Norderstedt. Der Tabellenzwölfte wartet seit vier Spielen auf einen Sieg. Welche Folgen die wichtige Heimpartie gegen Kilia Kiel haben könnte.

Warum nicht mal einen kurzen Augenblick träumen? Wenn die Saison 2023/2024 in der Fußball-Regionalliga Nord zum jetzigen Zeitpunkt abgebrochen werden würde, wären die Kicker von Eintracht Norderstedt als Tabellenzwölfter mit 34 Zählern gerettet, der Klassenerhalt in trockenen Tüchern. Aber die Realität sieht anders aus: Der Abstiegskampf in der vierthöchsten deutschen Spielklasse spitzt sich Woche für Woche weiter zu. Mittendrin statt nur dabei: die Eintracht.

Eintracht Norderstedt: Abstiegskampf spitzt sich Woche für Woche weiter zu

Eine ganz wichtige Rolle in allen denkbaren Modellen spielt der 14. Platz in der 18er-Staffel. Wer sich auf diesem nach dem Ende der Punktrunde einsortiert, muss – sofern der Meister der Regionalliga Nord (Hannover 96 II, 1. FC Phönix Lübeck oder SV Meppen) nicht in die 3. Liga aufsteigt – zwei Abstiegs-Relegationsspiele gegen den Vizemeister der Oberliga Niedersachsen (vermutlich VfV Borussia 06 Hildesheim, TuS Bersenbrück, SV Atlas Delmenhorst oder 1. FC Germania Egestorf-Langreder) bestreiten; keine schöne Vorstellung für die fünf Kandidaten TuS Blau-Weiß Lohne, Eintracht Norderstedt, Bremer SV, SC Weiche Flensburg 08 und SSV Jeddeloh.

Schwer zu sagen, welches dieser Teams die besten Karten hat, um den definitiv rettenden 13. Rang zu erreichen. „Klarer werden wir wohl erst nach dem 8. Mai sehen, wenn unsere direkten Konkurrenten ihre noch ausstehenden Nachholspiele über die Bühne gebracht haben“, sagt Denny Schiemann, der Sportliche Leiter der Eintracht.

Match gegen den Tabellenvorletzten ist für Eintracht Norderstedt richtungsweisend

Allen Beteiligten in Norderstedt ist klar: Die Elf von Trainer Jean-Pierre Richter muss an diesem Sonntag ihre Ergebniskrise – nur ein Punkt aus den Partien gegen den FC St. Pauli II (0:2), den Bremer SV (0:0), den TuS Blau-Weiß Lohne (0:1) und den 1. FC Phönix Lübeck (2:4) – beenden und das Heimspiel gegen den abgeschlagenen Tabellenvorletzten Kilia Kiel (Sonntag, 14 Uhr) unbedingt gewinnen. Denn sonst brechen ganz schwere Wochen an. Schiemann: „Das Duell mit Kilia ist richtungsweisend.“

Was in einem derartigen Zitterspiel passieren kann, demonstrierte am vergangenen Wochenende der 1. FC Köln in der Bundesliga. Die favorisierten Rheinländer hatten zu Hause gegen Schlusslicht Darmstadt 98 zu Hause ihre Nerven nicht im Griff, zogen mit 0:2 den Kürzeren und stecken nun wie die Hessen ganz tief im Abstiegsschlamassel.

Trainer Jean-Pierre Richter demonstriert Gelassenheit

Ein solches Drama soll im Edmund-Plambeck-Stadion nicht passieren. Coach Richter, der bei Eintracht Norderstedt seit dem 11. März das Sagen an der Seitenlinie hat, bleibt deshalb betont gelassen, nimmt etwas Druck von seiner Mannschaft, dimmt die Bedeutung der Partie gegen Kilia Kiel herunter: „Das Spiel ist für uns sicherlich wichtig, aber nicht das wichtigste des Jahres. Auch beim TSV Havelse, gegen den SV Meppen und beim SC Weiche Flensburg 08 gibt es jeweils drei Punkte zu holen.“

Der Eintracht-Trainer, der mit zehn Zählern aus den ersten vier Begegnungen unter seiner Regie einen furiosen Start beim Club von der Ochsenzoller Straße hinlegte, sah trotz der zuletzt trostlosen Ausbeute durchaus gute Ansätze: „Die Jungs stehen in der Defensive stabiler als vor einigen Wochen, erarbeiten sich auch auswärts gute Chancen“, sagt er. Und sieht keinen Grund, nervös zu werden.

Eintracht Norderstedt: Spieler nehmen sich gegenseitig in die Verantwortung

„Wir befinden uns im Endspielmodus, müssen unsere Möglichkeiten besser nutzen, alles rausquetschen, haben aber noch alles selbst in der Hand“, so der Übungsleiter. Nun seien „Bereitschaft, Widerstandfähigkeit, Überzeugung und Zielstrebigkeit“ gefragt.

Doch wie ist eigentlich die Stimmung im Kader der Norderstedter? „Wir haben teilweise gut gespielt, uns dafür aber nicht mit guten Ergebnissen belohnt. Das wollen wir am Sonntag besser machen, nehmen uns deshalb gegenseitig in die Verantwortung“, sagt Rechtsverteidiger Juri Marxen, der sich zusammen mit Mittelfeldakteur Ersin Zehir die Rolle des Mannschaftskapitäns teilt.

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Mut macht die aktuelle Personalsituation, das zwischenzeitlich mit verletzten Spielern gut gefüllte Lazarett hat sich spürbar gelichtet. Mit Jonas Behounek, André Wallenborn und Saibo Ibraimo sind drei Langzeitausfälle wieder einsatzbereit, der in Lübeck wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrte Marc Bölter steht gegen Kilia Kiel ebenfalls zur Verfügung.

Vor allem auf dem technisch versierten Behounek, der auch in Bedrängnis stets einen kühlen Kopf sowie die Übersicht bewahrt und gegen Phönix Lübeck ein halbstündiges Comeback feierte, ruhen große Hoffnungen. „Er hat nach seiner Verletzung zwar noch nicht besonders viele Trainingseinheiten absolviert“, sagt Jean-Pierre Richter, „könnte für uns aber dennoch zu einem entscheidenden Faktor werden.“

Gleiches gilt für Angreifer Manuel Brendel, der in den letzten acht Spielen fünfmal getroffen hat. Denny Schiemann: „Er zahlt mit Leidenschaft und Einsatz das Vertrauen zurück, das der Trainer in ihn setzt.“