Der neue Landrat heißt Jan Peter Schröder. Jutta Hartwieg will nun erst mal ihre Hochzeitsreise nachholen

Kreis Segeberg. „Das Leben geht weiter“, sagte Jutta Hartwieg, nachdem feststand, dass sie ihren Landratsposten abgeben muss. So sieht es auch Jan Peter Schröder, der sein Leben in den nächsten Wochen ebenfalls neu sortieren muss: Er zieht von Schwerin in den Kreis Segeberg und tritt am 1.September seinen Dienst als Chef der Kreisverwaltung Segeberg an. Sein Sieg kam für manche überraschend, eine Sensation war er nicht: Der 46 Jahre alte Jurist ist als einziger der drei Kandidaten ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann, der sich von 2003 bis 2006 einen guten Ruf als Leiter der Kommunalaufsicht im Kreis Segeberg erworben hatte. Die Landratswahl blieb bis zur letzten Minute spannend.

Der künftige Landrat möchte ein „Wir-Gefühl“ im Kreis Segeberg schaffen, er will die Außendarstellung der Kreisverwaltung verbessern. „Wie sind ein Dienstleister, der effektiv, effizient und mitarbeiterorientiert arbeiten muss, da gibt es eine Menge zu tun“, sagte Jan Peter Schröder, als er nach seiner Wahl auf seine Ziele angesprochen wurde. Er versprach, parteiübergreifend zu arbeiten. Vor seinem Dienstantritt wolle er Gespräche mit der scheidenden Landrätin und den Fachbereichsleitern führen, um einen reibungslosen Übergang zu schaffen. Bis zum 1. September will er im Umkreis von Bad Segeberg für sich und seine Familie ein neues Zuhause gefunden und nach Möglichkeit auch bezogen haben. „Der Termin passt sehr gut, weil meine Tochter dann in die dritte Klasse kommt.“

Jan Peter Schröder ging, so schien es, völlig entspannt in die Landratswahl. Als einziger der drei Kandidaten zeigte er bei seiner Vorstellungsrede keine Nervosität. Der bekennende Motorradfahrer breitete in seiner 15-minütigen Rede ein Panorama der Möglichkeiten aus: Der Kreis Segeberg, so stellte er fest, habe viel Potenzial. Er habe sich vorgenommen, das Ehrenamt zu stärken und regte die Einrichtung einer öffentlichen Anlaufstelle für das Ehrenamt an. Seine Souveränität unterstrich er mit kleinen Gesten: Während der Vorstellungsrede entdeckte er alte Weggefährten aus seiner beruflichen Zeit im Kreis Segeberg, sprach sie mit Namen an und winkte ihnen vom Rednerpult aus spontan zu.

Ein Selbstgänger war seine Wahl dann allerdings nicht – ganz im Gegenteil. Im ersten Wahlgang bekam Schröder die wenigsten Stimmen. Für den Kandidaten der Grünen, Linken, FDP und Piraten stimmten 14 Kreistagsabgeordnete. Eine Stimme aus dem Kreis der Fraktionen, die ihn vorgeschlagen hatten, fehlte also. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Claus Peter Dieck bekam offenbar alle Stimmen der CDU-Fraktion (24), während bei der SPD-Kandidatin Jutta Hartwieg eine „Leihstimme“ auftauchte: Die SPD hat 16 Sitze im Kreistag, für ihre Kandidatin stimmten aber 17 Abgeordnete. Im zweiten Wahlgang änderte sich das Bild. Kreispräsident Winfried Zylka hatte den Strippenziehern im Kreistag die Möglichkeit eröffnet, innerhalb einer 45-minütigen Pause Allianzen zu bilden. Das Ergebnis: Im zweiten Wahlgang erhielt Claus Peter Dieck 23, Jan Peter Schröder 22, Jutta Hartwieg nur zehn Stimmen.

Damit war offensichtlich, dass ein Teil der SPD-Fraktion ihre Kandidatin fallen gelassen hatte. „Ich habe in der Pause versucht, mit den Grünen, Piraten, Linken und der FDP zu sprechen“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Edda Lessing. „Aber niemand war bereit, für Jutta Hartwieg zu stimmen.“ Sie gab darauf den Fraktionszwang auf, zumal ihr klar war, dass nicht alle SPD-Abgeordneten Freude an der Kandidatur der amtierenden Landrätin hatten. Schon vor dem Schlachthof-Skandal und dem Fall des „Kellerkindes“ habe auch es auch bei der SPD Kritik an Jutta Hartwiegs Amtsführung gegeben.

Im dritten Wahlgang, an dem Jutta Hartwieg nicht mehr teilnehmen durfte, votierten dann offensichtlich alle SPD-Abgeordneten für Schröder, der schließlich auf 31 Stimmen kam. Claus Peter Dieck konnte immerhin die im zweiten Wahlgang verlorengegangene CDU-Stimme wieder „einfangen“: Auf ihn entfielen 24 Stimmen. Es hätten 25 sein können, aber die Norderstedter CDU-Abgeordnete Ute Algier fehlte wegen Krankheit. Nach viereinhalb Stunden stand das Ergebnis fest.

Claus Peter Dieck nahm seine Niederlagen gefasst auf, aber er mochte auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen: Er wisse noch nicht, ob er Fraktionsvorsitzender der CDU und stellvertretender Landrat bleiben wolle. Er werde sich das überlegen, sagte aber auch, dass es sich dabei um keine „Schmollreaktion“ handele.

Jutta Hartwieg weinte hemmungslos, freute sich aber auch über einen minutenlangen Applaus der Abgeordneten, nachdem Kreispräsident Zylka sich bei ihr für die geleistete Arbeit bedankt hatte. Sie will mit ihrem Mann jetzt eine Hochzeitsreise mit unbekanntem Ziel antreten.