Familie Harder hat sich von Solar-Pionier Holger Laudeley das erste Balkonkraftwerk in Norderstedt installieren lassen

Norderstedt. Während die Monteure der Firma Laudeley am Gründonnerstag gerade dabei sind, die Solarmodule am Gitter der Dachterrasse zu montieren, fährt Hausbesitzer Günter Harder, nun Norderstedts erster Betreiber eines Balkonkraftwerkes, Sekt und Salzgebäck für die Gäste auf. Die da sind: Der Erfinder der Solar-Idee, Holger Laudeley, und die Aktiven des Arbeitskreises Erneuerbare Energien der „ZukunftsWerkStadt“ Norderstedt. Sie feiern diesen Moment gemeinsam. Und dabei liegt irgendwie auch ein Hauch von Anarchie und zivilem Ungehorsam in der Luft.

„Wissen Sie, die Energie-Konzerne hassen uns wie die Pest“, sagt Holger Laudeley. „Die wollen nicht, dass diese Balkonkraftwerke an den Häusern der Menschen hängen. Denn das nimmt ihnen einen Teil ihres Profits.“ Der Diplom-Ingenieur aus Ritterhude bei Bremen nimmt diesen Kampf gegen die Energieriesen gerne an. „Ich habe das ganze Geld, das ich mit Fotovoltaik-Anlagen verdient habe, in die Entwicklung des Balkonkraftwerkes gesteckt – und nicht wie viele meiner Kollegen in ein schönes Leben mit Ferrari.“ Sein Geld und seinen Idealismus widmet Laudeley dem einen Ziel: „Meine Solarmodule sollen Palettenware im Baumarkt werden, die sich jeder mit nach Hause nimmt und im Handumdrehen selbst verbaut.“

Bei den Harders wird deutlich, dass der Aufwand für das Balkonkraftwerk wirklich nicht erheblich ist. Die beiden etwa 30 Kilogramm schweren, 80 auf 160 Zentimeter großen Module können mühelos von zwei Monteuren mit ein paar Handgriffen am Balkongitter angeschraubt werden. Dann heißt es nur noch Stecker in die Steckdose – und das Kraftwerk nimmt den Betrieb auf.

Die beiden Module sollen jährlich etwa zehn Prozent des Stromes einsparen

„Die Energieunternehmen suggerieren den Kunden gerne, dass es einen enormen Aufwand bedeute, diese Anlagen in einem Haus zu installieren, dass Kabel verlegt, Zähler montiert und Wände aufgerissen werden müssen. Alles Quatsch“, sagt Laudeley. Günter Harder etwa hat lediglich eine Steckdosenleiste von außen auf die Dachterrasse gelegt. Sobald die Module am Netz sind, speisen sie im Jahr zwischen 150 und 180 Kilowattstunden Strom in das Netz des Hauses ein. „Strom geht immer den Weg den geringsten Widerstandes“, sagt Laudeley. Das heißt, zunächst in die Geräte, die am Netz des Hauses hängen. Wenn die Sonne scheint und die Waschmaschine läuft, dann dreht sich der Stromverbrauchszähler im Keller von Günter Harder demnächst deutlich langsamer.

Die beiden Module, genannt e-cube, können jährlich etwa zehn Prozent des Stromes einsparen, den ein Einfamilienhaus benötigt. Es gibt zwei Varianten der Module, die 200 Watt Leitung haben: Eines mit und eines ohne Lithium-Ionen-Akku. Sprich, ein Modul speist immer ins Netz, was gerade produziert wird, und das andere gibt die produzierte Menge Strom abends über seine Batterie an das Hausnetz ab. „Mehr als sechs Module lassen wir in einem Haushalt nicht zu. Die Menge des produzierten Stroms wäre zu groß und würde verschenkt“, sagt Laudeley.

Eine Förderung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz gibt es nicht

Die Module kosten 500 und 800 Euro (mit Akku). Wer sie sich montiert, bekommt keine Förderung vom Staat aus dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Laudeley: „Wollen wir auch nicht. Wir sind gegen das EEG. Ich brauche keine Förderung, wenn ich auf meinem Balkon so günstig Strom produzieren kann.“

Günter Harder hat auf seinem Dach bereits eine thermische Solaranlage zur Warmwasserbereitung stehen. „Ich habe nur gute Erfahrungen damit gemacht und meine Verbrauchskosten pro Jahr damit deutlich gesenkt.“ Als er im Hamburger Abendblatt von der Suche nach einem Pionier las, der für die kostenlose Montage eines Laudeley-Balkonkraftwerkes gesucht wurde, schlug er schnell zu. „Ich finde, dass sich die Module sehr gut auf dem Balkon machen. Die sind schwarz und silber und stören mich überhaupt nicht an der Fassade.“

Damit die beiden Module nicht zu viel Schatten bekommen, muss zwar ein kleines Bäumchen vor der Terrasse weichen. „Aber das wollte ich ohnehin schon lange weg haben“, sagt der Norderstedter. Die nachhaltige Produktion von günstigem Strom auf seiner Terrasse ist ihm weitaus wichtiger.

Holger Laudeley hofft auf viele Nachahmer in Norderstedt und darauf, dass immer mehr Konsumenten so wie er den Kampf gegen die „profitgierigen Energiekonzerne“ aufnehmen. Die Feinde seiner Balkonkraftwerk-Idee sitzen aber auch in Fernost. „Ich habe Anrufe und E-Mails von einem chinesischen Hersteller bekommen. Der wollte höflich anfragen, ob ich nicht die Konstruktionspläne für den e-cube rausrücken würde.“ Darüber konnte Laudeley nur lächeln. Nachbauversuche anderer Konkurrenten seien bisher alle gescheitert. „Ich werde den e-cube demnächst komplett ,Made in Germany’ bauen – bis auf die Akkus, da sind die Japaner einfach weiter als alle anderen.“

Mehr Informationen zum Balkonkraftwerk gibt es auf der Internet-Präsenz von Holger Laudeley unter der Adresse www.laudeley.de.