Henstedt-Ulzburg. In der Kultdisco in Henstedt-Ulzburg wird noch einmal kräftig gefeiert. Was für den besonderen Abend alles geplant ist.

  • Um 22 Uhr geht es los, gefeiert wird dann bis „open end“.
  • Zu Beginn gibt‘s ein Feuerwerk, die ersten 200 Gäste bekommen ein Souvenir.
  • Ausnahmsweise gibt es einen vierten Dancefloor.

Heute Abend wird das Joy in Henstedt-Ulzburg seine letzte Party erleben. Die Schließung war kurz vor Weihnachten 2023 bekannt geworden. „Time To Say Goodbye“ heißt sie passenderweise, am Sonnabend (27. April) geht es um 22 Uhr los, sie dürfte wild werden, fröhlich, tränenreich, exzessiv, so wie eigentlich immer zu den besten Zeiten.

„Du warst immer da für unsere Gäste! Du hast ihnen Spaß geschenkt, Ausgelassenheit, Liebe, Sex – ja manchmal sogar Kinder!“, schreibt Inhaber Joey Claussen in seiner Einladung.

Joy: Abschied von der Kultdisco in Henstedt-Ulzburg „größte Party des Jahres“

19 Jahre, nachdem das Joy 2005 startete, ist also Schluss. Claussen hatte die bittere Entscheidung damit begründet, dass sich der Betrieb einfach nicht mehr rechne, da seine wichtigste Klientel – die 17- bis 24-Jährigen – heutzutage lieber zu Hause feiern, chillen, Sit-ins machen, aber weniger in Clubs gehen. Und diejenigen, die Lust haben, zum Beispiel die Generation Ü30, gehen so selten aus, dass eine Diskothek davon nicht leben kann.

„Du kannst nicht mehr planen. Und das Joy wird extrem schnell extrem teuer“, sagte er vor einigen Monaten dazu. Maximal 600 Besucher fasst die Location, 200 brauche man mindestens, im Schnitt waren es dann 2023 nicht einmal 150.

Joy: Zuletzt kamen wieder mehr Gäste zu den Partys

Die 19-monatige Zwangspause während der Corona-Pandemie überlebte der Laden also, nicht aber deren soziale Folgen, denn Joey Claussen hat aus vielen Befragungen einen direkten Zusammenhang zu der Feiermüdigkeit erkannt.

Kurios, aber vielleicht auch erwartbar: Seit der Ankündigung läuft es wieder ziemlich gut. „Wir haben den Countdown gemacht mit den zehn letzten Partys, hatten viele Events, von Goa bis Mama geht tanzen, die Teenie-Events, also viel Action. Jetzt hat das Joy wieder funktioniert. Wir hatten keine Party unter 300 Gästen.“

Henstedt-Ulzburg: „Jetzt knallt es richtig, es wird eine richtig fette Party!“

Das war gut für den Umsatz und die Stimmung im Team, ändert aber nichts. Joey Claussen kennt das Geschäft nur zu gut, er weiß: Bei einer 180-Grad-Wende wäre es mit den guten Zahlen vermutlich auch irgendwann wieder vorbei, zumal der Sommer naht. Und der ist traditionell keine Zeit für Discos.

Also gibt es eine finale Nacht, die vielleicht auch gleich in den Morgen übergeht. „Es gibt keine Öffnungszeiten, solange ihr tanzt, feiern wir weiter“, verspricht er. „Jetzt knallt es richtig, es wird eine richtig fette Party, die größte des Jahres!“

Inhaber Joey Claussen: Er wird mit einer Eventfirma weitermachen, betreibt weiterhin das erfolgreiche Nordic Bowling und baut derzeit einen Cannabis Social Club auf.
Inhaber Joey Claussen: Er wird mit einer Eventfirma weitermachen, betreibt weiterhin das erfolgreiche Nordic Bowling und baut derzeit einen Cannabis Social Club auf. © Christopher Mey | Christopher Mey

Zuerst leuchtet um 22 Uhr ein Abschiedsfeuerwerk über dem Gewerbepark Nord. Die ersten 200 Gäste werden einen Erinnerungs-Flaschenöffner des Joy erhalten, die legendären Löwen-Skulpturen aus der Main Hall werden verlost. Und: Der Club wird so groß wie nie.

Joy: Inhaber Joey Claussen baut derzeit einen Cannabis Social Club auf

Denn dort, wo Joey Claussen in Zukunft seinen Cannabis Social Club betreiben wird („Wir haben schon 240 Voranmeldungen“), gibt es einen vierten Dancefloor, den das Ordnungsamt auch schon genehmigt hat. „Wir haben dadurch ein Drittel mehr Kapazität, bis zu 900 Personen gleichzeitig könnten es sein, im Durchlauf bis zu 1500. Das wäre absoluter Rekord. Und eines Abschieds würdig.“

Seitdem die Schließung bekanntgegeben wurde, läuft der Countdown mit den finalen Partys wie hier „Mama geht tanzen“ im Februar.
Seitdem die Schließung bekanntgegeben wurde, läuft der Countdown mit den finalen Partys wie hier „Mama geht tanzen“ im Februar. © FMG | Carolina Adolf

Die Resident DJs werden das „Closing“ spielen, und zwar je nach Area 80er und 90er, Trance und Electro oder Charts und Black Music. Also etwas für alle Generationen, das war Joey Claussen wichtig, denn er würde sich sehr freuen, auch mit vielen Menschen anstoßen zu können, die vielleicht früher einmal im Joy Stammgast waren, die alte Weggefährten sind. „Dieser Laden hat uns alle geprägt.“

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Und dann, wenn am Sonntag die letzten Leute nach Hause getrottet sind, das Joy gereinigt ist, aufgeräumt, die Musik und die Scheinwerfer abgestellt? „Das Joy muss sterben“, Claussen wiederholt seinen Satz aus dem Dezember, dieser habe weiterhin Bestand.

Joy Henstedt-Ulzburg: Noch hat sich kein Käufer gefunden

Das Nordic Bowling läuft sowieso, hier kündigt er bereits für das erste Juniwochenende ein Sommerfest an. Cannabis wird das prägende Thema der nächsten Monate. Und unter dem Namen JDC wird es Veranstaltungen geben, allen voran vom 21. bis 23. Juni eine mehrtägige Party im Beckersberg-Bad sowie rund ums Bürgerhaus in Henstedt-Ulzburg.

Alles, was zur Diskothek gehört, ist Eigentum von Joey Claussen. Und daran ändert sich vorerst wohl auch nichts. Er sagt, es sei ungewiss. „Wir haben noch keinen Käufer gefunden für das Joy.“ Interessenten und Gespräche hat es zwar gegeben. „Aber es hat nicht gepasst.“ Solange die Pacht weiterläuft, wird das Gebäude ansonsten eben zum Teil eher eine Art Lager sein, dafür wenigstens ohne die hohen monatlichen Fixkosten für Strom, Wasser und Heizung.