“Vivi, nicht so weit rauskommen. Der Kopf muss runter“, ruft Christian Oehring. Für Schwimmerin Vivienne El-Sibay (Startgemeinschaft Wasserratten) stehen momentan harte Zeiten an.

Norderstedt - Die Zwölfjährige ist in den vergangenen Monaten gewachsen, nun müssen viele Bewegungsabläufe neu erlernt werden. Korrekturen stehen im Trainingsalltag auf der Tagesordnung. "Wir mussten in einigen Bereichen ganz von vorne anfangen, weil sich ihre Hebelverhältnisse und der Körperschwerpunkt geändert haben", sagt der Trainer.

Dass sich diese Arbeit mit dem mittlerweile 1,69 Meter großen Nachwuchstalent lohnt, weiß der Coach. Zusammen mit Trainingskamerad Marc Ahrens (18) wird Vivienne El-Sibay in der kommenden Woche in Hamburg als einzige Wasserratte bei den nationalen Titelkämpfen starten. Trotz Wachstumsschub hat sich die Siebtklässlerin gleich auf drei Strecken für die Jahrgangsmeisterschaften in der Alsterschwimmhalle qualifiziert. Am Himmelfahrtstag stehen die 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Lagen an. Am Sonntag ist 100 Meter Delfin angesagt.

Das sportliche Talent hat Vivienne El-Sibay von Mutter Stefanie geerbt. Die 39-Jährige war selber erfolgreiche Schwimmerin bei der SG Elbe und stellte mehrere Landesrekorde auf. Der letzte über 200 Meter Brust aus dem Jahr 1986 (2:36,6 Min.) wurde erst 2008 von Inga Gäbler (2:33,3 Min., SG Elbe) geknackt.

"Wir wohnten in meiner Heimat in Brunsbüttel direkt am Freibad. Das war praktisch", sagt die Bankkauffrau, die es bis in den deutschen B-Kader schaffte. "Als ich mit meiner Ausbildung begann, konnte ich nicht mehr so viel trainieren. Deshalb habe ich zwei Jahre später meine Karriere beendet", sagt Stefanie Podszus, die wie ihre Tochter heute, vom Sport gar nicht genug bekommen konnte. Segeln, Turnen, Leichtathletik - alles wurde ausprobiert. "Ich habe sogar erfolgreich meine Prüfung zum Grüngurt im Judo abgelegt", sagt die Langenhornerin.

Für ihre Tochter hatte sie ursprünglich eher das Laufdress statt den Badeanzug im Auge. "Ich dachte eigentlich, dass sie eine richtig gute Leichtathletin wird. Sie ist ja immer gerannt, was das Zeug hält", erinnert sich die 39-Jährige.

Doch nach dem Kraulkursus bei der Startgemeinschaft Wasserratten im Jahr 2006 stand für die Schülerin des Coppernicus-Gymnasiums fest, dass sie in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt und sich im kühlen Nass austoben will. "Sie ist jetzt schon viel schneller als ich in ihrem Alter", sagt diese schmunzelnd. Gemeinsam im Wasser sind beide heutzutage nur noch ganz selten. Dafür wird nach dem Training ab und zu mal zusammen ein Eis gegessen. Kaum überraschend: Auch hier sind sich Mutter und Tochter wieder einmal einig: Es muss Schokolade sein!