...mit den Streckenwarten der Straßen- und Autobahnmeisterei Quickborn

Jürgen Frankl kennt die Autobahn 7 genau. Der 48-jährige Norderstedter ist Streckenwart der Autobahn 7 bei der Straßen- und Autobahnmeisterei Quickborn. Einmal am Tag fährt er die Strecke von der Anschlussstelle Schnelsen-Nord bis nach Neumünster-Nord ab und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Frankl sitzt in seinem orangefarbenen Wagen, das Lichtkreuz ist angeschaltet und weithin sichtbar. Der Streckenwart fährt langsam den Standstreifen entlang. Er richtet seinen Blick über die Mittelleitplanke, den Straßenbelag zum Fahrbahnrand und zurück. Frankl kontrolliert die Fahrbahn auf Schäden – schaut, ob die Reflektoren noch an den Leitpfosten sitzen und prüft die Verkehrsschilder auf Beschädigungen. Und er schaut sich Unfallschäden genau an. Wie den zwischen Quickborn und Henstedt-Ulzburg.

Am Unfallort angekommen, sind die Warnbarken am Standstreifen gut zu sehen. Hier liegt die Leitplanke am Boden. Der Schaden in der Mitte ist auf den ersten Blick nur für das geübte Auge des Streckenwarts sichtbar. Seit 1988 ist er auf der Autobahn unterwegs und wird das noch bis zum 1. Mai sein. Dann wechselt die Autobahn zu einem privaten Träger. Frankl hält auf Höhe des Unfallschadens an und blickt in den Spiegel. Er muss abwarten, bis er das Auto verlassen und die Leitplanke kontrollieren kann. „Da ist viel Routine dabei“, sagt er. Aber bei aller Routine ist sein Beruf gefährlich. Zwar ist er mit seiner orangefarbenen Jacke mit den reflektierenden Streifen gut und weithin sichtbar, ein Restrisiko gibt es immer. Die Autobahn ist voll.

Als gerade kein Auto und kein Lastwagen in Reichweite sind, springt Frankl aus dem Wagen, das Markierungsspray in der Hand und läuft in die Mitte. Er markiert Anfang und Ende des Schadens mit roter Farbe und zählt sieben Leitplanken-Elemente. Dann sprayt er noch eine Nummer, kniet sich hin und macht ein Foto. Er bleibt dabei eng an der Mittelleitplanke stehen. Ein Auto nach dem anderen rauscht an ihm vorbei. Als er fertig ist, muss er wieder warten.

Wieder im Wagen angekommen, nimmt er sich einen Notizzettel und nimmt den Unfall auf. Es ist für ihn der 185. in diesem Jahr. Auch der Schaden am Seitenstreifen etwa 50 Meter weiter gehört dazu. Auch hier misst Frankl die Länge der beschädigten Planke und entscheidet: „Das muss sofort beseitigt werden.“ Die abgebrochenen Pfosten seien zu gefährlich. Bereits am nächsten Tag muss die Firma aus Niedersachsen antreten, die für die Leitplanken zuständig ist. „Die haben eine Klausel im Vertrag, dass sie schnellstmöglich Schäden beseitigen müssen“, sagt er. Er entscheidet, welcher Schaden sofort beseitigt werden muss und bei welchem eine spätere Reparatur reichen würde.

Wenig später geht es weiter. „Ich habe auch 54 Bauwerke zu kontrollieren“, sagt er an der Brücke der AKN bei Kaden direkt hinter dem Schild für die Ausfahrt Henstedt-Ulzburg. An den Brücken und Schildern hat er auch immer wieder mit Graffitis zu tun. Auf der Vorderseite des Schildes ist es beseitigt worden, an der Rückseite sowie an der Brücke bleibt es erst einmal stehen. Es lohne sich nicht, das zu beseitigen, meint Frankl. An der Anschlussstelle Henstedt-Ulzburg verlässt er die Autobahn und fährt auf der anderen Seite zurück in Richtung Schnelsen-Nord. Mehrfach hält er auf dem Standstreifen an, um größere Teile aufzuheben und in seinen Wagen zu werfen. Stoßstangen, Befestigungsgurte und andere Teile liegen herum.

Auf den Parkplätzen ist anderer Unrat zu finden. Immer wieder werde hier Müll abgeladen, erklärt Frankl. Mit den Toiletten hingegen sind er und seine Kollegen mittlerweile zufrieden. Die neue Anlage auf dem Parkplatz Bönningstedt-Ost läuft gut. Hier kontrolliert Carsten Finkhagen gerade, ob alles in Ordnung ist und die Reinigung der Klobrillen funktioniert. „Seitdem wir die haben, gibt es positive Resonanz sowohl von Lkw-Fahrern, der Polizei als auch dem ADAC“, sagt er. Einmal in der Woche kontrolliert der Straßenwärter die Anlage, täglich werde sie von einer externen Firma gereinigt.

Etwa 15 Kilometer weiter in Richtung Norden, wiederum an der Anschlussstelle Henstedt-Ulzburg, wartet Michael Schliewe. Der 44-Jährige ist als Streckenwart für die Bundes- und Landesstraßen in Teilen der Kreise Segeberg und Pinneberg zuständig. Er sitzt täglich in seinem Wagen, um etwa 260 Straßenkilometer zu kontrollieren. Anders als auf der Autobahn, werden „seine“ Straßen nur einmal in der Woche abgefahren. Schliewes Blick richtet sich auf die Straße, aber auch immer wieder nach oben auf die Bäume darüber. Schließlich muss er schauen, ob auch kein Ast auf die Straße fällt. Wie sein Kollege ist er für die Sicherheit auf der Straße verantwortlich. Mit etwa 40 Stundenkilometern bewegt sich sein Wagen durch Kaltenkirchen in Richtung Bundesstraße 4. „Gefährlich ist der Job schon“, sagt er, als er wieder einmal von einem überholenden Auto geschnitten wird. „Der Kollege auf der Autobahn hat eine Spur für sich, ich bin mitten auf der Straße.“

Hinter Kaltenkirchen muss er das erste Mal aus dem Wagen steigen, am Ende des Tages werden es 100- bis 200-mal gewesen sein, schätzt er. Hier hat der Sturm ein Schild umgedreht. Schliewe dreht es zurück und versucht, den nassen Boden mit seinen Schuhen zu befestigen. Als er weiterfährt, zählt er noch einige seiner weiteren Aufgaben auf. Er muss auch Bauanträge prüfen, wenn die Vorhaben an Bundes- oder Landstraßen liegen. Zudem muss er Baustellen kontrollieren und wie der Kollege auf der Autobahn Unfallschäden aufnehmen. Einen Schaden vor Bad Bramstedt behebt er ohne weiteren Papierkram. Hier hat offenbar jemand ein Schild umgefahren. „Wir haben viel mit Unfallflucht zu kämpfen, arbeiten aber auch eng mit der Polizei zusammen“, sagt er. Wie im Fall des Zauns um das Regenrückhaltebecken kurz hinter der Kurstadt. Hier haben Diebe einen kompletten Zaun abgebaut. Die Polizei hat das sofort gemeldet und die Straßenmeisterei schnell einen Drahtzaun um das Gelände gezogen. Direkt neben dem Becken steht eine der vielen Ampelanlagen, für die Schliewe ebenfalls verantwortlich ist. „Ich kann die Hardware selbst reparieren, die Software nicht“, erklärt er.

Ebenfalls schnell reparieren kann er kleine Schlaglöcher. Als er die B206 verlassen hat, fällt ihm kurz vor Schmalfeld eines ins Auge. Schliewe fegt das Wasser aus dem Loch, holt den Eimer mit Füllmasse aus dem Wagen und schaufelt sie hinein. „Jetzt verdichte ich das mit dem Pkw-Reifen“, sagt er, als er im Wagen zurück ist. Dann fährt er ein paar Mal über das frisch gefüllte Loch. „Das hält jetzt ein paar Jahre“, erklärt er und fährt weiter in Richtung Kaltenkirchen. In den Schmalfelder Kurven muss er zwei Schilder aufsammeln, die auf eine Ölspur hinweisen sollten. Bei Sturm und Regen sind sie umgefallen. Ihre Funktion erfüllen sie sowieso nicht mehr. Am Rand der Straße laufen derweil die Gräben über. Schliewe schaut, ob ein Rohr dicht ist. Das Wasser aber fließt durch. Hier ist alles voll. Ein paar Meter weiter rauscht das Wasser bereits den Radweg hinunter und dann auch über die Straße. Schliewe muss seine Kontrolle abbrechen. Hier muss er sofort aktiv werden und verständigt Kollegen und Vorgesetzten. „Mehr als Schilder aufstellen und die Geschwindigkeit runter setzen, kann ich auch nicht tun“, sagt er. Zwar ist er auf viele Eventualitäten eingestellt, aber das Schild „Fahrbahn überflutet“ hat er nicht an Bord. Das komme schließlich nicht so oft vor, erklärt er und macht sich erst einmal auf den Rückweg, um sich mit den betreffenden Schildern einzudecken. Denn wenn er auch gegen das Wasser nichts ausrichten kann – die Sicherheit der Autofahrer kann Schliewe so zumindest ein wenig verbessern.