Norderstedt. Was man als helfende Hand für pflegebedürftige in der Nachbarschaft tun und wissen muss.

Einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit Pflegegrad eine helfende Hand sein – das ist es, was Nachbarschaftshelferinnen und -helfer leisten können. Der Pflegestützpunkt Norderstedt sucht jetzt Menschen, die sich in in diesem Ehrenamt engagieren möchten.

„Die wichtigsten Bestandteile in der Begleitung, Betreuung und Versorgung von Menschen mit einem Hilfe- und Pflegebedarf sind die Angehörigen und oft auch professionelle Pflegekräfte“, sagt Birgit Damrau vom Pflegestützpunkt. „Daneben aber gibt es eine weitere Gruppe, deren Engagement und Leistung nicht zu unterschätzen ist: Es sind die Ehrenamtlichen. Wir erleben es nicht nur in der immer noch aktuellen Corona-Pandemie, wie wichtig ehrenamtliche und unbürokratische Hilfe sein kann.“

Nachbarschaftshilfe entlastet die pflegenden Angehörigen

In der Betreuung und Begleitung von Seniorinnen und Senioren seien Ehrenamtliche eine zunehmend wichtige Gruppe – nicht um Angehörige und professionelle Pflege zu ersetzen, sondern um sie zu ergänzen. In einem neuen Projekt entwickelt Damrau aktuell drei Bausteine einer ehrenamtlichen Seniorenbetreuung im Kreis Segeberg fort. Es gibt die „Rinkieker“ , die Demenzbegleiter und die Nachbarschaftshelfer. Während die „Rinkieker“ ein reiner Besuchsdienst für einsame ältere Menschen sind, und die Demenzbegleiter Menschen mit einer Demenz stundenweise betreuen, sollen die Nachbarschaftshelfer Menschen unterstützen, die bereits einen Pflegegrad haben.

Doch welche Tätigkeiten genau umfasst die Nachbarschaftshilfe? Definiert ist sie als ein Angebot zur Unterstützung im Alltag für pflegebedürftige Menschen. Wer sich engagiert, sollte mit der oder dem Betroffenen Gespräche führen und Zuwendung schenken. Gemeinsame Spaziergänge, Spiele spielen, singen, basteln und eine Begleitung bei Ausflügen gehören zum Tätigkeitsfeld, ebenso leichte Bewegung wie Gymnastik. Bei Demenzerkrankten ist ein Gedächtnistraining wünschenswert.

Nachbarschaftshelfer übernehmen keine medizinisch-pflegerischen Aufgaben

Das Team des Pflegestützpunktes in Norderstedt (v. l.): Seniorenbegleiterin Birgit Damrau, die Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft Franziska Rabe und Stützpunkt-Leiter Ulrich Mildenberger.
Das Team des Pflegestützpunktes in Norderstedt (v. l.): Seniorenbegleiterin Birgit Damrau, die Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft Franziska Rabe und Stützpunkt-Leiter Ulrich Mildenberger. © Pflegestützpunkt

Ein weiterer Aspekt ist die Unterstützung im Alltag. Also die Hilfe im Haushalt, etwa beim Kochen, Putzen, Wäschewaschen, Einkaufen und der Gartenarbeit. Nötig sein kann auch die Begleitung zu Arztterminen oder die Unterstützung beim Aufrechterhalten sozialer Kontakte.

Nicht zuletzt sollen die Nachbarschaftshelferinnen und -helfer auch die pflegenden Angehörigen von ihren umfassenden Verantwortung entlasten – zumindest zeitweise. Etwa durch stundenweise Betreuung, um den Angehörigen ein kleines Stückchen des Pflegealltags abzunehmen. Auf der anderen Seite kann Nachbarschaftshilfe auch dafür sorgen, dass sich Angehörige auf die Pflege konzentrieren können, beispielsweise dann, wenn ehrenamtliche Nachbarschaftshelferinnen und -helfer bei der Gartenarbeit oder handwerklichen Tätigkeiten wie kleinen Reparaturen unterstützen.

Nachbarschaftshilfe ist Ehrenamt – mit Aufwandsentschädigung

Wichtig zu erwähnen ist, dass Nachbarschaftshelferinnen und -helfer keine medizinisch-pflegerischen Aufgaben übernehmen sollen und dürfen. Ausgeschlossen sind also die Unterstützung bei der Körperpflege oder Zahnpflege, Hilfe beim Aufstehen oder Zubettgehen oder bei der Mobilisierung. Auch Verbandswechsel oder das Verabreichen von Medikamenten sind keine Tätigkeiten, die eine Nachbarschaftshilfe machen darf. Lediglich die Unterstützung beim Toilettengang ist erlaubt – bei absoluter Notwendigkeit.

Nachbarschaftshelferinnen und -helfer sind ehrenamtlich. Jedoch bekommen sie einen sogenannten Entlastungsbetrag aus der Pflegeversicherung, ab Pflegegrad 1 beim Betroffenen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 8 Euro je Stunde Einsatz. „Allerdings muss vorher eine Schulung zum Nachbarschaftshelfer absolviert werden“, sagt Birgit Damrau.

In Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Norderstedt-Segeberg und dem Bildungszentrum Adasoft bietet der Pflegestützpunkt ab Dienstag, 21. Juni, Schulungen für Nachbarschaftshelfer in Norderstedt an. Ein Kursus wird dienstags, von 14 bis 17.30 Uhr im Bildungszentrum Adasoft, Am Kielortplatz 120a, angeboten. Eine 20-stündige Schulung beginnt am Dienstag, 16. August, jeweils dienstags, von 14 bis 17.30 Uhr. Die Kosten werden von der Pflegekasse erstattet. Eine Anmeldung über den Pflegestützpunkt ist unbedingt erforderlich.