Kreis Segeberg. Bürgermeisterin, Landrat, Landesminister: Helm und Bikerkombi statt Anzug oder Kostüm – und viel PS auf zwei Rädern.

Die Herren tragen tagsüber Anzüge und Krawatte, die Dame ist bekannt für Pumps und modische Kleider. Doch nach Feierabend, im Urlaub oder am Wochenende sieht man sie alle mit Helm und in Leder. Gleich mehrere Verwaltungschefs und Politiker im Kreis Segeberg pflegen das gleich Hobby: Sie fahren mit dem Motorrad. „Das sind im Kreis Segeberg wirklich auffällig viele“, sagt Landrat Jan Peter Schröder, ebenfalls ein bekennender Biker.

Die ungewöhnliche Gang trifft sich einmal im Jahr zum gemeinsamen Ausflug, den traditionell Matthias Bonse organisiert – beruflich Bürgermeister in Wahlstedt, privat stolzer Fahrer einer Maschine mit 208 PS. In diesem Jahr rollt der Konvoi am 17. Juni. 16 Anmeldungen liegen Bonse inzwischen vor.

Motorrad fahren: Leder und heiße Öfen – die Biker-Gang der Verwaltungschefs

„Ich bin auch manchmal erstaunt, wie viele Kollegen Motorrad fahren“, sagt Bonse, der bei dem Ausflug auch Fahrer der „Flaming Stars“ begrüßen wird. Diese Gruppe besteht aus Feuerwehrleuten aus dem Kreis Segeberg, die ebenfalls Spaß am Cruisen auf zwei Rädern haben. Weil sie dabei sind, steuert die Gang aus den Verwaltungen seit der ersten gemeinsamen Tour im Jahr 2019 ein Ziel bei der Feuerwehr an. Diesmal wird es die Zentrale der Jugendfeuerwehr in Rendsburg sein.

Nachdem mehrere Fahrten wegen der Pandemie ausgefallen sind, will Bonse jetzt wieder jährlich mit seinen Kollegen auf Tour gehen. „Das soll weitergehen“, sagte er. Und das sind seine Begleiter:

Landrat Jan Peter Schröder steigt meistens auf seine Maschine, wenn er nach Feierabend abschalten möchte. „Mit geht es nicht um das Ziel“, sagt der Chef der Kreisverwaltung in Bad Segeberg. „Ich will mich aufs Fahren konzentrieren und nicht auf die Probleme im Büro.“

Landrat Jan Peter Schröder ist auf seiner 29 Jahre alten Triumph 900 unterwegs.
Landrat Jan Peter Schröder ist auf seiner 29 Jahre alten Triumph 900 unterwegs. © Privat

Schröder fährt eine 29 Jahre alte Triumph 900 A, die er Im Jahr 2000 gekauft hat. Dass er die Maschine entdeckt hat, ist einem Zufall zu verdanken: Inseriert war sie bei den Anzeigen für Nähmaschinen. Schröders erstes Motorrad war eine Yamaha mit einem Zylinder, die er als junger Mann für 2000 Mark gekauft hatte. „Ein Motorrad war damals ein günstiges Fortbewegungsmittel“, sagt Schröder, der seinerzeit noch selbst an seiner Maschine schraubte.

Kaltenkirchens Bürgermeister macht Wohlfühltouren in Skandinavien

Hanno Krause, Bürgermeister in Kaltenkirchen, liebt seine BMW R18. Er ist jedoch nicht für Kurztripps, sondern für Langstreckenreisen durch Skandinavien zu begeistern. „Wohlfühltouren“ nennt Krause diese alljährlichen Fahrten, bei denen er allein in 14 Tagen 10.000 Kilometer unterwegs ist und außer einem Zelt für die Nächte in der Wildnis kaum Gepäck dabei hat.

Hanno Krause, Bürgermeister in Kaltenkirchen, ist mit seiner BMW R18 schon zehntausende Kilometer durch Skandinavien gefahren.
Hanno Krause, Bürgermeister in Kaltenkirchen, ist mit seiner BMW R18 schon zehntausende Kilometer durch Skandinavien gefahren. © Privat

„Ich suche die Einsamkeit abseits der touristischen Wege“, sagt der Chef im Kaltenkirchener Rathaus. Am liebsten tourt er im Frühjahr gen Norden – wenn die Fjorde noch zugefroren sind und die Temperaturen in den Nächten schon mal auf null Grad sinken. Seine BMW hat einen Hubraum von 1800 Kubikzentimetern, zwei Zylinder und leistet 91 PS.

Bad Bramstedts Bürgermeisterin war auch Stock-Car-Fahrerin

Verena Jeske, Bürgermeisterin in Bad Bramstedt, kennt Fahrten auf Motorrädern seit ihrer Kindheit. „Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und auf einer Simson und einer Schwalbe groß geworden“, berichtet sie. „Mit diesen beiden Zweirädern wurde ich oft von meinen Eltern bei Wind und Wetter als Kind zum Beispiel in die Kita gefahren.“

Heute ist Verena Jeske flotter unterwegs: Sie fährt eine KTM RC 390 mit 44 PS, die sich die Bürgermeisterin erst in diesem Jahr gekauft hat. Ihren Führerschein hat Jeske in Bad Bramstedt gemacht; seit dem Jahr 2020 ist sie auf zwei motorisierten Rädern unterwegs.

„Als ehemalige Stock-Car-Fahrerin habe ich schon immer eine Affinität für motorisierte Fahrzeuge gehabt“, sagt Jeske. Sie liebt es, auf dem Motorrad nicht erreichbar zu sein. Jeske: „Unter dem Helm gibt es nur meinen Kopf, und die äußeren Einflüsse beschränken sich auf das, was die Sinne beim Fahren aufnehmen.“

Wahlstedts Bürgermeister fährt eine rote Rakete

Diese Art der Gedankenfreiheit, das andere Fahrgefühl im Vergleich zum Auto und das Reisen mit kleinem Gepäck machen frei, sagt Jeske. Noch ist sie meistens an den deutschen Küsten unterwegs, doch wenn sie mehr in Übung ist und sich sicherer fühlt, will sie auch nach Skandinavien fahren.

Ihr Kollege Matthias Bonse aus Wahlstedt hat sich für ein leistungsstarkes Gefährt entschieden und fährt eine Ducati Streetfighter V4S mit vier Zylindern und 1103 Kubikzentimetern Hubraum. „Ein sogenanntes Naked-Bike, welches sich trotz oder auch gerade mit der angebotenen Leistung hervorragend auf der Straße bewegen lässt“, sagt der Bürgermeister, der Motorrad seit dem 15. Lebensjahr fährt.

Die Ducati Streetfighter V4S des Wahlstedter Bürgermeisters Matthias Bonse leistet 208 PS.
Die Ducati Streetfighter V4S des Wahlstedter Bürgermeisters Matthias Bonse leistet 208 PS. © Privat

Seit seiner Jugend gehöre das Motorradfahren für ihn zum Leben. Besonderen Spaß bereitet Bonse die Fahrt auf den vielen, kurvigen Nebenstraßen in Schleswig-Holstein – ohne übermäßigen Verkehr und immer mit einem schönen Café als Ziel. Einmal im Jahr fährt er außerdem mit Freunde durch die Berge im Süden.

Ex-Minister liebt den BMW-Boxermotor

Zu den Teilnehmern der Tour am 17. Juni gehört außerdem Bernd Buchholz, Ex-Minister für Wirtschaft und Verkehr in Schleswig-Holstein. Sein Motorrad, eine BMW R 100 R aus dem Jahr 1994, bezeichnet er als „etwas ältere Dame“, die für Buchholz mit zwei Zylindern und dem luftgekühlten Boxermotor den Charakter eines „ursprünglichen Motorrades“ hat.

Ex-Minister Bernd Buchholz nimmt ebenfalls an dem Ausflug teil.
Ex-Minister Bernd Buchholz nimmt ebenfalls an dem Ausflug teil. © Privat

„Das ist der wahre Fahrspaß“, sagt der Ex-Minister, der vor seiner politischen Karriere in Kiel als Vorstandsvorsitzender für das Verlagshaus Gruner und Jahr gearbeitet hat. „Den Fahrspaß erlebe ich einfach gern, weil ich auf dem Motorrad völlig abschalten kann. Da will und kann ich mich nur auf das Fahrerlebnis konzentrieren und die Freiheit des Fahrtwinds fühlen“, sagt Buchholz.

Zu den Teilnehmern der Tour gehören außerdem der Bürgermeister von Schieren, Hans-Werner Schumacher, und sein Kollege Thies Ehlers aus Neuengörs. Nicht mit von der Partie ist ein ehemaliger Bürgermeister, der ebenfalls als begeisterter Motorradfahrer bekannt ist: Stefan Bauer, Ex-Verwaltungschef in Henstedt-Ulzburg.

Henstedt-Ulzburgs ehemaliger Bürgermeister wollte mit seiner BMW R 1200 GS auf Weltreise gehen.
Henstedt-Ulzburgs ehemaliger Bürgermeister wollte mit seiner BMW R 1200 GS auf Weltreise gehen. © Thorsten Ahlf

Er war oft mit seiner R 1200 GS von BMW in der Großgemeinde unterwegs. 2020 hatte er eine Weltreise auf zwei Rädern geplant. „Das wären 75.000 bis 80.000 Kilometer geworden“, sagte Bauer damals. „Das hätte mich durch Nordafrika, Nord- und Südamerika, Australien, dann den südlichen Teil von Asien über den Kaukasus wieder nach Hause geführt“, so Bauer. Doch diese Tour musste er wegen der Pandemie streichen.