Norderstedt. Die muslimische Gemeinde, die im Kreis Segeberg 250 Mitglieder hat, will am Mittwoch, 29. April, über den guten Jihad aufklären.

Der Begriff Jihad oder auch Dschihad ist aufgrund des islamistischen Terrors ein absolutes Reizwort. Das musste auch die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat Mahdi Aabad aus Nahe erfahren.

Die muslimische Gemeinde, die für Gläubige im ganzen Kreis Segeberg zuständig ist, hat per Flugblatt für eine Veranstaltung geworben, auf der als Titel „Aufruf zum wahren Jihad“ stand. Das Flugblatt lädt zu morgen zu einem Aufklärungstreffen mit dem Bundesvorsitzenden Abdullah Uwe Wagishauser ein, und das ausgerechnet in die Schulaula des Norderstedter Coppernicus-Gymnasiums.

Das wiederum brachte nicht nur besorgte Eltern auf den Plan, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger. Sie befürchten durch die Nennung des Titels Jihad einen terroristischen Hintergrund der Veranstalter und riefen nicht nur empört bei der Schule an, sondern auch bei der Norderstedter Polizei, im Schulamt der Stadtverwaltung, beim Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Norderstedt, und bei der muslimischen Gemeinde in Nahe.

„Der Begriff wird falsch bewertet, denn es ist der gute Glaube gemeint, und so gibt es nach unseren Nachforschungen auch keinen Hinweis, gegen die Veranstaltung stimmen zu müssen“, sagt Hartwig Ridder, stellvertretender Revierleiter der Norderstedter Polizei.

„Ich habe mit dem Vorsitzenden der Ahmadiyya Gemeinde gesprochen, und wir haben uns darauf geeinigt, dass er ein neues Plakat entwirft“, sagt Heike Schlesselmann. Die Leiterin des Coppernicus-Gymnasiums schrieb nach Recherchen beim Schulamt und der Polizei sofort an den Elternbeirat der Schule und an die Eltern, dass der Verein unbedenklich sei, und die Polizei Entwarnung gegeben habe.

Allerdings sei der Titel unsensibel gewählt. „Als Religionslehrerin weiß ich, dass der wahre Jihad der Kampf des Menschen mit sich selbst ist, um die Forderungen des Islams zu erfüllen und ein guter Moslem zu sein“, schrieb Schlesselmann an die Eltern. Sie habe mit dem Organisator, Chaudhry Columbus Khan, gesprochen und mit ihm ein neues Plakat für die Veranstaltung erarbeitet, das den Titel „Information über religiösen Fanatismus im Namen des Islam“ tragen solle. Schlesselmann will die Veranstaltung besuchen.

Der Vorsitzende der muslimischen Gemeinde wandelte die neue Überschrift in „Religiöser Fanatismus und wahre Lehre des Islams“ ab.

„Die ortsnahe und der Stadt gut bekannte Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde hat bereits wiederholt für religiöse Veranstaltungen Räumlichkeiten im Coppernicus-Gymnasium reserviert, und bis dato gab es keinerlei Probleme. Der Titel oder die Inhalte der jetzigen Veranstaltung waren der Stadt nicht bekannt“, lautet die Stellungnahme der Stadtverwaltung. Doch da der Titel von einigen Bürgern mindestens als irreführend empfunden wird, würde die Stadt einen Vertreter zu der Veranstaltung schicken.

„Der Begriff Jihad wird von religiösen Fanatikern missbraucht“, sagt Chaudhry Columbus Khan. Die Gemeinde wolle mit dem Aufklärungstreffen über den Begriff und dessen Inhalt informieren. „Terroristen missbrauchen das Wort, um junge Menschen auf ihren Irrweg zu locken“, sagt Khan.

Ein Jihad sei eine gute Tat. Dazu gehöre beispielsweise Blut zu spenden, um Menschenleben zu retten, Bäume zu pflanzen für die Umwelt, wie es die Gemeinde gerade im Freizeitpark Norderstedt an der Oadby-and-Wigston-Straße getan hat,. „Jihad ist, wenn man uneigennützig für andere Menschen etwas Gutes tut“, bekräftigt Khan, der über die Reaktion erschrocken ist. „Die Menschen haben nur Jihad gelesen, aber nicht weiter“, bedauert Khan.

Die Ahmadiyya sind eine Reformbewegung innerhalb des Islams, die aufgrund ihrer Abspaltung 1889 verfolgt wird, da die islamische Orthodoxie die Ahmadiyya-Lehre als Irrweg ansieht. 250 Mitglieder leben im Kreis Segeberg, 35.000 Mitglieder bundesweit.

Das Aufklärungstreffen „Religiöser Fanatismus und wahre Lehre des Islams“ findet am morgigen Mittwoch, von 18.30 Uhr an in der Aula des Coppernicus-Gymnasiums am Adenauerplatz 1 statt. Eintritt frei.