In unserer Serie „Sattelfest“ stellen wir heute die Wittmoor-Ranch in Norderstedt vor. Besonders die Westernreiter kommen hier auf ihre Kosten

Gismo, der Trakehner-Wallach und Nemo, der Mischlingshund, sind ein eingespieltes Team und hören auf jedes Wort. Umsichtig und gekonnt leitet Westernreiter Andreas Bot aus Norderstedt seine Schützlinge über den Parcours: „Vor der Brücke Walk. Hund vor Brücke ablegen, darüber reiten. Stop, Hund abrufen, Hund bei Fuß.“ So verlangen es die Regeln.

Alles läuft bestens für das Trio in der Disziplin „Horse & Dog Trail“ beim EWU-Westernreitturnier auf der Reitanlage am Rantzauer Forst. Fehlerfrei meistern sie alle Hindernisse – vor-, rück- und seitwärts im Schritt oder höheren Gangarten. Das ist der Sieg.

Turnierleiter Peter Raabe, 55, sitzt in einem Zelt vor dem Computer und schaut aufmerksam zu. Er freut sich schon: Etliche Teilnehmer werden auch bei seinem Turnier am 4. Oktober auf der Wittmoor-Ranch in Norderstedt am Start sein.

Peter Raabe hatte den Hof vor sieben Jahren übernommen, umgebaut und zu einem beliebten Anlaufpunkt für Reiter und Hundefreunde gemacht. Lebensgefährtin Mareike Linsner ist Westernreiterin, ausgebildete Hundetrainerin und Verhaltensberaterin.

Auf der Wittmoor-Ranch stehen nicht die Pensionspferde oder die Hunde im Mittelpunkt, sondern vorwiegend die Western-Schulpferde – American Quarter Horses wie der 14 Jahre alte Wallach Bronze Centerd. Mit ihm hat Mareike Linsner in den Disziplinen Western Horsemanship, Western Pleasure, Trail, Reining und Horse & Trail etliche Siege und Platzierungen errungen.

„Fürs Westernreiten sind Quarter Horses, Paint Horses und Appaloosas am besten geeignet“, sagt Peter Raabe. „Im Prinzip kann man die Reitsport-Disziplin jedoch mit allen Pferderassen ausüben.“ Westernpferde müssen kräftig und ausdauernd sein, mit einem Stockmaß von 1,45 bis 1,55 Metern.

Raabe war 30 Jahre alt, als er das erste Mal auf einem Pferd saß. „Auf einer Faschingsparty in Harburg habe ich dann mit Freunden eine Gruppe von Westernreiterinnen kennengelernt, die sich als Cowgirls verkleidet hatten. Das war meine erste Begegnung mit dem Westernreiten.“ Peter Raabe ritt Turniere, er wurde u. a. Landesmeister in der Disziplin „Trail“, und später war er 15 Jahre lang Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg/Schleswig-Holstein der Ersten Westernreiter Union Deutschlands (EWU).

Im Wilden Westen Nordamerikas hat der Reitstil Westernreiten seinen Ursprung. Die Cowboys, täglich bis zu 16 Stunden im Sattel, stellten hohe Anforderungen an den Partner Pferd: Nervenstärke, Trittsicherheit im Gelände, Schnelligkeit und gutes Sprintvermögen. In heiklen Situationen musste es ruhig bleiben, ein ausgewogenes Temperament war wichtig.

Das gilt heute noch. Ein kurzes Signal muss für einen Befehl reichen, die Konzentration des Reiters gilt der Arbeit und nicht der „Reitkunst“. „Vollkommene Harmonie zwischen Mensch und Pferd zu erreichen ist das Ziel“, sagt Peter Raabe. Das Westernpferd soll mit einem Minimum an Hilfen auskommen und trotzdem jederzeit der Kontrolle des Reiters unterliegen.

Daraus resultiert auch das Reiten am angemessen losen Zügel sowie die einhändige Zügelführung auf Kandare beim ausgebildeten Pferd.

Schon zum dritten Mal richtet Peter Raabe Anfang Oktober ein EWU-C-Turnier aus. Die Resonanz unter den Westernreitern aus Norderstedt und Umgebung ist groß, deshalb musste er die Nennungsliste schon früh schließen: „Mehr als 70 Pferd/Reiterkombinationen dürfen nicht teilnehmen. Wir könnten den Zeitplan nicht erfüllen.“

Die Reiter treten an diesem Tag in korrekter Turnierkleidung an – mit langärmeligem Oberteil, mit Helm oder Hut und knöchelhohem Schuhwerk. Für die Pferde sind nur Wassertrensen oder Bosal (gebisslose Zäumungen) zugelassen.

40 Prüfungen stehen auf dem Programm, darunter einige mit exotisch klingenden Namen wie Western HorsemanshipWalk/Trot Trail, Walk/Trot Pleasure, Reining (war 2002 in Jerez/Spanien Disziplin bei den Weltreiterspielen), Western Pleasure, Spoon and Egg Race, und natürlich Horse & Dog Trail. Eine Übung, für die auch Mareike Linsners Lieblingshündin Elli gut geeignet ist.

Weiter im Programm: Die Sonderprüfung „Sole oper“, in der Bodenstangen möglichst fehlerfrei im Galopp übersprungen werden müssen. Und zum Schluss der Clou: „Western Pleasure“, eine Prüfung, bei der die Reiter ein gefülltes Sektglas in der Hand haben.

Am kommenden Montag stellen wir in der Serie „Sattelfest“ die Reitanlage Lindenhofin der Gemeinde Tangstedt vor.