Bad Bramstedt. Photovoltaik-Anlagen brennen selten, sind für die Feuerwehr aber eine Herausforderung. Was Experten herausgefunden haben.

Großer Schreck am Sonntag für die Bewohnerinnen und Bewohner eines mehrgeschossigen Neubaus an der Gebhardtstraße in Bad Bramstedt: Am frühen Nachmittag brannte es plötzlich auf dem Flachdach des Hauses. Darauf montiert: die Photovoltaikanlage der Haushalte. Offenbar hatten aus ungeklärter Ursache vier Solarpaneele Feuer gefangen.

Gegen 14.16 Uhr wurde die Feuerwehr von Zeugen alarmiert, die den schwarzen Rauch über dem Dach aufsteigen sahen. Die Bad Bramstedter Wehr und der Rettungsdienst gingen mit 35 Kräften in den Einsatz. Nach einer ersten Erkundung des Brandherdes entschloss sich die Feuerwehr, das Haus zu evakuieren. Lediglich zwei Personen seien aufgrund von Erkrankungen in ihren Wohnungen belassen worden. Tatsächlich habe während der Löschaktion aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr für sie bestanden, teilt Nils Schöning vom Kreisfeuerwehrverband Segeberg mit.

Drehleiter wurde ausgefahren

Die Feuerwehr evakuierte vorsichtshalber das Haus. Gefahr für die Menschen bestand aber nicht wirklich.
Die Feuerwehr evakuierte vorsichtshalber das Haus. Gefahr für die Menschen bestand aber nicht wirklich. © Schöning | KFV SE

Da der Zugang zum Dach über das Treppenhaus nicht möglich war, fuhr die Feuerwehr die Drehleiter aus und brachte so ein paar Kameraden unter Atemschutz in Stellung. Ihnen gelang es relativ schnell, die brennenden Paneele abzulöschen. Um 14.44 Uhr erging die Meldung „Feuer aus!“.

Warum die Paneele Feuer gefangen hatten, dazu konnte die Feuerwehr nichts sagen. Auch die Höhe des Schadens, den das Feuer angerichtet hat, konnten die Einsatzkräfte nicht schätzen. Die Brandstelle wurde dem zuständigen Energieversorger übergeben, der den Vorfall nun prüfen muss.

Studie: Solarpaneele bergen keine große Brandgefahr

Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren mit 35 Einsatzkräften ausgerückt.
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren mit 35 Einsatzkräften ausgerückt. © Schöning | KFV SE

Über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg haben der TÜV Rheinland und das Fraunhofer-Institut bis 2015 umfangreich zur Brandgefahr von Solaranlagen geforscht. In ihrem Fazit sind sich die Prüfer einig: Brände an Solarpaneelen sind eher selten. Bei den Anlagen bestehe im Vergleich zu anderen elektrischen Anlagen nicht etwa eine höhere Brandgefahr.

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Die über 300 Seiten starke Studie wurden in Form eines Leitfadens mit Empfehlungen für die brandschutzgerechte Planung, Installation und den Betrieb von PV-Anlagen veröffentlicht.

Feuerwehr muss beim Löschen einiges beachten

Laut Experten ist eine häufige Ursache ein elektrischer Fehler im System, der zu einem Kurzschluss führt. Dies könne auf schlechte Installation, fehlerhafte Verkabelung oder mangelnde Wartung zurückzuführen sein. Ein weiterer möglicher Auslöser für Brände seien defekte oder beschädigte Solarmodule, die durch äußere Einflüsse wie Hagel oder Stürme verursacht werden. Zudem könnten Brände durch unzureichenden Schutz vor Überhitzung entstehen, beispielsweise durch eine unzureichende Belüftung oder Überlastung der Anlage.

Für die Feuerwehr sind Brände an Solarpaneelen eine Herausforderung. Denn die Paneele produzieren auch während des Brandes weiter Strom, was eine zusätzliche Gefahr für die Feuerwehrleute darstellt. Deswegen muss die Anlage sicher isoliert und abgeschaltet werden, um das Risiko von Stromschlägen zu minimieren. Beim Löschen muss das Wasser effektiv eingesetzt werden, damit es nicht zu Kurzschlüssen kommt. Spezielle Technik und Schaumlöschmittel kommen oft zum Einsatz. Atemschutz bei den Feuerwehrleuten ist nötig, damit sie vor den giftigen Dämpfen im Rauch der brennenden Paneele geschützt werden.