Nach erneuter Prügelattacke vor der Disco will der Bürgermeister mit Polizei und Betreiber über Maßnahmen beraten

Henstedt-Ulzburg. Ein Jochbeinbruch – das ist die vergleichsweise glimpfliche Bilanz des jüngsten Gewaltausbruchs vor dem Joy in der Nacht auf Sonntag. Bürgermeister Stefan Bauer kündigt als Reaktion auf die Attacke jetzt an, sich persönlich um die Sicherheit dort kümmern zu wollen. Möglichst bald will er sich mit Joy-Betreiber Eric David und Polizeichef Jens Rossow zusammensetzen und mögliche Maßnahmen erörtern. Stefan Bauer war vor seiner Wahl zum Bürgermeister selbst Polizist und arbeitete zuletzt als stellvertretender Abteilungsleiter beim Landeskriminalamt in Hamburg.

Vier bis sechs Männer waren es, die am frühen Sonntagmorgen um 4 Uhr einen 28-Jährigen aus Kaltenkirchen zusammengeschlagen hatten. Gemeinschaftlich traten sie vor dem Joy auf das Opfer ein – auch als der junge Mann bereits auf dem Boden lag. Die Täter ließen erst von ihm ab, als der Sicherheitsdienst des Joy sie vertrieb. Das Opfer war zunächst nicht ansprechbar und erlangte das Bewusstsein erst wieder, als die Polizei eintraf. Die Polizei fahndet derzeit nach den Tätern und wertet das Videomaterial der Kamerabilder aus. Sie vermutet, dass die Täter Gäste des Joy waren.

Die Attacke ist nicht die erste dieser Art und dürfte erneut für Diskussionen um die Sicherheit der Disco-Besucher im Umfeld des Joy sorgen. Zuletzt war im Januar der 32-jährige Christian S. von vier jungen Männern zusammengeschlagen worden. Auch damals traten die Täter vor dem Joy noch auf ihr Opfer ein, als es schon am Boden lag. Christian S. erlitt ein Schädelhirntrauma und bangte im Krankenhaus tagelang um sein Augenlicht. Mittlerweile geht es ihm wieder besser, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den mutmaßlichen Haupttäter wegen gefährlicher Körperverletzung. Christian S. kannte die Täter nicht, auch die Attacke am Sonntagmorgen erfolgte der Polizei zufolge willkürlich.

Als Reaktion auf die Diskussion um die Sicherheit im Umfeld, hatte Joy-Betreiber Eric David im April angekündigt, sich für einen privaten Sicherheitsdienst im Gewerbegebiet Nord einsetzen zu wollen. Finanziert werden sollte dieser durch die in dem Gebiet ansässigen Unternehmen. Der Polizei zufolge gibt es diesen Sicherheitsdienst bis heute nicht. Joy-Chef Eric David wollte sich dazu nicht äußern.

Darüber und über weitere mögliche Maßnahmen will Bürgermeister Bauer mit Rossow und David reden. Zudem wird er das Thema bei einem Treffen mit den Unternehmern des Gewerbeparks ansprechen. „Ich werde mich dem Problem persönlich annehmen“, sagt Bauer. Auf den Prüfstand müsse unter anderem die Frequenz der nächtlichen Polizeistreifen, die vor dem Joy nach dem Rechten sehen. In den Aufgabenbereich der Gemeinde falle auch eine Verbesserung der Beleuchtung im Umfeld. „Eine extreme Maßnahme wäre eine Videoüberwachung. Dabei muss man sich allerdings Fragen, ob man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießt“, so Bauer. Für die konkrete Gefahrenabwehr sei zudem die Polizei zuständig.

Die schätzt die Lage unterdessen nicht als dramatisch ein. Im Umfeld des Joy sei es momentan relativ ruhig. Die Polizei sei dennoch verstärkt präsent. „Jede dieser Taten ist eine zu viel“, erklärte eine Sprecherin. Thomas Pütz, Chef von Pütz Security, beurteilt die Lage am Joy anders. „Ich finde es teilweise beängstigend, was dort passiert“, sagt er. „Die Vielzahl der auftretenden Fälle ist schwer nachvollziehbar.“

„Die Angst vor allem der Eltern kann ich natürlich verstehen“, sagt Bauer. Im Rahmen der Bestandaufnahme müsse aber auch diskutiert werden, ob mehr Polizeipräsenz überhaupt etwas brächte, außerdem sei die Polizei in Schleswig-Holstein generell zum Sparen gezwungen. Er will jetzt klären, wo genau die rechtliche Zuständigkeit des Joy aufhört. „Außerdem ist immer die Frage, welche moralische Verantwortung der Betreiber hat und welchen Ruf er haben möchte“, sagt Bauer. Da könne man nur appellieren, schließlich seien die Vorfälle auch für das Joy geschäftsschädigend.