Thorsten Strauß und Sabine Jacob tanzen jetzt für den Club, der in Eigenregie ein Zentrum für Tanzsportler errichtete.

Norderstedt

Als Turniertänzer hatte Thomas Fürmeyer ein feines Gespür dafür, wann, wie und wo er eine spektakuläre Pose ins Programm einstreuen musste, um die Wertungsrichter zu beeindrucken: Zusammen mit Ehefrau Tanja wurde er unter anderem dreimal Zehn-Tänze-Europameister der Professionals.

Das Gefühl für die richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt hat Fürmeyer auch nach Beeendigung seiner Karriere: Dem Vorsitzenden der TSG Creativ Norderstedt ist es gelungen, mit Thorsten Strauß (38) und Sabine Jacob (41) das erfolgreichste schleswig-holsteinische Turnierpaar der vergangenen Jahre vom TC Hanseatic Lübeck zu seinem Club zu lotsen - nur wenige Wochen nach Beendigung des ersten und zweiten Bauabschnitts für das neue Tanzsportzentrum an der Stormarnstraße. Wenn das kein gutes Timing ist...

"Wir fühlen uns sehr wohl in Norderstedt", sagt Sabine Jacob. Dass sie und ihr Partner an diesem Wochenende bei "Hessen tanzt" nun erstmals für die TSG Creativ antreten, kommt nicht von ungefähr. Das neue sportliche Aushängeschild des Clubs profitiert durch den Vereinswechsel von Rahmenbedingungen, die im nördlichsten Bundesland allenfalls noch der TSV Glinde bietet.

Mit einer gewaltigen gemeinsamen Kraftanstrengung haben die TSG-Mitglieder ein kleines Paradies für Tanzsportler aus dem Boden gestampft: Zwei Säle mit 150 bzw. 270 Quadratmetern Fläche, neue Umkleidekabinen und WC-Anlagen und einen gemütlichen Aufenthaltsraum im Bistro-Stil. Dem Verein freundschaftlich verbundene Handwerker sorgten für das Know-how, die Sportler setzten die Anweisungen in etwa 12 000 Stunden Eigenarbeit in die Tat um. Sie erledigten die erforderlichen Erdarbeiten rund um das Gebäude, installierten elektrische Leitungen, verlegten Gelenkschonendes Schwingparkett und betätigten sich als Maler.

"Ohne dieses Engagement hätten wir unser Projekt niemals realisieren können", so der gelernte Innenausstatter Thomas Fürmeyer. Er griff selbst zu Schaufel, Schubkarre und Pinsel, bürgte mit 50 000 Euro aus privatem Vermögen und führte die Verhandlungen über bauliche Auflagen sowie finanzielle Zuschüsse - dies alles neben seinem "normalen" Job als Tanztrainer mit A-Lizenz. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Stadt Norderstedt (80 000 Euro), der Kreis Segeberg (52 000 Euro) und der Landessportverband Schleswig-Holstein (62 000 Euro) kamen für etwas mehr als die Hälfte der Gesamtkosten in Höhe von 385 000 Euro auf.

Im neuen Schmuckkästchen fehlen noch drei "Perlen". Fürmeyer: "Wir wollen zusätzlich zwei weitere Säle mit 120 und 80 Quadratmetern Fläche sowie behindertengerechte sanitäre Anlagen bauen." Dann nämlich könnte die TSG Creativ Norderstedt jederzeit freies Training ermöglichen - und als erster Verein in Norddeutschland Tanzen für Rollstuhlfahrer anbieten. "Wir möchten aber auch unser übriges Angebot noch weiter ausbauen." Und das ist mit Kindertanzen und -ballett, HipHop & Jazz, Bollywood-Dance, Tanzkreisen sowie dem Training für Turnierpaare schon jetzt vielfältig.

Mittelfristiges Ziel der TSG Creativ Norderstedt ist eine Steigerung der Mitgliederzahlen von momentan 140 auf bis zu 400. "Und wenn alles fertig ist, kann ich mich endlich auch wieder stärker persönlich um die Nachwuchsarbeit kümmern", sagt Thomas Fürmeyer.

www.tsg-creativ.net