die Realschülerin gute Noten nach Hause bringt, gibt es keine Probleme. Und an Realitätsverlust leidet der Teenager ebenfalls nicht. "Natürlich wäre es toll, mit dem Sport sein Geld zu verdienen. Zum Beispiel mit einem Auftritt in einem professionellen Musik-Video. Dafür muss man aber richtig gut sein, das schaffen nur wenige", weiß Magdalena Horyn, die eher solide Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft hat. "Ich möchte gerne Reiseverkehrs- oder Sport- und Fitnesskauffrau werden." Auch Alina Mißfeldt bleibt auf dem Boden der Tatsachen. "Ich könnte mir vorstellen, als Erzieherin zu arbeiten", sagt die Realschülerin aus Quickborn.

Solange es die Zeit aber zulässt, wird getanzt - und zwar täglich. Montags, mittwochs und freitags ist HipHop an der Reihe, an den anderen Tagen stehen Standard- und Lateinschritte auf dem Plan.

Die Qualifikation für die Europameisterschaften ist für Magdalena Horyn und Alina Mißfeldt der bisher größte Erfolg ihrer sportlichen Laufbahn. "Wir haben bei den norddeutschen Titelkämpfen in Göttingen und bei der DM in Essen jeweils den fünften Platz belegt. Lediglich beim Deutschland-Cup im November 2008 in Essen sind wir nicht gestartet, unsere Duo-Kür war zu dem Zeitpunkt noch nicht fertig. Deshalb sind wir insgesamt nur Sechste der deutschen Rangliste geworden", sagt Magdalena.

"Nur" bedeutet in diesem Fall die EM-Qualifikation; bei der WM darf das Duo jedoch nicht starten. "Dazu hätten wir unter die deutschen Top fünf kommen müssen", so Alina Mißfeldt.

Eine ganz kleine Chance besteht noch: "Wir sind immerhin erster Nachrücker. Und vielleicht sagt ja noch ein Paar ab", sagt Magdalena Horyn, die ein ganz persönliches Interesse an der WM hat. "Das Turnier geht im Oktober im polnischen Kalice über die Bühne - das ist die Heimatstadt meiner Eltern."