Henstedt-Ulzburg. Unterstützung im Alltag, Freundschaften, Netzwerk: In Henstedt-Ulzburg hat sich seit März 2022 ein besonderes Angebot entwickelt.

Vor rund zwölf Monaten hätte niemand in Henstedt-Ulzburg gedacht, dass eine Einrichtung wie diese einmal nötig – und sehr wichtig – sein würde. Doch was aus dem „Zentrum der Hilfe“ in der Ortsmitte geworden ist, wer hier zusammenkommt, welche Unterstützung entstanden ist und entsteht, hat den Treffpunkt längst quasi unverzichtbar gemacht. „Wunderbar“ sei es, was geleistet werde, sagt Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. „Es hatte sich vor einem Jahr schnell entwickelt, weil wir viele Menschen aus der Ukraine erwartet hatten, die bei uns aufgenommen wurden.“

Die Gemeinde mietete eine leerstehende Immobilie im Außenbereich des CCU, in direkter Nachbarschaft zum Rathaus, an, am 24. März eröffnete das Zentrum dann. „Dass es nun also bereits ein Jahr besteht, ist natürlich kein Grund zum Feiern“, so Schmidt, die selbst einst beruflich in der Ukraine tätig war. „Russlands Angriffskrieg und die schrecklichen Ereignisse von Zerstörung, Flucht und Tod bestürzen uns alle sehr.“ Doch es sei schön zu sehen, welche Hilfe das ehrenamtliche Team im Zentrum der Hilfe leiste.

Henstedt-Ulzburg: Das Zentrum der Hilfe – ein unverzichtbarer Treffpunkt

Immer dienstags und donnerstags ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt eine Art Kleiderkammer, eine große Spielecke für Kinder, es werden Übersetzungen angeboten, Rat und Tat bei behördlichen Fragen. Und Bekanntschaften geschlossen. Auch an diesem Tag sind einige Frauen, alle Ukrainerinnen, gekommen. So wie Anna Kyslenko, deren Emotionen stellvertretend stehen.

„Wir kamen nach Deutschland mit einem Koffer und einem Rucksack, in denen unser Leben waren. Das Zentrum hier hat uns geholfen, alle Schwierigkeiten zu schaffen mit Dokumenten, bei der Wohnungssuche. Wir haben die Möglichkeit, uns hier zu treffen, unsere Kinder können miteinander spielen, haben neue Freunde gefunden.“

„Wir kamen mit einem Koffer und einem Rucksack nach Deutschland“

Leiterin ist Ulrike Hansen. „Die Idee ist kurzfristig entstanden, nachdem als Erstes Anfang März 2022 die Spendenannahmestelle im Tiedenkamp entstanden war. Viele Helfer sind vom ersten Tag dabei“, sagt sie. „Wir sind auch an Wochenenden vor Ort, helfen bei Umzügen, bei Prüfungsvorbereitungen, mit Fahrten.“ So hätten sich auch Freundschaften zwischen Geflüchteten und den Henstedt-Ulzburgern entwickelt.

Und es werden schon Einladungen nach Kiew oder Charkiw ausgesprochen – für die Zeit, wenn der Krieg vorüber sein und der russische Aggressor die Ukraine verlassen haben sollte. „Ihr gebt uns und unseren Kindern Kraft und ein Lächeln“, sagt Nataliia Shevchuk aus Kiew, die von dem „täglichen Schmerz und Schrecken“ des Kriegs spricht.

„Die Menschen integrieren, sie aufnehmen, mit ihnen zusammenleben, damit sie sich in die Gesellschaft einbringen, solange sie hier leben“, so fasst Dieter Riemenschneider, der die Hilfe mit koordiniert, zusammen, was hier getan wird. Mit Valerij Serdjuk kümmert sich ein Sozialpädagoge der Gemeinde darum, sprachliche Hürden zu bewältigen – er spricht fließend Russisch. Die meisten der Menschen, die ins Zentrum kommen, sind Ukrainerinnen und Ukrainer

Zentrum der Hilfe: Vielleicht wird es eine Dauereinrichtung

Wie lange es das Zentrum der Hilfe noch geben wird? Vielleicht bleibt es eine Dauereinrichtung. Allerdings muss die Gemeinde zweigleisig planen – theoretisch kann es passieren, dass die Betreiber des CCU die Fläche verpachten. Deswegen ist das Rathaus auch immer offen für Vorschläge, wo im Ort es alternative Möglichkeiten für einen Treffpunkt geben könnte. Am Sonnabend, 1. April, findet von 15 bis 17 Uhr ein Beisammensein im Zentrum der Hilfe statt. Eingeladen sind Geflüchtete, Helferinnen und Helfer und Interessierte.

„Unser Zentrum der Hilfe ist zwar ursprünglich aus dem Gedanken entstanden, Hilfe für aus der Ukraine zu uns geflüchtete Menschen zu bieten, aber wir sind generell für alle da“, so Ulrike Hansen. „An diesem Tag freuen wir uns über jeden, der uns bei Kaffee, Tee und Kuchen sowie netten Gesprächen kennenlernen möchte.“