Joachim Grabbe erhält am 7. September den Kulturpreis der Getraud-und-Heinz-Manke-Stiftung

Henstedt-Ulzburg. Als er 1995 nach Henstedt-Ulzburg zog, wollte er so gern mitmachen, mitspielen und die Kultur von Schleswig-Holsteins größtem Dorf mitgestalten. „Doch man ließ mich nicht so richtig“, sagt Joachim Grabbe. Und wendete sich wieder seiner alten Heimat Altona zu. Jetzt kommt Henstedt-Ulzburg zu ihm. Der 73-Jährige wird am Sonntag, 7. September, mit dem Kulturpreis der Gertraud-und-Heinz-Manke-Stiftung ausgezeichnet.

Die Feier beginnt um 11 Uhr in der Kulturkate am Beckersberg. Nur vier Vorschläge haben die Bürger für den Kulturpreis 2014 unterbreitet. Der Preis wird jedes zweite Jahr verliehen und ist mit 2500 Euro dotiert. Grabbes Vorgänger sind beispielsweise der Maler Albert Christoph Reck (2012), die Vibrafon- und Jazz-Legende Wolfgang Schlüter (2010) und die Pianistin Edda Blufarb (2004).

Der Preis würdigt nicht nur Leistungen in der Bildenden Kunst, der Literatur und der Musik, sondern auch der Denkmal- und Heimatpflege – und das trifft auf Joachim Grabbe zu, hat er doch immerhin bis jetzt 22 Meilensteine auf der 92,3 Kilometer langen Kunststraße Hamburg-Altona/Kiel gesetzt, die 1828 vom Dänenkönig Friedrich Rex VI. beauftragt wurde. Am Mittwoch setzte Grabbe an der Holstenstraße 30 in Hamburg-Altona den vorerst letzten von 29 Meilensteinen.

Grabbe stellt die Meilensteine aus Granit selbst her und meißelt die Gravur mit Dänen-Krone und Jahreszahl ein. Auch in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg hat er mit Hobby-Historikern wie Gerd Meincke und Wolf-Rüdiger Wendt, die sich die Steinläuse nennen, verschollene alte Meilensteine durch neue ersetzt, beispielsweise an der Essener Straße/In den Tarpen, Ulzburger Straße, Höhe Lidl-Markt, und in der Industriestraße in Ulzburg-Süd.

Die Liebe zu den Meilensteinen trieb auch kuriose Blüten, beispielsweise als Joachim Grabbe den steinernen Zeugen mit Pinsel und roter Farbe auf den Granit rückte, um die Inschrift zum Leuchten zu bringen. Das gefiel dem Landesamt für Denkmalschutz gar nicht, und Grabbe musste die Farbe wieder abputzen.

Die Idee zu den Meilensteinen kam ihm während seiner Stadtteilführungen durch Eimsbüttel entlang der preußischen Grenze. „Ich habe Platten entlang dieser Grenze gesetzt, damit ich den Menschen zeigen kann, wo die Grenze verlief“, sagt Grabbe. Auch die Platten arbeitet und setzt er selbst. In Eimsbüttel kennt er jeden Stein, denn seine Eltern betrieben in Hamburgs Stadtteil eine Wäscherei, und er trug die Wäsche zu den Kundinnen. „Da hört und sieht man viel“, sagt Grabbe mehrdeutig.

Doch mit Meilensteinen und Grenzplatten ist ein Mann wie Joachim Grabbe noch lange nicht ausgefüllt. Mit Leidenschaft widmet er sich seit mehr als 50 Jahren dem Erhalt der niederdeutschen Sprache. Dafür gab es im April das Bundesverdienstkreuz. Er unterrichtet Plattdeutsch in Schulen, spielt seit 1959 beim Altonaer Amateurtheater plattdeutsche Stücke, manchmal seine eigenen. 14 niederdeutsche Komödien schrieb er bis jetzt, darunter 2004 ein Volksstück über das alte Ulzburg, seine Zollstelle und Großbauern. „Olseborg“ titelte er das Stück nach einer alten Landkarte. Grabbe übersetzte elf Theaterstücke ins Plattdeutsche, schrieb 19 Bücher und ist an 15 Anthologien beteiligt.

„Ich mache auch viele Lesungen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Nur in Henstedt-Ulzburg hat mich noch niemand gefragt“, sagt Grabbe und lächelt.