Mit jungen Spielern aus der eigenen Jugend peilt der Fußball-Oberligist mittelfristig den Regionalliga-Aufstieg an.

Norderstedt

Mit dem achten Tabellenplatz beendete Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt die vergangene Saison weit unter seinen Möglichkeiten. Präsident Reenald Koch zieht im Interview Bilanz, begründet den bevorstehenden Neuanfang und nimmt Stellung zur Position von Trainer Marco Krausz.

Norderstedter Zeitung:

25 Punkte hinter Meister SC Victoria - muss man sich in Norderstedt an das Mittelmaß gewöhnen, Herr Koch?

Reenald Koch:

Die Zielsetzungen vor der Saison waren natürlich andere, und entsprechend hoch war der finanzielle Aufwand. An Mittelmaß können und wollen wir uns nicht gewöhnen - das Ziel muss weiterhin sein, eine Mannschaft aufzubauen, die in die Regionalliga aufsteigen kann.

NZ:

Wie lange wird es dauern, bis Eintracht wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft hat?

Koch:

Wir erfüllen die Voraussetzungen, was das Stadion und die Infrastruktur betrifft. Aber wir erfüllen die sportliche Seite noch nicht. Aber nach all dem was man bei Altona gesehen hat, gehen wir das vernünftig und mittelfristig an. Deswegen haben wir auch zwölf A-Jugendliche mit in den Ligakader genommen, weil wir uns vom Preis-Leistungs-Verhältnis keine Besseren vorstellen können. Es wird auf Basis tragbarer finanzieller Konzepte geschehen. Nicht dass man in die Regionalliga aufsteigt, dann wieder absteigt und eine halbe Million Schulden hat.

NZ:

Wurde der vorherige Kader falsch zusammengestellt?

Koch:

Es sind Fehler gemacht worden. Da beziehe ich alle Beteiligten mit ein. Deswegen haben wir die A-Jugendlichen genommen. Ein Großteil der Jungs spielt seit der D-Jugend zusammen, da kenne ich die Charaktere. Für zwei Drittel der jetzigen Mannschaft lege ich die Hand ins Feuer. Wir sind der Meinung, dass die Spieler schon heute eine höhere Qualität und eine bessere Einstellung zur Sache besitzen als diejenigen, die wir abgegeben haben.

NZ:

Ist Marco Krausz der richtige Trainer für den Neuanfang?

Koch:

Es wurden Fehlentscheidungen getroffen in der Kaderzusammenstellung, aber das hat nichts mit der Integrität von Marco Krausz zu tun. Sein Einsatz ist da, daher haben wir auch zeitnah den Vertrag verlängert. Das hätten wir nicht getan, wenn wir nicht von seiner Arbeit überzeugt gewesen wären.

NZ:

Welcher Auftrag kommt im Sommer auf das Trainerteam zu?

Koch:

Der Auftrag, eine Mannschaft zu formen, die mittelfristig um die ersten drei Plätze mitspielt. In der nächsten Saison wird eine gewisse Instabilität auftauchen, aber das wissen wir und nehmen es in Kauf. Wir wollen nicht absteigen. Punkt.

NZ:

Befürchten Sie, dass es Reibereien geben wird zwischen Platzhirschen und jungen Spielern?

Koch:

Eines ist klar: Nach der abgelaufenen Saison sehe ich - abgesehen vielleicht von Dennis Gersdorf, Stefan Siedschlag und Mahmut Yilmaz - keinen, der Anspruch auf einen Stammplatz hat. Hier belebt Konkurrenz das Geschäft - wir haben die neuen Verträge leistungsorientiert aufgebaut. Wenn jemand etwas verdienen möchte, dann muss er spielen.

NZ:

Der Zuschauerzuspruch ist sichtbar schwächer geworden. Was kann der Verein dagegen tun?

Koch:

Wir hören aus dem Sponsorenumfeld und von unseren Zuschauern, dass sie mehr als unerfreut über die erbrachten Leistungen sind. Wenn wir attraktiven, vernünftigen Fußball spielen, werden wir wieder den Zuschauerschnitt von 400 aus der Saison zuvor haben.

NZ:

Wie sehen sie die Zukunft der Oberliga Hamburg, die strukturell in der Kritik steht?

Koch:

Wenn Aufstieg und Abstieg nicht mehr gegeben sind, fehlt etwas. Über Jahre kann kein Verein das Unternehmen Regionalliga vernünftig bezahlen. Es wäre sicherlich sinnvoll, diese Liga aufzuteilen in eine Regionalliga Nord und Ost. Sollte das nicht passieren, würde über Jahre nur um die goldene Ananas gespielt und die Oberliga Hamburg wird uninteressant.

NZ:

In der nächsten Saison spielt auch ihr Sohn Philipp im Oberliga-Team. Fürchten Sie, dass auf ihm ein anderer Druck lasten wird?

Koch:

Es ist natürlich so, dass er unter anderer Beobachtung steht. Aber der Trainer hat ihm gesagt: Wenn du aufgestellt wirst, dann weil du Leistung bringst und nicht weil du den entsprechenden Nachnamen hast. Ich habe mich aus dem Thema herausgehalten. Die Hackordnung im Fußball richtet sich nach Leistung - wer sie bringt, wird anerkannt.

Interview: Christopher Herbst