Mitten in Frankreich in der hügeligen Landschaft Burgunds liegt das winzig kleine Dorf Taizé. Hierhin hat es nach dem Zweiten Weltkrieg ein paar christlich engagierte Männer um den Schweizer Pfarrer Roger Schutz verschlagen. In diesem winzigen Dorf gab es nichts weiter als eine alte Kirche mit einer wunderbaren Akustik und einigen eingefallenen Häusern.

Hier ließen sie sich nieder, um die Ereignisse des Krieges zu verarbeiten und Wege zu suchen, wie Menschen in Versöhnung und Frieden miteinander leben können. Für sie war klar: die Anbetung Gottes gehört für ihren Alltag dazu wie das Essen und Trinken. Dreimal täglich versammelten sie sich in der kleinen Kirche und sangen einfache wohlklingende Gesänge, in denen sie Gott anbeteten. Ansonsten gingen sie unterschiedlichen Tätigkeiten nach – je nachdem, was sie gelernt hatten.

Irgendwann einmal im Sommer kamen Besucher vorbei. Sie hatten sich verirrt, es war spät abends und sie keine Chance mehr auf Weiterkommen. Die Brüder, wie sie sich nannten, nahmen diese Menschen freundlich auf, gaben ihnen ein einfaches Mahl und luden sie zu ihren Gottesdiensten in die kleine Kirche ein. Die Besucher waren beeindruckt von der Gastfreundschaft und der Frömmigkeit.

Wieder zu Hause erzählten sie von ihren Erlebnissen in Taizé. Immer mehr Menschen, die auf der Suche nach Versöhnung und Frieden und einem Leben in Einklang mit Gott waren und sind, haben diesen Ort aufgesucht. Für viele waren diese Begegnungen prägend für ihr ganzes Leben.

Heute ist Taize ein sehr bekannter Ort. Tausende von Menschen, hauptsächlich junge Menschen, kommen jedes Jahr dorthin, um unter ganz einfachen Verhältnissen eine Woche lang Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten zu begegnen und in den dreimal am Tag stattfinden Gottesdiensten die einfachen Gesänge zu singen, zu schweigen und zu beten. So entsteht Verständnis für andere Menschen und andere Lebensumstände.

Ich bin gerade wieder in Taizé gewesen. Und habe ein Gebet mitgebracht, das wir dort immer gebetet haben: Gott der Liebe, du bist uns nahe. Deine Gegenwart ist unsichtbar, aber du lebst auf dem Grund unserer Seele, selbst wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.

Christina Henke ist Pastorinan der Thomaskirche Glashütte