Familie Clarus wurde Opfer einer Firma. TV-„Bauretter“ übernahmen den Fall

Lentföhrden. Das eigene Haus mit Garten, 670 Quadratmeter Grundstück mit Schaukel und Sandkiste für die drei Kinder – das sollte für Familie Clarus ein Baustein zum Glück werden. Doch der Neubau in Lentföhrden wurde für das Ehepaar zum Albtraum. „So viel Pfusch am Bau haben wir selten erlebt“, sagt Manuela Reibold-Rolinger. Die Fachanwältin für Bau-, Architekten- und Immobilienrecht gehört zu den Menschen, die Familie Clarus davor bewahrt haben, „ins Unglück zu stürzen“, wie Kirstin Clarus, 34, sagt.

Die Juristin Reibold-Rolinger arbeitet als Rechtsexpertin für „Die Bauretter“, eine TV-Serie, die auf RTL 2 erfolgreich läuft. Fachleute und Handwerker helfen Bauherren und Sanierern, wenn am Bau gepfuscht wurde. Hunderte von Bewerbungen gehen bei dem Sender ein, das Team sucht die passenden Fälle aus und hat sich auch für Familie Clarus entschieden. „Und uns wirklich gerettet“, sagt Kirstin Clarus.

Die Familie hatte ein Grundstück im Neubaugebiet Übern Weddel gefunden und sich für einen Bauunternehmer aus der Region entschieden. „Wir dachten, das ist eine gute Idee, weil die Entscheidungswege kurz sind und man sich immer mal wieder über den Weg läuft“, sagt der 32 Jahre alte Nicolai Clarus. 120.000 Euro sollte das Einzelhaus kosten. Vertraglich vereinbart waren sechs Monate Bauzeit ab Mai 2013.

Die Finanzen der Familie waren erschöpft, und die Nerven lagen blank

Doch schon kurz nach Baubeginn kamen den künftigen Hausbesitzern erste Zweifel. Die Bodenplatte ragte 45 Zentimeter über die Außenmauern hinaus. „Das ist eine Wärmebrücke, weil über die Fundamentplatte Wärme entweicht“, sagt John Kosmalla, Architekt bei den „Baurettern“. Der Sommer war warm, ideal für den Hausbau. Doch der ruhte. Angeblich seien alle Handwerker ausgebucht, teilte der Unternehmer mit. „Immer wieder verzögerten sich die Arbeiten“, sagt die Bauherrin. Höhepunkt war das Richtfest. Freunde und Verwandte waren eingeladen, was fehlte, war der Dachstuhl.

Die Liste der Baumängel wuchs. Der Trockenbauer aus Brandenburg verkleidete das Dach von innen in „schönster Wellenform“. Das Fenster im Bad ließ sich nicht mehr öffnen, die Treppe ins Obergeschoss kam erst lange gar nicht und dann schief ins Haus. Die Fußbodenheizung in den Bädern wurde entgegen den Regelungen im Vertrag nicht eingebaut, hinter den Fensterbänken fehlte die Isolierung. „Da wäre das Wasser dahinter gelaufen“, sagt Kirstin Clarus, die Weihnachten nicht im eigenen Haus, sondern bei den Eltern verbrachte und nun endgültig die Nase voll hatte. Zumal sie und ihr Mann den Bauunternehmer immer wieder schriftlich aufgefordert hatten, Mängel zu beseitigen. „Doch passiert ist nichts“, sagt Clarus, die Finanzen der Bauherren waren erschöpft, die Nerven lagen blank.

Silvester der Tiefpunkt. Die beiden saßen im halb fertigen Haus, ohne fließend Wasser, mit Wärme von Radiatoren, den Tränen nahe, Tristesse statt Fröhlichkeit. Und eine Idee: „Wir sollten uns bei den ,Baurettern’ bewerben, vielleicht haben wir Glück“, sagte die Mutter von drei Kindern, klappte das Notebook auf und schickte gleich eine Mail los.

Die beiden hatten die Serie schon ein paar Mal gesehen und immer gedacht: Hoffentlich passiert uns das nicht. Das Team des TV-Senders meldete sich, wollte immer mehr wissen, schickte schließlich Gutachter. Da war aus der Idee fast schon Gewissheit geworden, dass Hilfe nah ist. Doch endgültig stand die Rettung erst wenige Stunden vor Arbeitsbeginn fest, als die Familie abgeholt und in eine Ferienwohnung in der Nähe gebracht wurde.

Fünf Tage wirbelten die Handwerker im verpfuschten Haus der Familie Clarus, richteten die Treppe, sägten die Bodenplatte ab, ergänzten die Dämmung, entschärften das Gasrohr, das, so Nicolai Clarus, lebensgefährlich hätte werden können. Nackt habe es im Beton gesteckt, und hätte das Setzen des Hauses wahrscheinlich nicht ohne Risse überstanden. Die Gärtner von Smykalla Gartendesign machten den Garten schön, spendierten Material.

Dann kehrte die Familie zurück, begleitet von Filmteams und zunächst mit Masken vor den Augen. „Als wir sehen durften, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Der Gang durchs neue Haus war wie ein Überraschungsei nach dem anderen“, sagt Clarus, der zwar mit dem Bauunternehmer noch im Rechtsstreit wegen Schadenersatz liegt, jetzt aber „überglücklich“ ist, dass der Albtraum ein doch noch ein glückliches Ende gefunden hat.

Im Mai soll die Folge auf RTL 2 ausgestrahlt werden.