Der bodenständige Landwirt hat den Verein mit seinen inzwischen 14 Abteilungen stets wie eine große Familie geführt - und sucht nun nach einem geeigneten Nachfolger.

Für Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote ist die Sache klar: Rolf Hack (76) ist die Nummer eins in Deutschland. Was zunächst sehr salopp klingt, beschreibt eine Leistung, die dem Verwaltungschef von Schleswig-Holsteins fünftgrößter Stadt Respekt abverlangt. Denn Landwirt Hack ist seit genau 50 Jahren Vorsitzender des Glashütter Sportvereins.

"Und damit dürfte Herr Hack Deutschlands dienstältester Vereinsvorsitzender sein", sagt Grote, "ich habe meine Mitarbeiter mit Nachforschungen beauftragt, und die konnten keinen Clubchef ausfindig machen, der länger im Amt ist. Be denkt man, dass wir Edmund-Plambeck vom 1. SC Norderstedt bei dessen 40. Jubiläum im Jahr 1985 als langjährigsten Vorsitzenden gefeiert haben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass dieser Ti tel weiterhin in der Stadt geblieben ist."

Dieser Ansicht sind wohl auch die über 150 Freunde, Weggefährten und Vereinsmitglieder, die zum Jubiläums-Empfang für Rolf Hack ins Hotel und Vereinslokal "Zur Glashütte" gekommen sind. Es ist Ehrensache, dem "Macher" und der guten Seele des Glashütter SV zu gratulieren.

So ist auch HSV-Altstar Erwin Piechowiak mit Ehefrau "Minchen" gekommen. "Schließlich war ich von 1985 bis 1996 Trainer der Fußball-Ligamannschaft des Glashütter SV, und die Zusammenarbeit mit Rolf war immer gut und erfreulich", so der Deutsche Meister von 1960, "das Leben im Glashütter SV war wie in einer großen Familie. Und unsere Frauen treffen sich auch jetzt noch regelmäßig."

Ein Familienmensch ist Rolf Hack ohne Frage. Mit Ehefrau Il se lebt der Vater zweier Kinder - Tochter Manuela und Sohn Rüdiger - auf seinem Hof an der Segeberger Chaussee in einem Vier-Generationen-Haus. Die Eheleute Hack genießen ihr Leben als Ur-Großeltern.

Dass er sich aber mit dem Glas hütter SV eine zweite "Familie" ins Haus holen würde, daran hatte der leidenschaftliche Fußball-Anhänger anno 1959 noch nicht gedacht. Schließlich war er im Alter von 13 Jahren am 10. April 1946 in den nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründeten GSV eingetreten, um Fußball zu spielen.

"Das ging aber nur bis 1951 und auch nur bis in die Reserve, also die zweite Mannschaft. Besser war ich nicht", sagt der ehemalige Linksaußen und Mittelstürmer schmunzelnd. Doch Fußball blieb Rolf Hacks Leidenschaft. Und so übernahm er als Trainer ein Jugendteam und erwarb gleichzeitig die Schiedsrichter-Lizenz.

Inzwischen ist der Vereinsboss zwar kein Trainer mehr. Doch dem Amt des Schiedsrichters fühlt er sich auch nach 57 Jahren immer noch verbunden. In der clubinternen Statistik über Schiedsrichter-Einsätze für das Jahr 2008 wird der GSV-Vorsitzende mit acht Pflichtspielen geführt.

Verantwortung für "seinen" Verein übernahm Rolf Hack erstmals 1954, als er Fußball-Obmann wurde. "Das war eine Katastrophenzeit, da hatten wir nur noch eine Herren-Mannschaft", erinnert er sich, "aber zum Glück hatten wir damals schon gute Jugendteams. Ich habe dann die besten Spieler des Jahrgangs 1936 in die Liga-Mannschaft geholt. Von da an ging es wieder aufwärts."

Aus dieser Zeit stammt auch Rolf Hacks schönster Erfolg mit dem GSV - noch bevor er die Führung des Gesamtvereins übernahm. "1957 haben wir Eintracht Garstedt, das später zum 1. SC Norderstedt wurde, im Kampf um die Meisterschaft in der Alsterstaffel mit 2:0 besiegt."

Doch auch an die 80er- und 90er-Jahre, als Manager Bernd Reiher und Trainer Erwin Piechowiak die Fußballer des Glashütter SV bis in die Verbandsliga Hamburg führten, denkt Hack gerne zurück. "Das war schon eine große Zeit für uns."

Doch die Realität sieht anders aus: Der GSV wird am Saisonende in die Kreisliga Hamburg absteigen. "Wie heißt es so schön: Auf zehn schlechte Jahre folgen zehn gute. Vielleicht schaffen wir es ja, die zweite Phase ein wenig zu verkürzen."

Keinesfalls kürzer hätte Hack die vergangenen 50 Jahre haben wollen. "Auch wenn es wie in allen Familien hin und wieder Streit gab, habe ich immer Lust auf das Amt des Vereinsvorsitzenden gehabt."

Rolf Hacks Wahl zum GSV-Chef im Jahr 1959 war allerdings etwas überraschend. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung hatte es Querelen im alten Vorstand gegeben, Neuwahlen standen an.

"Ich bin damals mit unserem Schriftführer Borchert zu unserem Vereinslokal Hecker am Glasmoor gegangen. Und wir haben auf dem Weg zur Versammlung überlegt, wer Vorsitzender werden soll. Tja, und dann bin ich das halt geworden."

So manch ein Kritiker unkte zwar, dass Rolf Hack mit 26 Jahren für einen Vorsitzenden viel zu jung wäre. "Aber ich wurde gewählt, und so ist das geblieben."

Vielleicht hatten die GSV-Mitglieder schon damals geahnt, wie solide denkend ihr neuer Vorsitzender an seine Aufgabe herangehen würde. Nach bescheidenen Anfängen mit der ersten Turnhalle an der Heidbergschule wurde 1962 der Fußballplatz an der Poppenbütteler Straße eingeweiht. Parallel fanden kontinuierlich neue Sparten den Weg in den Verein, wurden Anlagen erneuert oder erweitert. Inzwischen verfügt der Glashütter SV über 14 Sparten. "Aber immer unter dem Gesichtspunkt, dass unsere Ausgaben durch Einkünfte gesichert sind", sagt Hack, "der Vorsitzende ist für den Verein verantwortlich, also auch für dessen Finanzen. Heute wissen viele Leute nur, wie man Geld ausgibt, aber nicht, wie es wieder reinkommt. Das ist schlecht."

Ganz oben auf seiner Agenda steht die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Ursprünglich wollte Rolf Hack nach seinem 50. Dienstjubiläum aufhören. Doch die Fußstapfen, die er hinterlässt, sind groß - zu groß.

"Also werde ich bei unserer Wahlversammlung am 23. April eine weitere Amtszeit dranhängen, weil da einfach noch keiner ist, der für die Nachfolge reif ist." Außerdem möchte er noch einen Anbau an die Halle Poppenbütteler Straße und die Umwandlung des Grandplatzes in einen Kunstrasenplatz in die Wege leiten.

So kommen auf den Vorsitzenden von mittlerweile 1500 Vereinsmitgliedern zwei arbeitsreiche Jahre zu. Doch Hack stellt sich der Herausforderung.

Dieses Engagement wusste auch Volker Okun, Schatzmeister und Ehrenamtsbeauftragter des Hamburger Fußball-Verbands, beim Jubiläums-Empfang zu würdigen. Okun überreichte Hack die Goldene Ehrennadel des HFV. Und Hans Siebke, Vorsitzender des Kreissportverbandes Segeberg, erklärte anschließenden in seiner kurzen Laudatio, warum Deutschlands dienstältester Vorsitzender diese Auszeichnung verdient hat: "Bürger wie Rolf Hack, die anpacken und nicht reden, die brauchen wir."