Am Alsterlauf bei Wulksfelde eskaliert der ewige Streit zwischen Naturliebhabern und Hundehaltern

Tangstedt. Hundehalter und Naturliebhaber geraten am idyllischen Alsterlauf nahe Wulksfelde schon seit Jahren immer wieder aneinander. Nun scheint die Lage zu eskalieren: Ein unbekannter Hundehasser hat Rattengift auf einer bei Hundehaltern beliebten Wiese direkt am Alsterlauf im Staatsforst Hamburg an der Wulksfelder Straße ausgelegt.

Polizeihauptkommissar Volker Schmidt von der Wache in Tangstedt hat die grellblauen Gift-Brocken auf der Wache gesichert. Gut zwei Hände voll davon hat er in einem Hundekotbeutel gesammelt – Beweisstücke. „Dieses Gift sorgt bei Ratten über Blutverdünnung dazu, dass sie innerlich verbluten“, sagt Schmidt. Wenn der Hund Rattengift verschluckt hat, ist das ein akuter tiermedizinischer Notfall, der ein sofortiges Handeln notwendig macht. Die Symptome der meisten Rattengifte zeigen sich erst zeitversetzt, um schleichend innere Organe zu zerstören. Dies ist besonders heimtückisch. Ohne lebensrettende Maßnahmen durch den Tierarzt würde der Hund sehr wahrscheinlich sterben oder schwerste Schäden davon tragen.

Die Gift-Brocken lagen völlig offen auf der Wiese. Zwei Anzeigen sind bei der Schmidt eingegangen, zuletzt wurde ihm am vergangenen Freitag ein Rattengiftfund übergeben. „Wir ermitteln wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung.“

Für wahrscheinlich hält es der Hauptkommissar, dass der Täter gezielt gegen die Hundehalter vorgehen will, die im Wald entgegen den Bestimmungen des Landeswaldgesetzes ihre Hunde unangeleint, abseits der Wege laufen lassen. „Es liegt uns auch ein anonymes Schreiben vor, das jemand bei uns in den Briefkasten geworfen und auch im Wald ausgehängt hat“, sagt Schmidt. Darin werden Hundehalter eindringlich an den Schutz der Natur erinnert und daran, wie wichtig es für die Tiere des Waldes sei, dass gewisse Zonen ungestört bleiben.

Genau das wird immer wieder zum Streitpunkt am Alsterlauf. Deswegen ist die Suche nach Ansprechpartnern am Montag vor Ort schwierig. Keiner möchte sich mit seiner Meinung und Namen in der Zeitung wiederfinden. Eine Hundehalterin geht mit ihrem Hund im Wald spazieren – das Tier an der Leine. „Das machen hier die wenigsten – und ich auch nicht immer“, sagt sie. Rattengift auszulegen, verurteilt die Frau. „Doch viele Hundehalter führen sich hier wirklich schlecht auf, lassen ihre Tiere überall hinlaufen. Die Natur hat auch ihre Rechte – nicht nur der Hund.“

Selbstkritik, die nicht verbreitet ist. Keine 500 Meter weiter schlendert ein Paar mit einem großen Mischling durch den Wald. Während sich die Menschen lebhaft unterhalten, streunt der Hund unangeleint durchs Unterholz. Ein älteres Spaziergänger-Paar – ohne Hund – ist entrüstet, dass jemand Gift ausgelegt hat. „Aber die Hundehalter tragen auch selbst dazu bei, dass sie keiner leiden kann. Die lassen ihre Hunde frei laufen und vertreiben Tiere wie den Eisvogel in der Alsterböschung“, sagt die ältere Dame.

Die Polizei Tangstedt hat bisher keine Erkenntnisse, ob es bei Hunden, die die Waldwiese in der Vergangenheit als Freilauf nutzten, zu Vergiftungserscheinungen gekommen ist. „Entsprechende Gerüchte aus dem Dorf konnten bisher nicht bestätigt werden“, sagt Volker Schmidt.

Nicht nur für die Hunde ist das Gift eine Gefahr. Die Nagetiere des Waldes fressen das Gift. Sie sind wiederum die bevorzugte Beute von Greifvögeln in der Region. Und so verbreitet sich das Gift in der gesamten Nahrungskette und gefährdet viele wild lebende Arten. Schmidt: „Den Tieren wird unnötiges Leid zugefügt. Nicht auszudenken wäre es, wenn im Wald spielende Kleinkinder durch das Gift zu Schaden kämen.“

Angesichts der Lage erinnert die Polizei Tangstedt an die wichtigen Verhaltensregeln im Wald: Hundehalter dürfen ihre Vierbeiner dort nur auf den Wegen und angeleint führen. Wem das zu unbequem ist, der kann den Hundefreilauf am Glashütter Weg nutzen. So könnten verantwortungsvolle Hundehalter der Gift-Gefahr im Wald aus dem Weg gehen und alle Gesetze einhalten.

Wer Hinweise auf den Täter geben kann, meldet sich bei Volker Schmidt auf der Polizeistation Tangstedt unter der Telefonnummer 04109/9282.