Norderstedt. Zweiter gegen Erster: Eintracht Norderstedt II und der Hamburger SV III im leidenschaftlichen Duell. Gäste sind der heimliche Gewinner.

  • Eintracht Norderstedt II hätte den Rückstand mit einem Heimsieg verkürzen können
  • In einem wilden Schlagabtausch hätten beide Teams gewinnen können
  • Dem Hamburger SV III sind der Titel und der Aufstieg in die Oberliga kaum noch zu nehmen

Im Frühling wird der Aufstieg versemmelt: Das ist bei den Fußball-Profis des Hamburger SV seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2018 ein sportliches Naturgesetz. Die Landesliga-Mannschaft des Vereins agiert in ihrer Spielklasse wesentlich souveräner und hat den Titel in der Hammonia-Staffel und den damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga Hamburg so gut wie in der Tasche. Durch ein 2:2 beim Verfolger Eintracht Norderstedt II verteidigte der HSV III seinen Vorsprung von acht Punkten und 26 Toren fünf Spieltage vor Schluss vor den Garstedtern.

Den Punktgewinn im Derby musste sich der HSV hart erarbeiten. Norderstedt dominierte die Partie in den ersten zwanzig Minuten und hätte durch Maurice Lüllemann (6.) und später durch Okan Özütemiz (37.) in Führung gehen können. Beide scheiterten aus spitzem Winkel an Torwart José Dardon.

Derby in Garstedt: Hamburger SV III holt bei Eintracht Norderstedt II wichtigen Punkt

Den ersten gefährlichen Abschluss aufs Tor brachte auf der Gegenseite der HSV III, der im Laufe der ersten Halbzeit besser ins Spiel fand, im Netz unter. Sebastian Schmalbach traf nach Vorlage von Edward Pfister clever per Pike aus fünf Metern unter Mithilfe des Innenpfostens ins rechte Eck (38.). Auf der Gegenseite scheiterten Joe Gilleßen (42.) und Ede Zimmermann an Dardon (45.+4).

Erfolgscoach: Trainer Stefan Gehrke hatte die Landesliga-Fußballer des Hamburger SV zu Saisonbeginn übernommen.
Erfolgscoach: Trainer Stefan Gehrke hatte die Landesliga-Fußballer des Hamburger SV zu Saisonbeginn übernommen. © noveski.com | noveski.com

Nach dem Wechsel machte die Eintracht gleich wieder Dampf – und erzielte den wunderschönen Ausgleich. Eine Flanke von Brandel Crentsil von links streichelte Bojan Lukic seitlich zum Tor stehend ohne Blick auf den Kasten mit links volley per Innenseite in den linken Winkel zum 1:1 (47.). Die Garstedter drückten den HSV III nun tief rein, schlugen aber aus dieser guten Phase kein weiteres Kapital.

Wilder Schlagabtausch in der zweiten Halbzeit

Stattdessen traf wieder der abgezockte HSV III. Einen langen Abstoss des besten HSVers Dardon verlängerte Norderstedts Regionalliga-Leihgabe Philipp Koch per Kopf unglücklich in den Lauf von Schmalbach, der alleine auf Garstedts Keeper Dave Ceesay zustrebte und das 2:1 für die Gäste erzielte (59.).

Doch die Gastgeber schlugen sofort zurück. Kochs von der Mauer abgefälschten Freistoß faustete Keeper Dardon zum rechten Sechzehnereck. Dort nahm sich Dominik Limprecht ein Herz und knallte den Ball mit voller Wucht wie an der Schnur gezogen hoch ins Netz zum 2:2 (61.).

HSV-Präsident Marcell Jansen scheitert spät am Pfosten

Ab diesem Zeitpunkt wurde die Partie immer mehr zum offenen Schlagabtausch. Beide Teams vergaben dabei noch einige Großchancen. Für den HSV III köpfte unter anderem der eingewechselte Ex-Nationalspieler und Vereinspräsident Marcell Jansen an den Pfosten (84.). Norderstedt II vergab zwei hundertprozentige Gelegenheiten durch Gilleßen (83.) und Zimmermann (90.+4).

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„Das war ein geiles Spiel auf Oberliganiveau. Letztlich ist das Unentschieden leistungsgerecht“, sagte HSV-Trainer Stefan Gehrke. Vom Meisterstück wollte er aber noch nicht sprechen. „Unser Meisterstück wäre das heute gewesen, wenn wir dieses Spiel gewonnen hätten. Aber natürlich haben wir die besten Karten“, befand Gehrke.

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Gegner Eintracht Norderstedt II lobte er in den höchsten Tönen. „Dieses Team will Fußball spielen und hat viel drauf. Sie hätten den Aufstieg in die Oberliga Hamburg auch verdient. Ich würde es ihnen sehr gönnen.“

Dieser Aufstieg ist für Norderstedt vielleicht als Zweiter über die Relegation noch möglich. Obwohl sein Team dem Sieg bei einem Chancenverhältnis von 9:5 näher war als der HSV III, überwog bei Trainer Jannik Paulat der Stolz auf seine Mannschaft. „Wir müssen immer sehen, wo wir herkommen. Wir sind Aufsteiger. Als Aufsteiger ein solches Spitzenspiel spielen zu dürfen, ist etwas Großes für meine Jungs. Klar können wir uns über unsere Chancenverwertung ärgern. Aber auch der HSV III hatte gute Phasen im Spiel und seine Möglichkeiten. Meine Jungs haben Herz gezeigt und alles gegeben. Sie dürfen stolz auf ihre Leistung sein.“ Das sahen übrigens auch viele der 287 Zuschauer so, die Paulats Mannschaft nach der Partie aufmunternden Applaus spendeten.