Die Lage ist angespannt in Boostedt. Zumindest eine Minderheit der Bürger hat sich mit der Flüchtlingsunterkunft noch nicht abgefunden, das zeigen die diffusen Drohungen nach der Einwohnerversammlung im Herbst.

Zudem verschiebt sich die Eröffnung der Unterkunft immer wieder – ohne dass die Gemeinde etwas dagegen tun könnte. Gerade in dieser prekären Situation bräuchte Boostedt einen besonnen handelnden Bürgermeister, der den Laden zusammenhält. Genau das versucht Bürgermeister Hartmut König auch – derzeit leider ohne großen Erfolg.

Sicherlich kann man es kritisieren, dass Marina Weber die Öffentlichkeit von den Ermittlungen des Staatsschutzes informierte, ohne vorher eine gemeinsame Linie abgesprochen zu haben. Noch schlechter ist es allerdings, seine eigene Stellvertreterin in der Zeitung unmissverständlich zum Rücktritt aufzufordern – ohne vorher mit ihr zu sprechen. Das ist nicht nur schlechter Stil, es vergiftet auch das politische Klima in der Gemeinde.

Dabei haben die Boostedter in diesem Jahr auch eine große Chance. Längst haben sich im Dorf die Unterstützer der Unterkunft formiert. Wenn das kleine Boostedt es tatsächlich schafft, 500 Flüchtlingen gleichzeitig Zuflucht zu bieten und ihnen in den ersten Wochen bei der Eingewöhnung zu helfen, wäre das eine tolle Leistung. Möglich wird das aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen.